Zurück auf dem Kriegspfad

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Geschwungene Kotflügel, die die Räder halb verdecken, ein Lenker so breit wie eine Reckstange, eine Sitzbank, die auch als Couch durchgehen würde, eine gewaltig dimensionierte Gabel, ein Scheinwerfer in der Größe eines Fußballs und viel, viel Chrom. Dazu kommen mit Liebe zum Detail wiederbelebte Erkennungsmerkmale wie etwa der kleine Indianerkopf auf dem Kotflügel und die silbernen Nieten am Sattel.

Nostalgische Optik, traditioneller Motor

Üppige Kühlrippen sorgen, mangels Wasserkühlung, für einen ausgeglichenen thermischen Haushalt des Aggregats. Das Prinzip des Motors scheint auch noch aus der Frühzeit des Motorradbaus zu stammen: Stoßstangen betätigen zwei Ventile je Zylinderkopf. Dennoch erfüllt es die zur Straßenzulassung erforderlichen Emissionswerte, dank moderner Einspritzung und Katalysatoren in den dicken Auspuffrohren.

Barocke Schwellungen prägen das Format der Indian Chief und vor allem das der Chieftain. Mit einem Gewicht von 370 bzw. 385 Kilo erreichen sie fast schon Kleinstwagen-Niveau. Hoffentlich kommt man nie in die Verlegenheit, den Koloss rückwärts aus einer Parklücke schieben zu müssen.

Doch so nostalgisch die Indians wirken mögen, sie verfügen über moderne elektronische Features. Es reicht, wenn der Schlüssel in der Jacke steckt, und nachdem der „An“-Knopf auf der verchromten Konsole des Tanks gedrückt ist, kann per E-Starter am Lenker der mächtige V2 zum Leben erweckt werden. Die Einspritzung erweist sich als gut abgestimmt, die Gasannahme ist butterweich.

Zwei gewaltige Kolben und nichtendenwollende Elastizität

Das Motorrad schüttelt sich im Takt der zwei 905 Kubikzentimeter großen Kolben. Kaum 800 U/min zeigt der dezent elfenbeinfarbende Drehzahlmesser der Chieftain im Leerlauf an. Klingt die PS-Angabe mit 95 PS noch bescheiden, lässt einen das maximale Drehmoment von 162 Nm ehrfürchtig und vorsichtig am Gasgriff drehen. Damit ließe sich selbst ein störrisches Nashorn von den Füßen zerren.