Vergleich: Triumph Street Triple S vs. Yamaha MT-09

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Vor allem auf dem letzten, buckeligen, gepflasterten Stück der Hochalpenstraße fällt auf, dass Yamaha beim vorher viel zu weichen Fahrwerk der MT nachgebessert hat. Es schaukelt zwar immer noch ein bisschen, aber die Dämpfer tun mehr für ihr Geld als früher. Sie sind außerdem einstellbar. Die ab Werk straffere Streety stellt ja Triumphs Einstieg in die Modellreihe, mit dem günstigsten Fahrwerk. In den Alpen fehlte uns damit nichts. Fahrergewichte: 72 und 76 kg.

Viel für wenig

Die Unterschiede zwischen beiden Fahrzeugen zeigen sich groß in der Ausstattung. Die Streety S kommt als Basisausstattung mit guten Schwimmsattelbremsen. Die MT bremst mit der Anlage, die Yamaha damals für ihren Supersportler R6 gebaut hat, mit farbig eloxierten Stopfen und allem. Das bremst selbst bei übertriebener Beanspruchung den steilen Pass hinunter den ganzen Tag wie ein Anker, ohne dass am Hebel Wanderung spürbar wäre. Toll. Da erinnere ich mich an ganz andere Erfahrungen auf der BMW damals. Unten war da der Hebel jedes Mal sehr weich geworden. Obwohl die Streety S auch gut bremst: Die wirklich scharfen Bremsen behält Triumph zurück für Street Triple R und RS, sie zählen zu deren stärksten Kaufargumenten.

Obendrein spendiert Yamaha der MT eine ausgezeichnet funktionierende Slipper-Kupplung, einen Quickshifter, der zwar wie dieser Tage üblich nicht so wirklich quick ist, dafür aber sehr komfortabel, und eine Lackqualität zum Niederknien. Man gehe zum Händler und betrachte mit der Nase auf dem Tank, wie Yamaha die Gestaltungselemente unter den Klarlack gebracht hat, am besten mit einem Motorrad der Konkurrenz daneben, die den Industriestandard zeigt. Es war mir schon immer schleierhaft, wie Yamaha so hohe Qualitätsanmutung zu so erstaunlichen Preisen anbieten kann. Irgendwo stecken da sicherlich sehr billige Teile drin, nicht nur im Fahrwerk, aber ich habe nach all den Jahren immer noch keine Ahnung, wo das sonst noch sein könnte. Wer eine MT-09 kauft, erhält sehr viel Sichtbares für sein Geld.

Bei der Street Triple zeigt keine Feature-Liste so offensichtlich, wofür der Kunde dasselbe bezahlt. Ihre Qualitäten erschließen sich erst nach und nach, beim Fahren. Ihre Ausgewogenheit erzählt von der Erfahrung, die Triumph seit der Wiederauferstehung in diesem Markt gesammelt hat. Die Streety gibt dir in jedem Detail, das dir an der Tanke auffällt, das Versprechen: "Was immer sonst auch passiert, auf mich kannst du dich verlassen." Geringer Verbrauch. Dennoch praxisgerechte Tankgröße. Sehr gutes E-Gas, gefällt mir besser als an der MT. Hervorragende Ergonomie, auch für Langstrecken. Platz im Heck. Sifft dich überraschend wenig mit Gischt ein. Gute Zugänglichkeit für Eigenwartung. Triumph hat damals in Japan gelernt, wie man ein Motorrad baut, und heute wirkt die Streety japanischer als die Yamaha, die sich zwar keine unjapanischen Blößen gibt, aber Dinge wie das Tanken, Gepäck verzurren, Abwärme ableiten, ja: sogar das Zündschloss einfach weniger kundenzentriert löst als die Triumph. Vielleicht erfährt der britische Testfahrer im Siff dort einfach Dinge, die sonst im Großserienbau vergessen werden können. (cgl)