Test: Nissan e-NV200 Evalia

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Was fehlt, ist die Wärmepumpe. Unter den aktuellen, fürs batterieelektrische Fahren optimalen Wetterbedingungen, hat das keine Bedeutung. Bei großer Kälte schon; hier dürfte der Aktionsradius schrumpfen. Weil der Nissan e-NV200 Evalia zu einem gelassenen Fahrstil verleitet, lag der Stromverbrauch mit 20,3 kWh / 100 km klar unter der Werksangabe von 25,9 kWh nach WLTP. Besonders hilfreich für die Reichweite ist es, wenn man auf der Autobahn nur 120 oder 110 km/h fährt. Dann sind 150 bis 200 Kilometer jederzeit drin. Abseits von A7 und A2 können bis zu 250 km erreicht werden.

Die sogenannte kombinierte Reichweite liegt nach der gesetzlichen Vorgabe bei exakt 200 Kilometern. Wer bei einer Batteriekapazität von 40 kWh und einem Normverbrauch von 25,9 kWh / 100 eigentlich eine kleinere Zahl vermuten würde, möge sich das Verfahren zur Ermittlung anschauen.

Rapidgate

Für die längere Tour ist die tatsächliche Ladeleistung wichtig. Bei kalter Batterie waren es rund 41 kW; in einer Stunde könnten also rein rechnerisch 41 kWh geladen werden. Faktisch nimmt die Ladeleistung spätestens ab einem SOC (State of Charge) von 80 Prozent deutlich ab.

Mit warmer Batterie, also zum Beispiel nach den ersten 125 Kilometern, sank die erreichbare Ladeleistung (Stichprobe: SOC 24 auf 80 Prozent) auf 35 kW ab. Beim zweiten Stopp waren es noch 26 kW und beim dritten gleichfalls. Ein so starker Einbruch wie beim Leaf 2 bis auf gut 15 kW konnte demnach nicht festgestellt werden. Es bleibt leider trotzdem dabei, dass die meisten Batterie-elektrische Autos bei wiederholter Schnellladung länger stehen müssen. Durchhangeln? Kein Problem, wenn man viel Zeit und Geduld mitbringt.

Fast drei Kubikmeter

Das Grundkonzept wird jeder sympathisch finden, der sich auch von einem VW Bus angezogen fühlt. Die zwei (!) Schiebetüren erleichtern den Einstieg nach hinten, und der Kofferraum ist mit bis zu knapp drei Kubikmetern riesig. Ein kleiner Abstrich ist, dass die Sitzbank in der zweiten Reihe zwar gefaltet werden kann, für das komplette Rausnehmen aber ein 14er Schlüssel und starke Arme gefragt sind. Und wenn die Einzelsitze in Reihe drei bestellt werden, sinkt die Anhängelast von 150 kg (also einem Paulchen plus Fahrräder) auf null. Übrigens: Auf einem Campingplatz waren wir willkommen, durften aber keinen Strom ziehen. Das stand dort in den allgemeinen Geschäftsbedingung für Elektroautos, Begründung: Keine.

Der Nissan e-NV200 Evalia ist die Empfehlung für alle, die ein praktisches familien- und alltagstaugliches Elektroauto wollen. Die weiteren Stärken: Er ist leicht zu fahren und leise, ausgereift und durchdacht. Dass er zugleich die typischen Nachteile eines batterieelektrischen Antriebs mit sich bringt, müssen Interessenten hinnehmen oder zu einem Produkt mit Verbrennungsmotor greifen. Und es wäre schön, wenn die angeblichen Preissenkungen bei den Batteriekosten verstärkt an den Endkunden weitergegeben würden. Dieser witzige Stromkasten hätte es verdient.

Der Hersteller hat das Fahrzeug kostenfrei zur Verfügung gestellt und überführt. Außerdem lag dem Testwagen ein Ladechip von Plugsurfing bei, der an den meisten Säulen funktionierte. In Einzelfällen wurde der Strom vom Autor bezahlt. (chlo)