Der Traum vom Akku-Dauerläufer

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Traditionelle Ultrakondensatoren bieten eine dielektrische Leitfähigkeit von 20 bis 30. Die EEStor-Technik soll hingegen 18.500 oder mehr erreichen – eine phänomenale Zahl, sollte sie denn stimmen. "Das ist ein sehr großer Schritt für uns", glaubt Weir. Die Firma sei bereits auf dem Weg zur Massenproduktion.

Jim Miller, Vizepräsident für Transporttechnologien beim Konkurrenten Maxwell Technologies, ist da nicht ganz überzeugt. Der Experte für Ultrakondenstatoren, der unter anderem 18 Jahre bei Ford forschte, gibt sich skeptisch. "Einerseits sehen wir das Problem von Stromverlusten – Ultrakondensatoren mit hoher Ladung entladen sich schnell. Das bedeutet, dass man ein Fahrzeug nicht über Nacht stehen lassen kann, ohne dass man es am Morgen wieder aufladen muss."

Miller glaubt außerdem nicht, dass die keramische Struktur mit dem thermischem Stress zurechtkommt, dem Ultrakondensatoren mit diesen Werten ausgesetzt wären. Die ständigen Temperaturveränderungen führten zu kleinen Rissen und schließlich zum Ausfall. Zu guter Letzt wundert sich der Experte über die Temperaturspezifikationen. Diese habe EEStor kürzlich von minus 40 Grad Celsius auf minus 20 Grad herabgestuft. "Das reicht für den Automobilbereich aber nicht aus – sie benötigen hier mindestens minus 40 Grad." Die Lithium-Ionen-Konkurrenten A123Systems und Altair erreichten hier immerhin minus 30 Grad.

Universitätsexperte Burke gibt derweil zu bedenken, dass es einen großen Unterschied zwischen der Pulverherstellung in einer kontrollierten Umgebung und der Massenproduktion defektfreier Geräte gibt. Diese müssten im Fahrzeug schließlich "überleben". "Ich zweifele nicht daran, dass man solch ein Keramik-Material herstellen kann. Auch der Mechanismus zur Energiespeicherung ist mir klar. Die erste Frage, die sich mir dennoch stellt, ist, ob sich die Technik tatsächlich für das Auto eignet." Er sehe bessere Anwendungsfelder etwa bei der Zwischenspeicherung in der Stromerzeugung. Auch sei die Sicherheit ein Problem: "Was passiert, wenn ein solches Energiesystem mit 3500 Volt in einen Unfall verwickelt wird?"

Laut Weir soll das Problem mit einem bidirektionalen Wandler gelöst werden, der den Strom herunterspannt. Das ganze System stecke außerdem in einer geerdeten Metallkassette. Eine Sicherheitszertifizierung sei so kein Problem: "Selbst wenn sie ein Rohr durch die Energieeinheit stechen, wird es nicht zu einem Lichtbogen kommen. Wir haben entsprechende Sicherungen eingebaut. Es wird die sicherste Batterie sein, die die Welt je gesehen hat." Auf Fragen zum Thema Temperaturspezifikation, Stromverlusten und möglichen Rissen im Keramik-Material ließ sich Weir dann aber leider nicht mehr ein.

EEStor hat starke Partner. Im Verwaltungsrat sitzt beispielsweise Morton Topfer, Mentor des bekannten Dell-Gründers Michael Dell. Risikokapital gab es unter anderem vom Edel-VC Kleiner Perkins Caufield & Byers, der bereits Google, Amazon und Sun mit erstem Geld eindeckte. Ob sich solche Erfolge nun im Energiesektor wiederholen lassen?

Maxwell-Mann Miller ist sogar überrascht, dass Kleiner bei EEStor investiert hat. Das Geschäftsmodell sei unklar. Weir bleibt hingegen bei seiner Darstellung: Sein Unternehmen werde die gemachten Versprechungen sogar übertreffen. "Uns geht es hier nicht um Hype. Wir reden hier das erste Mal überhaupt darüber, was unsere Technik leistet", sagte er bei der Ankündigung in dieser Woche. Man werde alles Dagewesene übertreffen.

Übersetzung: Ben Schwan. (wst)