Test: Volvo V90 D4 AWD

Inhaltsverzeichnis

Den Vogel abgeschossen hat aber die Musikabteilung. Ordnerstrukturen auf einem USB-Stick werden nicht erkannt, Playlisten, die mit dem Windows-Mediaplayer erstellt wurden, auch nicht. Stattdessen listet das System alle Musikstücke von einem USB-Stick alphabetisch auf. Wählt man dann die Shuffle-Funktion, hört man mitunter verborgene und manchmal auch völlig zu recht vergessene Schätzchen der eigenen Sammlung. Da das zwar mal ganz lustig, auf Dauer aber keine Lösung sein kann, gibt es eine andere Möglichkeit, dem System die eigene Ordnung nahezubringen: Die Playlisten müssen mit dem Programm MP3tag erstellt werden – ein Tipp aus einem Forum, nicht etwa aus der Anleitung. Die Dateiendung ist identisch mit der von Playlisten, die im Mediaplayer erstellt werden.

Guter Klang

Im V70 haben wir den Klang sehr gelobt – die Anlage dort gehörte zweifellos zu denen, die ein fantastisches Preis-Klang-Verhältnis boten. Im V90 wurde der Zulieferer gewechselt. Die Topanlage kommt nun von Bowers & Wilkins und klingt immer noch sehr gut, wenn sie mir auch nicht mehr ganz so hinreißend vorkam. Klagen auf hohem Niveau, keine Frage, doch selbst in der teuersten Ausstattungslinie kostet das große Infotainmentsystem im "Business-Paket PRO" 5450 Euro. Dafür darf man mehr erwarten. Ganz nebenbei: Dass ein Hersteller die verkorkste Unterbringung des CD-Players im Handschuhfach in diversen Volkswagenmodellen noch einmal unterbietet, hätte ich kaum für möglich gehalten. Volvo hat ihn ganz nach hinten unter die Armlehne verfrachtet. Unabhängig davon, was man von CDs im Auto hält: Wer so etwas anbietet, noch dazu gegen Aufpreis, sollte auch sicherstellen, dass es sich ohne Verrenkungen nutzen lässt. Das ist hier ausgeschlossen.

Leistung und Leergewicht

Der D4-Diesel entspricht der in diesem Segment häufig gewählten Leistungsklasse. Ähnlich große BMW und Mercedes werden häufig mit Diesel verkauft, die ähnliche Werte haben. 190 PS und 400 Nm sind so wenig nicht, auch wenn sie im Falle des Volvo V90 D4 AWD immerhin 1913 Kilogramm bewegen müssen, wobei 45 Kilogramm davon auf den empfehlenswerten Allradantrieb entfallen. Die Leistung im D4 reicht jederzeit aus, auch für Überholmanöver auf der Landstraße. Sie müssen eben etwas besser geplant werden als mit den stärkeren Motoren. Einen Dynamiker wird in dieser Gewichts-Leistungs-Kombination niemand ernsthaft erwarten, doch mit dem gebotenen Temperament lässt sich gut leben. Auch die Laufkultur ist in Ordnung, zumal bei Volvo auch für viel Geld nicht mehr als ein Vierzylinder geboten wird.

Etwas erstaunt waren wir vom teilweise etwas harschen Gangwechsel, der deutlich spürbar ist. Sie stören den Komforteindruck eines entspannenden Gleiters empfindlich. Ein klassische Wandlerautomatik sollte das unauffälliger hinbekommen. Im Vorgänger ist uns das in dieser Form nicht aufgefallen.

Eco bevorzugt

Über einen Wahlschalter lassen sich einige Parameter einstellen, darunter, wie flink das Getriebe die Gänge wechselt oder wie sensibel das Gaspedal reagiert. In den Tiefen der Menüstruktur lässt sich sogar festlegen, mit welchem der drei Modi gestartet werden soll. In der Eco-Einstellung kann der Volvo auch segeln, was seinem Naturell am ehesten entspricht. Mir gefiel diese Gangart am besten, über Landstraßen brachte sie Verbrauchswerte knapp oberhalb von 6 Litern. Dazu passt dann auch die angenehme Federung, die zwar nicht die Güte der aktuellen Mercedes E-Klasse erreicht, aber frei von jenen Härten ist, die in dieser Klasse oftmals eine Dynamik vortäuscht, der schon das Gewicht im Wege steht. Wer versucht, den Volvo flott um die Ecken zu treiben, merkt schnell, dass dies seine Sache nicht ist. Der V90 ist ein schwerer Kombi und macht daraus auch kein Geheimnis.