Unterwegs im Mercedes Concept EQV

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Was dem Mercedes EQV bereits als seriennahe Konzeptstudie gut zu Gesicht steht, ist der flüsterleise Elektroantrieb, denn der gerade unter Last immer noch recht knurrige Vierzylinderdiesel in der frisch überarbeiteten V-Klasse bot seinen Insassen eine immer präsente Geräuschkulisse und dem Fahrer spürbare Vibration im Volant. Der EQV zieht aus jedem Tempo so kraftvoll und engagiert an, dass man meint, die V-Klasse (Test) hätte auf einen Elektroantrieb nur gewartet.

Stärker gedämpfte Lenkung

Dass die Lenkung nicht an die Präzision der Modelle mit Verbrennungsantrieb heranreicht, erklärt sich wohl durch ihre stärkere Dämpfung, die nötig sein dürfte, wenn so hohe Raddrehmomente über die gelenkten Räder wirken. Ein weiteres Argument für den angedachten Allradantrieb, im Übrigen. Zudem ist der EQV einfach schwerer, was man ebenfalls im Volant spüren kann. Wenn mal eine Kurve etwas enger wird als gedacht, macht sich angenehm der niedrige Schwerpunkt bemerkbar, denn das 100-kWh-Akkupaket liegt flach unter dem Fahrzeugboden.

Optisch unterscheidet sich die Elektroversion der V-Klasse insbesondere durch eine dem EQC ähnliche Frontgestaltung. Der EQV bietet bereits das sehr gute Bediensystem MBUX, das man bei der Modellpflege der Standardvarianten so schmerzlich vermisst. Hier lassen sich auch Ladestand oder Energieverbrauch ablesen und die Ladefunktion programmieren.

Potenzieller Schwachpunkt: die Zuladung

Das Platzangebot bleibt trotz des Akkupakets unangetastet, doch muss man wegen seines üppigen Gewichts von mehr als 300 Kilogramm bei der Beladung auf das Gesamtgewicht achten – die 3,5-Tonnen-Marke liegt mit dem Elektroantrieb in greifbarer Nähe. Ohne das exakte Leergewicht zu kennen, kann man bereits sagen, dass es schon beim reinen Personentransport eng werden kann: Acht besetzte Plätze mit Standardpersonen à 75 kg macht 600 kg. Das schöpft die zu erwartende Zuladung bereits weitgehend aus – als Gepäck darf man sich dann Handtäschchen auf den Schößchen vorstellen.

Eine Auflastung wäre technisch bestimmt kein größeres Problem, doch wäre eine Überschreitung der 3,5-Tonnen-Grenze wohl eher unbeliebt bei Personenbeförderungsunternehmen: Sie würde den Kreis potenzieller Fahrer für die ohnehin schon unter Fahrer-Knappheit leidenden Branche weiter einschränken.

Leises Business-Shuttle

Der Innenraum des EQV ist etwas schicker als man es bisher kannte. Die Sitze lassen sich ebenso frei konfigurieren wie bei den bereits bekannten Modellen mit Wärmekraftantrieb. Klimatisierte Einzelsitze, variable Sitzbank oder vollelektrische Liegesessel machen die elektrische V-Klasse zu einem Business-Shuttle auf Rädern. Dazu ist sie besonders leise, eine Wohltat für Passagiere und wohl noch dankbarer angenommen von den Chauffeuren.

Davon dürften künftig sicher einige profitieren, denn für die üblichen Shuttledienste sollten die 400 Kilometer Reichweite ebenso ausreichen wie das Spitzentempo. Der Preis der elektrischen V-Klasse bleibt bis auf Weiteres Spekulation – unter 70.000 Euro dürfte jedoch kaum etwas gehen. (fpi)