Test: Land Rover Range Rover Velar

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Dazu kommt ein gutes Platzangebot und eine Verarbeitung, die um Welten oberhalb dessen liegt, was wir vor längerer Zeit in einer der ersten Jaguar F-Pace gesehen haben. Land Rover hat hier sichtbar viel Mühe in Materialauswahl und Verarbeitung gesteckt – mit Erfolg. Man muss schon suchen, um beispielsweise eine nicht einhundertprozentig sauber eingepasste Heckklappe zu finden. Auch der billige Kunststoff, der sich hinter den ausfahrenden Türgriffen zeigt, passt nicht in diese ansonsten sehr feine Umgebung. Gleiches gilt für die Verkleidung der B-Säule, die nach 15.000 Kilometern arg mitgenommen aussah.

Auto-Massage

Mein Kollege Christian fand die farbliche Zusammenstellung im Testwagen furchtbar, mir gefiel der helle Farbton ganz gut. Wir waren beide irritiert, als während der Fahrt die Massage startete. Christian vermutete ein Bug, ich eine Verknüpfung mit der Müdigkeitserkennung. Zumindest ein Bug ist es nicht, vielmehr gibt es in den Tiefen der Menü-Struktur die Funktion „Auto-Massage“, die aktiviert war. Leider lässt die ansonsten sehr umfangreiche Bedienungsanleitung offen, nach welchen Kriterien bestimmt wird, wann eine Massage nötig ist. Sollte es tatsächlich mit einer erkannten Müdigkeit zusammenhängen, wäre die Erkennung einer solchen unglaublich schnell. Denn bei mir lief sie einige Male schon nach rund 200 Metern an – ein zarter Hinweis auf die Arbeitsbelastung in der Redaktion? Da die Massage angenehm ist, fand ich ihren Aktionismus sympathisch.

Stark gewöhnungsbedürftig ist die Bedienung im Velar. Alles sieht sehr modern aus. Es gibt drei Displays, die sich in einer zunächst unfassbar scheinenden Tiefe variieren lassen. Wir empfehlen dringend, diese Möglichkeiten im Stand zu erkunden, denn unterwegs lenkt das enorm ab. Nicht jede mögliche Konfiguration erscheint sinnvoll, so wird in einer beispielsweise gleich dreimal das aktuelle Tempo angezeigt. Bei Verstellen des Kombiinstrumentes fiel zudem auf, dass die linke Bedieneinheit auf dem Lenkrad etwas störrisch war – nicht immer, aber eben ab und zu. Es sind manchmal scheinbare Kleinigkeiten, die den Umgang im Alltag prägen. Sehr gut finde ich, dass es zwei Drehregler gibt: Einen für die Lautstärke und einen, der menüabhängig agiert.

Clever

Die beiden Touchscreens in der Mittelkonsole reagieren gut auf Eingaben, allerdings ist die Kombination aus glänzender Oberfläche und strahlender Sonnenschein keine, die besonders gut miteinander harmoniert. Dann ist nur mit Mühe etwas auf den Bildschirmen zu erkennen – ein Umstand, der auch bei längerem Gebrauch wirklich nervt. Ganz allgemein muss man sich in die Bedienung einarbeiten: Ohne Hinsehen die Temperatur verstellen oder einen Radiosender wechseln – diese Zeiten sind Dank Touchscreen vorbei. Eine Mode, die nicht jeder lieben wird, wenngleich Land Rover hier keine Ausnahme ist. Die deutsche Konkurrenz macht es in diesem Segment vielfach nicht anders.

Zwei Dinge hat Land Rover dagegen clever gelöst: Oben gibt es vier Desktops, zwischen denen man wechseln kann. Einen davon kann man sich nach seinem eigenen Gusto einrichten. Das ersetzt zwar keine frei belegbaren Favoritentasten, ist aber trotzdem besser als nichts. Unter „letzte Ziele“ findet man im Navi den Punkt „letzter Startpunkt“ – eine kluge Idee, finde ich.

Spar-Möglichkeit

Land Rover bietet den Verlar derzeit mit sechs Motoren an. Dazu zählen zwei Vierzylinder-Benziner mit 250 und 300 PS sowie vier Diesel an. Die beiden Vierzylinder-Selbstzünder leisten 180 und 240 PS, die Sechszylinder 275 und 300 PS. Im Testwagen war der stärkste Diesel eingebaut. Der klingt zwar nicht so bärig wie der Reihen-Sechser im X3, bietet aber für sich betrachtet souveräne Fahrleistungen. Im Vergleich zeigt sich jedoch, dass er beispielsweise einem BMW X5 xDrive30d mit 265 PS nicht davon fährt. Den härtesten Konkurrenten hat der 300-PS-Diesel aber im eigenen Haus: Der V6 mit 275 PS auf gleicher Basis geht kaum schlechter, kostet etwas weniger, verbraucht allerdings im Zyklus genau soviel. Sofern knapp 2000 Euro in dieser Klasse noch eine Rolle spielen sollten, würden wir sie hier einsparen. Oder anderweitig investieren, wofür es reichlich Möglichkeiten gibt.