Lieferdienst für Strom

Das Berliner Start-up Chargery will mobile Ladestationen schaffen, die umweltfreundlich unterwegs sind.

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Besitzer von E-Autos kennen das Problem: Stromtankstellen in Innenstädten sind ständig belegt oder werden von Verbrennern zugeparkt – und das immer genau dann, wenn man dringend frischen Saft bräuchte, um nach Hause oder zum nächsten Termin zu kommen.

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Wenn also alle Ladesäulen besetzt sind oder die Batterie überraschend leer ist, soll künftig das Berliner Start-up Chargery helfen können. "Der mobile Ladeservice für Ihre Elektroflotte" hat einen Fahrradanhänger mit Batterie entwickelt, der 24 Kilowattstunden an liegen gebliebene E-Autos spenden kann – genug für rund 150 Kilometer.

Herbeigerufen wird der Akku per App. Aktuell gibt es drei Hänger und zwei festangestellte Fahrer. Zudem treten die drei Chargery-Gründer ab und zu auch noch selbst in die Pedale. Im Berliner Stadtgebiet wollen sie in rund 30 Minuten bei den Kunden sein. Im Hauptquartier von Chargery stehen stets – natürlich mit nachhaltigem Strom – vollgeladene Austauschbatterien bereit, so dass die Fahrer ohne Wartezeit wieder zurück auf die Straße kommen.

Die Ladebox kommt mit den normalen Anschlüssen.

(Bild: Chargery)

Der 150 Kilo schwere Anhänger hat einen Motor mit eigenem Akku, damit der Fahrer nicht zu arg strampeln muss. Zudem werden auch E-Bikes als Zugmaschine eingesetzt. Derzeit arbeitet Chargery nur für Geschäftskunden wie den Carsharing-Dienst DriveNow von Sixt und BMW, der allein in Berlin 150 elektrische BMW i3 betreibt. Die sind zwar wegen ihrer spritzigen Fahrweise sehr beliebt, werden von Kunden allerdings desöfteren mit fast leerem Akku stehengelassen.

In diesem Fall müssen die Stromer schlimmstenfalls abgeschleppt oder mit weniger nachhaltigen Methoden nachgeladen werden. Chargery verspricht hier eine grüne Lösung – von der Stromproduktion bis zur "Tretkraft" seiner Fahrer. Die Firma übernimmt zudem auch einfache Wartungsarbeiten wie die Reinigung des Fahrzeugs, die Kontrolle des Reifendrucks oder das Nachfüllen des Wischwassers.

Eine App hilft beim Bestellen der Ladung.

(Bild: Chargery)

Die aktuelle Version hat eine Ladeleistung von 3,7 Kilowatt, die zweite Generation soll 11 bis 22 Kilowatt liefern, um den Ladevorgang zu verkürzen. Später sind sogar 50 Kilowatt geplant. Die Akkus bleiben während des Ladevorgangs beim Auto und werden danach wieder abgeholt – sie sind extra gesichert, damit sie nicht geklaut werden können und stehen per LTE-Datenverbindung mit der Chargery-Zentrale in Kontakt.

Auf Wunsch ist eine Vollaufladung möglich. Will ein Kunde ein Fahrzeug jedoch sofort wieder benutzen, wird das Laden bei 80 bis 90 Prozent der Kapazität beendet. So wird es etwa oft bei DriveNow gehandhabt, wo eine schnelle Wiederverfügbarkeit eines Fahrzeugs wichtiger ist als eine komplett vollgeladene Batterie.

Das Team von Chargery.

(Bild: Chargery)

Ab 2019 will das Start-up auch Privatkunden bedienen. Geplant ist hier, einen ortsunabhängigen Einheitspreis in Innenstadtlagen anzubieten, der auch die Lieferung einschließt. Betont wird dabei die Ortsunabhängigkeit von Ladestationen. Ein Mitgliedschaftsmodell ist derzeit nicht geplant, stattdessen soll die Kundschaft via "Pay per Use", also Bezahlung bei Benutzung, abgerechnet werden.

(bsc)