Test: VW Caddy Trendline 1.0 TSI BMT

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Ich bin aus dem Caddy entspannter ausgestiegen als aus manchem übertourten Premium-Mittelklassehobel mit Prokuristen-Paket. Zumal mit dem Fünfgang-Getriebe Gangwechsel, Anfahren usw. wie blind funktionieren. Es wirkt alles so, als habe man nie ein anderes Auto bewegt. Die Gangempfehlung sagt einem nur, was man eh schon von selbst machen würde. Alles flutscht. Nüchtern kann die Welt so schön sein. Wie von selbst gewöhnt man sich eine entspannte Fahrweise an, die auch dem Verbrauch zu Gute kommt. Mit 6,5 Litern Super kommt man im Alltag wunderbar aus. Der Zyklusverbrauch von 5,5 Litern ist also gar nicht so weit weg.

Der Caddy kann also schon zufrieden machen, ohne dass man auf seine Paradedisziplin schaut, das schier unglaubliche Platzangebot. Auf knappen 4,41 m Länge bringt man so ziemlich alles unter, was einem das Leben als Aufgabe stellen mag: Fünf Personen und eine Waschmaschine (750 Liter Stauraum) haben bequem Platz oder zwei Personen und 3030 Liter Gepäckvolumen bei ausgebauten Rücksitzen. Mit der optionalen Zweiersitzbank in der dritten Reihe kann man auch insgesamt sechs Kinder mit sechs Turnbeuteln zum Sportunterricht bringen (190 Liter Kofferraum).

Der Caddy wächst zwar nicht mit seinen Aufgaben. Es gibt aber kaum eine, für die ein Caddy mit kurzem Radstand nicht groß genug ist. Wer sein Fahrrad transportieren will, klappt die hinteren Sitze um und stellt es einfach hinten rein. Über diejenigen, die dafür das Vorderrad demontieren müssen, kann ein Caddy-Fahrer lachen. Dabei ist der Nutz-VW von den Abmessungen her kompakt und angenehm hoch in der Sitzposition. Wenn man so will bietet der Caddy als Anti-SUV die gleichen Vorteile.

Nichts für Technikfreaks

Für den Technikfreak ist der Caddy aber nichts. Das Navigationssystem ist längst nicht mehr auf dem neuesten Stand, der Monitor ist klein und sitzt deutlich zu tief. Auch die neuesten Assistenzsysteme aus dem Volkswagen-Konzern haben im Caddy noch nicht Einzug gehalten. Dafür gibt es Ablagen über Ablagen. In einem Galeriefach über der Frontscheibe kann man Aktentaschen wie im ICE unterbringen, unter einer Klappe im oberen Teil des Armaturenbretts lässt sich im Sommer ein Handy schmelzen. In den Türen sind große Flaschenhalter. Überall findet man Platz für die kleinen Dinge des Alltags.

Hoher Preis

Allerdings muss man wissen, dass der Caddy trotz aller Dienstfertigkeit kein Sonderangebot ist. Die Entscheidung für den Familientransporter kann also nicht mit wirtschaftlichen Erwägungen begründet werden. Die Ausstattungslinie Trendline ist nach der Basis Conceptline die erste Ausbaustufe. Insgesamt gibt es fünf Ausstattungslinien, zwei Sondermodelle und eine Campingversion namens Beach. Für Familien empfehlen wir 1600 Euro in die Trendline zu investieren. Denn auf die zweite Schiebetüre links, Radio, Tempomat und vor allem Kopfairbags in der zweiten Reihe sollte man nicht verzichten. Auf jeden Fall zugreifen sollte man dann noch beim Plus-Paket für 2000 Euro. Darin sind Klimaanlage, ein besseres Radio, Parksensoren hinten, Wärmeschutzverglasung, Tagfahrlicht, automatisch abblendender Rückspiegel und Gepäckraumtrennnetz enthalten. Das macht den Caddy Trendline 1.0 TSI dann zum vernünftigen Auto für gut 24.000 Euro.

Unser Testwagen kam mit Navigationssystem, klappbarer Beifahrerlehne, Klimaautomatik, Rückfahrkamera, Alufelgen sowie so gänzlich übertrieben anmutenden Dingen wie in Wagenfarbe lackierten Stoßfängern und Außenspiegeln auf knapp 31.000 Euro. Damit ist der Caddy zwar gut ausgestattet, aber weit weg vom übertriebenen Luxus. Bei aller Sympathie für den nüchternen Charme des Caddy, man muss ihn ziemlich teuer bezahlen. Da waren wir uns schließlich alle einig in der Redaktion.

Die Kosten der Überführung wurden von VW übernommen, jene für Kraftstoff vom Autor. (chlo)