Buch oder Bildschirm? Welchen Einfluss das Medium auf das Lesenlernen hat

Digitale Medien verändern, wie wir lesen – und wie unsere Kinder in der Schule lesen lernen. Ob das nun gut ist oder schlecht, hängt nicht nur von der Dosis ab.

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Junge tippt unter einer Bettdecke lächelnd am Smartphone

(Bild: Larina Marina/Shutterstock)

Lesezeit: 15 Min.
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Linus Merryman verbringt in seiner Grundschule in Nashville täglich etwa eine Stunde am Laptop. Der Zweitklässler übt dann grundlegende Lesefertigkeiten wie Buchstabieren und Rechtschreibung. Mit Leichtigkeit klickt er sich in einer Lese-App zu den Lektionen durch, die für seine Lesebedürfnisse ausgewählt wurden. Linus sucht jene Stellen in Wörtern, an denen diese sich in Silben zerlegen lassen. Das Wort Schimpanse erscheint in großen Buchstaben, und der Junge schiebt mit dem Touchpad comichafte römische Säulen wie kleine Trennzeichen in die Lücken zwischen den Buchstaben. Die App liest ihm seine Silbentrennungen vor – "Schim-pan-se". Linus hat es richtig gemacht.

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Dann schließen er und seine Klassenkameraden ihre Laptops und setzen sich mit ihrem gedruckten Exemplar von "I Have a Dream" auf den Teppich. Das Bilderbuch enthält die Rede von Martin Luther King. Die Lehrerin liest vor, die Klasse liest in ihren Büchern mit. Ab und zu stellen die Kinder Fragen und sprechen an, was ihnen aufgefallen ist, zum Beispiel, dass die Rede in der ersten Person geschrieben ist.

Lesenlernen am Computer kann Spaß machen, sollte laut Bildungsforschung im Unterricht aber gut dosiert werden.

(Bild: Lexia)

Linus’ Mutter Erin Merryman ist – an einer anderen Schule – für die Lesefrühförderung zuständig. Anfangs machte sie sich Sorgen, ob ihr Sohn mit so viel Computerarbeit gut lesen lernen würde. Linus ist Legastheniker und Merryman weiß aus ihrer Ausbildung, dass diese oft sensorischen Input brauchen, um zu lernen, wie Laute mit Buchstaben verbunden sind. Eine enge Betreuung hilft ihnen ebenfalls. Aber da sich Linus’ Lesefähigkeiten in diesem Jahr erheblich verbessert haben, sind ihre Sorgen verflogen. "Ich finde vieles von dem, was die App macht, sehr gut und sehr gründlich", sagt Merryman. "Ich bin überrascht, wie effektiv sie ist."