Aygo X: Toyota stellt Konzeptstudie für seinen Kleinstwagen vor

Crossover kommt nun auch im letzten Segment an, bei den Kleinstwagen. Toyota findet, der Aygo kommt damit "cool" rüber. Den armen Rentner freut die Höherlegung.

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Auf die Größe kommt es nicht an. Toyota meint allerdings: "Jeder verdient ein cooles Auto"

(Bild: Toyota)

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Ein Zitat, das Toyota Ian Cartabiano nur im Hinblick auf die Hauptzielgruppe des Aygo in den Mund gelegt haben kann, geht so: "Jeder verdient ein cooles Auto. [...] Er ist ein mutiges Beispiel dafür, wie viel Persönlichkeit ein kleines Auto haben kann".

Man stellt sich sofort das Aufatmen unter alleinerziehenden Müttern, Multijobbern am Rand des Burnout und Münzen zählenden Rentnern vor, erleichtert, dass sie auch künftig keine Trabantisierung eines ihrer beliebtesten Billigstautos befürchten müssen. Cartabiano ist Präsident des Designzentrums.

Toyota begleitet mit dem Spruch vom "coolen Auto" eine Konzeptstudie namens Aygo X Prologue im Crossover-Design. Letzteres ist neu am Aygo und greift nun auch im Kleinstwagensegment einen der wichtigsten Trends der vergangenen 20 Jahre auf – den zum SUV. Auf seine Weise "markant" war der Aygo ja bisher schon. Aber höher gelegt dürfte er die Rentner nun noch etwas besser ansprechen.

Das Resultat aber als geländegängig zu verkaufen grenzt schon an Etikettenschwindel: "Mit seiner erhöhten Bodenfreiheit ist der Aygo X Prologue prädestiniert für freiheitsliebende Abenteurer. In Verbindung mit großen Reifen genießt der Fahrer eine für diese Klasse ungewöhnlich hohe Sitzposition, die nicht nur den Komfort, sondern auch die Sicht verbessert – auf und abseits befestigter Wege. Die in den Außenspiegel integrierte Action-Kamera garantiert dabei, dass nichts verpasst wird."

In diesem Zusammenhang ist sogar von einem "Unterfahrschutz" die Rede. Der ist bei Lkw normalerweise vorgeschrieben, um bei seitlich crashenden Pkw schwere Kopfverletzungen an der Unterkante der Ladebrücke zu verhindern. So hoch haben sie den Aygo aber nicht wirklich gelegt.

Toyota Aygo X (13 Bilder)

Deutlich überbetont hat Toyota am Axgo X die Rädergröße, die Fensterfläche wurde verkleinert. Die Form bleibt aber erkennbar: Aygo.

Die Texter aus der Pressestelle können also nur einen "Unterschutz" meinen, wie er an wirklich geländegängigen Autos kaum sichtbar angebracht wird, um zu verhindern, dass abseits von Fahrbahnen wichtige Aggregate aufgeschlitzt werden. Aber diesen substanziellen Unterschied macht mittlerweile noch nicht einmal mehr das Zentralorgan der Geländewagen-Enthusiasten, Off Road, aufgerieben von einer Druckbetankung durch die Marketingtexte aus den Presseabteilungen, geflutet von "Unterfahrschutz", "Unterfahrschutz", "Unterfahrschutz". Dass das ausgerechnet von Toyota kommt, einem der letzten Hersteller, der überhaupt noch Geländefahrzeuge produziert.

Aber es geht um Äußerlichkeiten und da sind Inhalte ja eher störend. Viel wichtiger sind Toyota "flügelförmige LED-Scheinwerfer, deren Lichtband sich unterhalb der Motorhaube und des dortigen Markenlogos vereint" oder "das keilförmige Profil, das dem Cityflitzer bereits im Stand eine gehörige Portion Dynamik verleiht". Immerhin im Stehen! Sehr schön auch die "subtile Hommage an die grundlegende DNA des Aygo", womit die Erbmasse der sechseckigen Rückleuchten gemeint ist.

Was tut sich an der Technik? Toyota könnte uns als Hersteller des global pfiffigsten Hybridantriebs mit einem auf Aygo-Maße herunterskalierten HSD oder einer Option auf Batterieantrieb überraschen. Beides dürfte beides zu teuer kommen angesichts der preissensiblen Kundschaft. Doch halt – ! Hat nicht der konkurrierende Konzern aus Niedersachsen seine Aygo-Wettbewerber VW e-Up (Test), Skoda Citigo e-iV (Test) und Seat Mii Electric (Test) als Elektroautos im Programm?

Über Toyotas Pläne zum Aygo hinsichtlich der Antriebe ist bisher nichts bekannt. Wir rechnen weiterhin fest mit der bewährten Kombination aus Dreizylinder und manuellem Schaltgetriebe. Alles andere wäre dann mal wirklich "cool" und brächte die versprochene "frische Würze in das A-Segment".

(fpi)