Test: Peugeot 508 BlueHDi 130

Inhaltsverzeichnis

Nachlässigkeiten, die einer frühen Produktion geschuldet sind? Möglich, doch der 508 ist kein billiges Auto. In der Preisliste vom Mai 2018 steht der 131-PS-Diesel mit Automatik und der empfehlenswerten Allure-Ausstattung mit 36.650 Euro. Der 163-PS-Diesel kostet nochmals 1800 Euro mehr. Mit Extras wie den genannten sind 40.000 Euro geschwind überschritten.

Harmonie zwischen Motor und Getriebe

Wer sparen will, könnte auf die Idee kommen, das Automatikgetriebe wegzulassen – immerhin kostet es 2300 Euro. Ich würde dort nicht ansetzen, denn dieses von Aisin zugelieferte Achtgang-Getriebe harmoniert mit dem kleinen Selbstzünder. Anschlüsse und Schaltzeitpunkte sind geschickt programmiert. Anders als im kürzlich gefahrenen Mazda 6 kam hier kein Fahrer auf die Idee, manuell irgendwie nachhelfen zu müssen. Die Grenzen zeigen sich erst, wenn man den 508 massiv scheucht. Im Sportprogramm verschiebt die Elektronik den Schaltpunkt mitunter in Drehzahlbereiche, in denen die Maschine schon wieder zäh wird.

Auch der kleine 1,5-Liter-Motor passt gut zum Franzosen. Er liefert ansprechende Fahrleistungen. Zwar vermag er dabei keine neuen Glanzpunkte zu setzen, doch mit dem gebotenen Temperament lässt sich gut auskommen. Erst beim Versuch, auf der Autobahn in eine Spur zu wechseln, auf der andere Autos wesentlich schneller fahren, zeigen sich die Grenzen. Doch irgendeine Berechtigung müssen die stärkeren Motoren ja auch haben. Für den normalen Gebrauch ist der 508 BlueHDi 130 jedenfalls flink genug, meine ich.

Dabei wird er erst dann laut, wenn er gefordert wird. Peugeot hat einen Soundgenerator für nötig erachtet, was man je nach Betrachtung für etwas optimistisch oder auch größenwahnsinnig halten darf. Auch dieser Motor produziert eine Klangkulisse, der wohl kaum jemand dauerhaft andächtig lauscht. An diesem Umstand ändert auch eine Klangverschiebung via Generator nichts. Zur akustischen Hintergrundberieselung gehörten auch leise, aber wahrnehmbare Windgeräusche. Sie werden durch zwei Umstände in den Vordergrund gerückt. Zum einen verjüngt sich das Dach nach oben sehr stark, sodass die Ohren näher als üblich an seiner Kante sind. Zum anderen hat der 508 rahmenlose Scheiben, die nach dem Schließen der Tür in die Dichtung pressen – eine alte BMW-Idee aus den 1990er-Jahren.

Stutzen verlegt

Den Verbrauch im WLTP gibt Peugeot mit 3,7 Litern an. Minimal waren es bei uns 4,6, maximal knapp 7. Mit rund 5,5 Litern dürfte man fast immer gut hinkommen. Bei der Abgasnachbehandlung setzt Peugeot auf einen SCR-Kat. Der Adblue-Tank blieb mit 17 Litern so groß wie beim Vorgänger. Anders als im 308 und im alten 508 ist der Stutzen zum Nachfüllen nun hinter der Tankklappe und nicht mehr im Kofferraum.

Straff

Ein gutes Gespür hatten die Franzosen bei der Abstimmung des Fahrwerks. Unser Testwagen hatte kein adaptives Fahrwerk, doch die grundsätzliche, leicht straffe Ausrichtung passt gut zum 508. Schön wäre ein feineres Ansprechen auf kleine Verwerfungen. Peugeot könnte den Komfort sofort verbessern, indem es die Progression von Federung und Dämpfungswirkung verstärken würde. Das unterbleibt wahrscheinlich aufgrund von Kostenüberlegungen.

Die Lenkung könnte für meinen Geschmack um die Mittellage etwas weniger direkt ansprechen, doch ganz so hektisch, wie ich das Steuer im Peugeot 3008 (Test) in Erinnerung habe, ist sie im 508 nicht. Gut so. Mit dem kleinen Lenkrad muss dann allerdings auch die Unterstützung kräftiger ausgelegt sein. Das könnte der Grund für das künstliche Lenkgefühl und die schwache Rückmeldung sein.