30 Jahre "Die Siedler": Wie der Wuselfaktor die Spielewelt eroberte

Seite 4: Die Siedler III mit Online-Multiplayer-Modus

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Nach Die Siedler II arbeitete Häuser an mehreren anderen Blue-Byte-Titeln wie Extreme Assault, entschied sich jedoch 1998 dazu, zu gehen. "Der Zusammenhalt ging ein bisschen verloren, es war zu viel Business und Marketing", begründet er seine Entscheidung. Für Siedler III kehrte Volker Wertich zurück und hatte einige Ideen in Gepäck. Es wurde der erste Teil mit einem Online-Multiplayer-Modus.

Evolution vs. Tradition: Wie aus einer Siedler-Serie zwei wurden.

Weil die Fans die im Lauf der Jahre vorgenommenen Änderungen am Siedler-Gameplay kritisierten, beschloss Ubisoft, die Reihein zwei Ableger aufzuteilen: „Tradition“ und „Evolution“. In zahlreichen Umfragen unter den Fans wurde der zweite Teil als der beliebteste ermittelt.

Als dann 2006 Ubisoft zum zehnjährigen Jubiläum das Siedler II-Remake Die nächste Generation entwickeln ließ, leitete mit Thomas Häuser einer der Entwickler des Originals das Projekt. Das Add-on, Die Siedler II: Die nächste Generation – Wikinger, erschien im März 2007. Die nächste Generation blieb der Spielmechanik von Siedler II treu.

Es verzichtete auf die direkte Kontrolle über die Siedler, die in Teil 3 eingeführt wurde, und bekam knuddelige 3D-Grafiken verpasst. Das Add-on führte die Wikinger als spielbare Fraktion ein. Mit Die Siedler – Aufbruch der Kulturen erschien 2008 ein Spiel der Traditionsreihe – exklusiv im deutschsprachigen Raum.

Kurz vor dessen Veröffentlichung erklärte Ronald Kaulbach von Ubisoft die neue Strategie: „Wir möchten Siedler-Fans Klarheit verschaffen, was sie für ein Spiel erwarten können. Es gibt die „Tradition“-Serie, die das neue Spiel Aufbruch der Kulturen sowie die zuvor veröffentlichten Titel Die Siedler II: Die nächste Generation und die Nintendo-DS-Neuveröffentlichung des ursprünglichen Die Siedler II umfasst.

Dann gibt es die „Evolution“-Serie, die Spiele mit neuen Spielstilen und hochmodernen Grafiken enthält.“ Die Tradition überlebte nicht lange: Aufbruch der Kulturen war der letzte moderne Ableger von Siedler II.

Außerdem konnten die Spieler zwischen drei sehr unterschiedlichen Völkern wählen. Doch die massivste Neuerung war die Abschaffung des vom Spieler exakt anlegbaren Straßennetzes, also einer Grundidee des ganzen Spiels. Stattdessen schufen die Siedler ihrerseits Trampelpfade. Je nachdem, wie oft ein Siedler über einen bestimmten Pfad ging, erzeugten sie mit der Zeit einen Weg. Und je nachdem, wie oft jemand darüber lief, wurde daraus eine Straße.

Auch die Grafik änderte sich radikal, zu einem viel klobigeren Stil. Es gab deutlich mehr Gebäude, die Siedler produzierten. Die Spieler konnten außerdem erstmals Siedler einzeln per Klick auswählen und bewegen. Der Popularität tat das bei den Spieletestern keinen Abbruch: Manfred Duy vergab die Wertung von 85 % und nannte das Spiel schlicht "Die besten Siedler, die es je gab". "Perfektionierte Aufbaustrategie", schloss sich Manfred Huber an und vergab 87%.

Die spielbaren Völker in Teil 3 waren die Ägypter, Römer und Asiaten. Jedes hatte unterschiedliche Fähigkeiten.

Volker Wertich ging vor der Veröffentlichung von Teil 4 wieder von Bord, um seine eigene Firma zu gründen. Blue Byte geriet nach einigen Verkaufsflops wie Schleichfahrt und Incubation erneut ins Trudeln – auch, weil die teure Expansion nach Übersee keinen Erfolg brachte. Schließlich geriet das Unternehmen mit in den Strudel der geplatzten Dotcom-Blase. Im Februar 2001 verkaufte Hertzler Blue Byte für 26 Millionen DM an den französischen Publisher Ubisoft und zog in die USA. Ubisoft schloss die Büros in England und den Vereinigten Staaten, behielt aber das in Deutschland, weil dort noch an Die Siedler gearbeitet wurde.

Hertzler bekam einen einjährigen Beratervertrag, um im Notfall auszuhelfen. Doch er sagt heute: "Ich habe nie einen Anruf erhalten. Also habe ich meinen Pilotenschein angefangen, und das war’s." Hertzler verbrachte die nächsten Jahre als Pilot in Phoenix, Arizona. 2013 versuchte er nochmal per Crowdfunding, ein neues Spiel mit dem Markennamen Battle Isle für Smartphones zu entwickeln. Die Finanzierung blieb jedoch erfolglos. Später arbeitete er an einem Projekt namens Mega 65, das darauf abzielt, den Commodore 65 nachzubauen. Er erschien im Jahr 2021.

In Teil 3 konnte man die eigene Armee direkt steuern - nicht jeder Fan mochte diese Abkehr vom betulichen, indirekten Siedeln.

» Ich habe viele Rückmeldungen zum Spieldesign von Teil 5 gegeben, arbeitete aber selbst nicht daran. In einem Team kann man nicht alles infrage stellen.« Thomas Häuser

Ubisoft plante die Veröffentlichung von Die Siedler IV, das beim Kauf von Blue Byte fast fertig war, für Anfang 2001. Die Verkaufsversion litt unter Bugs, die zu einer Reihe von Patches führten. Im vierten Teil feierte das Dunkle Volk Premiere, außerdem konnten Gärtner verdorbenes Land wiederherstellen. "Alles in allem machen die neuen Siedler aber trotz angestaubter Spielidee jede Menge Spaß", schrieb Tester Damian Knaus. Er vergab 85 Punkte.

Teil 4 Folgte dem Stil des Vorgängers und nutzt ebenso die von Blue Byte entwickelte 2D-Engine.