Die aktuelle Mercedes C-Klasse im Gebrauchtwagen-Check

Wieder ein Dauerläufer?

Die aktuelle Mercedes C-Klasse ist seit sechs Jahren auf dem Markt. Ihren Vorgänger, der mit starken Rostproblemen zu kämpfen hatte, lässt sie qualitativ deutlich hinter sich. Wir zeigen, auf was sie beim Kauf einer gebrauchten C-Klasse achten sollten

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Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

München, 18. April 2013 – Der aktuelle Nachfahre des ersten Baby-Benz verkörpert im Kern noch immer das, was der Marke Mercedes bis heute zugeschrieben wird. Nicht ganz zu unrecht, denn in kaum einem Konkurrenten lässt es sich so entspannt reisen. Vor zwei Jahren wurde die C-Klasse zuletzt tiefgreifend überarbeitet. Inzwischen sind selbst diese Facelift-Modelle ab etwa 20.000 Euro zu haben. Doch auch gegen den Kauf einer C-Klasse vor dieser Überarbeitung spricht wenig, wie unser Gebrauchtwagen-Check zeigt.

Geschichtliches

Die dritte Auflag der Mercedes C-Klasse kam 2007 auf den Markt. Im Frühjahr wurde die Limousine, intern W204 genannt, vorgestellt, im Herbst folgte dann der Kombi (S204), bei Mercedes traditionell T-Modell getauft. Kurz nach einem umfassenden Facelift der Baureihe im Frühjahr 2011 kam als letzte Neuvorstellung das Coupé dazu. Auf der Plattform der aktuellen C-Klasse baut auch GLK (X204) auf, wobei Mercedes das SUV eigenständig vermarktet.

Die Überarbeitung der Baureihe im April 2011 brachte eine Front mit neu geformten Scheinwerfern. Das Heck wurde nur minimal mit neu gestylten Rückleuchten verändert. Am stärksten profitierte der Innenraum von der Auffrischung. Hier hatte es immer wieder Klagen über die eher bescheidene Anmutung gegeben. Mercedes besserte in diesem Punkt nach, dass aktuelle Modell wirkt so hochwertig, wie es die hohen Preise erwarten lassen. Die Verarbeitung selbst war schon vor der Überarbeitung gut – Klappergeräusche sind selbst bei hohen Laufleistungen die Ausnahme.

Wie beim Vorgänger wird auch die aktuelle Ausgabe in den drei Ausstattungen Classic, Elegance und Avantgarde angeboten. Classic und Elegance machen jeweils rund 25 Prozent der Verkäufe aus, die sportlich angehauchte Avantgarde-Version den Rest. Letztgenannte hat den Stern im Kühlergrill, die anderen tragen ihn ganz traditionell auf der Haube. Der Aufpreis für die Linien Elegance und Avantgarde liegt bei rund 2000 Euro. Existenzielles ist für dieses Geld nicht enthalten: Bis auf die Alufelgen, Lederlenkrad, ein großes Multifunktionsdisplay und Teilledersitze im Avantgarde sind die Unterschiede zur Classic-Version rein optischer Natur. Eine Klimaautomatik gehörte immer zur Serienausstattung, für ein Radio musste der Kunde dagegen anfangs noch knapp 900 Euro Aufpreis bezahlen. Inzwischen ist es serienmäßig.

Karosserie

Mercedes hatte sich mit der neuen C-Klasse viel vorgenommen. Der Vorgänger (W203) hatte die Marke einiges an Renommee gekostet, erst ein vergleichsweise teures Facelift sorgte ab 2004 für etwas mehr Ruhe. Der Neue sollte dagegen von Anfang an überzeugen. Mercedes sprach bei der Präsentation der aktuellen C-Klasse von 24 Millionen Testkilometern. Der Aufwand, soviel sei an dieser Stelle schon verraten, hat sich gelohnt, denn gravierende Kinderkrankheiten hat dieses Modell nicht.

Eines der größten Probleme des Vorgängers W203 war der Rost. Die Schwaben hatten in diesem Punkt zu sehr gespart, was ihnen viel Kritik eingebracht hat. Der ab 2007 gebaute W204 ist in dieser Hinsicht bis jetzt unauffällig, Lackierung und Hohlraumversiegelung scheinen sehr gut zu sein. Wie bei jedem Auto sollte der Interessent aber auf gleichmäßige Spaltmaße und Farbunterschiede zwischen Karosserieteilen achten, denn bei schlampigen Reparaturen hilft schließlich auch die beste Vorsorge ab Werk nichts.

Große Fahrer und Beifahrer können ihre Sitze ungewöhnlich weit zurückschieben. Für die Fondpassagiere bleibt dann nur noch wenig Raum, trotz eines Radstandes von immerhin 2,76 Metern. Die Avantgarde-Version hat ab Werk Sitze, die an den Seiten mit Kunstleder bezogen sind. Das erweist sich manchmal als brüchig. Hier lohnt vor dem Kauf ein genauer Blick, denn Ersatz ist bei Mercedes recht teuer. Ein Sattler vor Ort kann dieses Problem meistens preiswerter und nachhaltiger lösen. Für Menschen mit empfindlichen Rücken empfehlen sich die Multikontursitze, die sich mit einigen Luftpolstern sehr individuell einstellen lassen.

Der Kombi ist mit 4,61 m 1,5 cm länger als die Limousine – ein Zuwachs, der ausschließlich dem Kofferraum zugute kommt. Der fasst 485 Liter im T-Modell, in der Limousine sind es zehn Liter weniger. Umklappbare Rücksitze machen das Stufenheck etwas variabler, kosten aber Aufpreis. Im Kombi sind sie natürlich immer mit dabei.

Gefragte Vierzylinder

Mercedes bietet für die C-Klasse ein breites Angebot an Motoren, was die Sache zum Teil etwas unübersichtlich macht. Allein vom Basis-Benziner C 180 gibt es inzwischen vier verschiedene Versionen, die alle 156 PS leisten. Anfangs setzt Mercedes hier noch auf einen Kompressor zur Aufladung, 2009 wurde auf Turbolader umgestellt. Unabhängig davon kann man die Einstiegs-Variante uneingeschränkt empfehlen, denn schon damit ist die C-Klasse im Prinzip mehr als ausreichend motorisiert. Der C 200, den es auch mit Kompressor oder, ab 2009, mit Turbolader gibt, dreht frei nach oben raus und ist mit jeweils 184 PS schon ein wenig flotter. Der C 250 mit 204 PS wird nur mit Automatik angeboten – er läuft geringfügig rauer als die schwächeren Modelle. C 200 und C 250 haben immer 1,8 Liter Hubraum, den C 180 gibt es auch mit 1,6 Litern – aktuell ist das mal wieder der Fall. Alle sind sehr zuverlässig, auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist der C 180 am häufigsten vertreten.

Seltener sind die Sechszylinder in C 230, C 280 und C 300 im Angebot. Sie leisten zwischen 204 und 231 PS. Die Laufkultur ist ein ganzes Stück besser als bei den Vierzylindern, doch ohne Aufladung treten sie im unteren Drehzahlbereich weniger vehement an als die Vierzylinder. Richtig absetzen, was die Fahrleistungen betrifft, kann sich erst der C 350, den es in drei Versionen gibt: als C 350 mit 272 PS, als C 350 BlueEfficiency mit 292 PS und als C 350 mit 306 PS. Letzterer hat Anfang 2011 die beiden schwächeren Motoren abgelöst. Der Verbrauch im NEFZ sank um über einen Liter, in der Praxis ist der Unterschied zwischen neu und alt kleiner. Werte von unter 9 l/100 km verlangen einen zarten Gasfuß. Exoten im Programm sind die AMG-Modelle, die bis zu 517 PS bereitstellen. Die möglichen Fahrleistungen sind beeindruckend, doch die Unterhaltskosten sind es auch. Das sollten Interessenten bedenken, auch wenn diese Kraftpakete zum Teil recht günstig angeboten werden.

Selbstzünder

Deutlich günstiger im Unterhalt sind natürlich die Dieselmotoren. Die Vierzylinder haben durchweg 2,1 Liter Hubraum. Der aktuell schwächste ist der C 180 CDI mit 120 PS, der erst seit 2010 im Programm ist. Der C 200 CDI wird seit dem Start des W204 verkauft und leistet 136 PS. 2009 wurde er überarbeitet, seitdem erfüllt er die Euro-5-Norm und bietet ein maximales Drehmoment von 360 Nm – vorher waren es nur 270 Nm. Beide haben nur einen Turbolader und Magnetventilinjektoren. Sie sind zwar nicht ganz so sparsam und auch etwas lauter als die direkte Konkurrenz von BMW, dennoch sind sie schon allein aufgrund ihrer Zuverlässigkeit sehr empfehlenswert. Für die stärkeren C 220 CDI und C 250 CDI gilt das nur eingeschränkt. Bei ihnen machten anfangs die Piezo-Injektoren reichlich Ärger, inzwischen rüstet Mercedes auf die problemlos laufenden Magnetventilinjektoren um – seitdem scheint Ruhe zu sein. Wer sich für einen C 220 CDI oder einen C 250 CDI interessiert, der vor 2010 vom Band gelaufen ist, sollte beim Vorbesitzer nach einem Beleg für den Tausch der Injektoren fragen.

Wie bei den Benzinern sind auch bei den Selbstzündern die Sechszylinder vergleichsweise selten. Aktuell werden zwei angeboten, die seit Mitte 2011 auf dem Markt sind. Vor dem Facelift war jeweils nur ein Diesel-Sechszylinder im Programm: Den Anfang macht der C 320 CDI, der 2009 vom C 350 CDI abgelöst wurde, der wiederum nur wenige Monate später mit dem C 350 CDI BlueEfficiency seinen Nachfolger fand. Mit der Überarbeitung zogen der C 300 CDI und der C 350 CDI ins Angebot. Größere Schwachpunkte haben alle nicht, die Laufkultur ist besser als bei den weit verbreiteten kleinen Dieselmotoren. Dass Mercedes in der C-Klasse bislang nicht viele Sechszylinder verkaufen konnte, liegt einerseits an den guten Vierzylindern, andererseits aber auch an den großzügig kalkulierten Zuzahlungen.

Traditionell liegt der Automatik-Anteil bei Mercedes recht hoch. Die Schaltgetriebe im W204 lassen sich viel leichter und exakter betätigen als in früheren Modellen, dennoch empfehlen auch wir die Automatik. Vor dem Facelift hatten die kleinen Motoren eine mit fünf Gängen, mit der Überarbeitung bekommen sie, wie die stärkeren Antriebe seit dem Start der Baureihe, eine Automatik mit sieben Stufen. Beide passen ganz ausgezeichnet zur komfortablen Ausrichtung der C-Klasse. Mercedes verwendet im Gegensatz zu manchen Konkurrenten in den Getrieben keine Lebenszeit-Ölfüllung. Der Ölwechsel ist mit mindestens 300 Euro zwar nicht ganz billig, doch die Getriebe danken es mit einer hohen Standfestigkeit.

Klappernde Dämpfer

Das Fahrwerk der Avantgarde-Ausstattung ist etwas straffer abgestimmt als das der anderen Versionen – wirklich unkomfortabel ist aber auch die sportliche Auslegung nicht. In den ersten Modelljahren gab es vereinzelt Probleme mit polternden Stoßdämpfern an der Vorderachse. Mercedes rüstet bei Beanstandungen verbesserte Dämpfer nach. Zu den wenigen Schwächen des W204 gehörten anfangs auch gerissene Ankerbleche, hier gibt es inzwischen eine verstärke Version. Ankerbleche sitzen hinter den Bremsscheiben und sollen diese vor Verschmutzungen schützen. Die Bleche selber kosten nicht viel, der Austausch aber schon, denn dafür muss nicht nur die Bremsscheibe, sondern auch die Nabe abgenommen werden.

Aktuelle Preise

Vierzylinder, unabhängig davon ob Benziner oder Diesel, sind weit verbreitet, Sechszylinder, wie bereits erwähnt, etwas seltener zu finden. Der Automatikanteil liegt bei rund 70 Prozent, was auch daran liegt, dass Mercedes die stärkeren Motoren nur mit diesem Getriebe anbietet. Aber auch bei den kleinen Vierzylindern will nur noch eine Minderheit selbst schalten. Viele Kunden bestellen trotz hoher Aufpreise Metalliclack, Navigationssystem und Xenonlicht mit, sodass die meisten Fahrzeuge recht gut ausgestattet sind.Seltener sind Modelle, die eine komplette Lederausstattung mitbringen. Wer sich für die Basis Classic entscheidet, sollte hier aufpassen: Mercedes bietet für diese Linie nur die Kunstlederbezüge Artico an, die Verkäufer dann als Lederausstattung anpreisen.

Wie die direkten Konkurrenten auch, verliert die C-Klasse gerade am Anfang stark an Wert. Es ist also durchaus sinnvoll, sich nach einem jungen Exemplar umzusehen. Da der W204 ohne große Kinderkrankheiten auf den Markt gekommen ist, spricht aber auch nichts gegen ein frühes Baujahr. Bereits für weniger als 15.000 Euro finden sich in den gängigen Autobörsen gepflegte Modelle mit deutlich weniger als 100.000 Kilometern Laufleistung. Etwas Pflege vorausgesetzt, kann man für diese Summe ein echtes Langzeitauto bekommen.