Guter Appetit

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Nach Auskunft einer Daimler-Sprecherin zeigt der Bordcomputer den Stromverbrauch nicht erst ab Batterie, wie es einige Wettbewerber tun, sondern für das komplette Bordsystem an. Dieser Mercedes ist also ein Stück ehrlicher als die Konkurrenz. Sparsamer ist er nicht, im Gegenteil: Der Wert lag im Mittel bei 28 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, was nicht nur weit mehr als die Werksangabe von 16,6 kWh (Vergleich e-Golf: 12,7 kWh) ist, sondern sogar unsere Ergebnisse von mehreren Tests mit dem Tesla Model S (21,6 bis 25,2 kWh pro 100 km) übertrifft.

Sogar ein Tesla Model S ist sparsamer

Es ist mutmaßlich die Kombination mehrerer Faktoren, die hier negativ ins Kontor schlagen. Neben der hohen Silhouette und den unnötig breiten Reifen – die hatten zuletzt bei einem Volkswagen Golf GTE ihren Tribut gefordert – dürfte das viel zu hohe Gewicht von knapp 1,8 Tonnen (Fahrzeugschein: 1790 kg, zum Vergleich VW e-Golf 1585 kg, BMW i3 1195 kg) und das Einsatzprofil für den hohen Stromkonsum sein. Im Citychaos auf kurzen Strecken waren mehr als 30 kWh nötig, und den Bestwert von 23,8 kWh erreichten wir auf einer 76 Kilometer langen simulierten Arbeitsfahrt von der Hamburger Innenstadt über die Zubringerstraßen ins ländliche Rade (62 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit) und zurück. Und nein, wir haben zwar die Klimaautomatik durchgehend auf 21 Grad gestellt gehabt, sind aber selten geheizt. Lockeres Cruisen passt besser zum Mercedes.

Seine im Vergleich zu BMW, VW oder Nissan höhere Batteriekapazität kann der Mercedes B-Klasse Electric Drive nicht in einen größeren Alltagsnutzen umsetzen. Was bleibt, ist wie bei den meisten anderen Akku-Autos ein höchst angenehmer Begleiter für die häufigen Strecken zum Job, zum Einkauf oder mit den Kindern zum Sport. Eine eigene Lademöglichkeit ist allerdings eine wichtige Voraussetzung für die entspannte Nutzung. Und am Kleingeld darf es ebenfalls nicht fehlen – über 40.000 Euro sind eine Menge Holz. (fpi)