Friede, Freude und freie Eierkuchen-Rezepte, Teil 1

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Eines gleich vorneweg: Den brillanten Spielfilm zum immer wieder Gucken, den Genre-prägenden Zeichentrick oder ähnliche Qualität findet man noch nicht in freier Lizenz. Das ist im aufwendigen Produktionsprozess des Mediums Film begründet – welchem Hobbyfilmer stehen schon Statisten in Ben-Hur-Massen oder Renderfarmen für Ork-Scharen zur Verfügung? Allerdings: Ein Low-Budget-Film wie das Blair Witch Project könnte heute mühelos seinen Weg ins Internet finden. Bisher gibt es nur eine Handvoll freie Filme unter Creative-Commons-Lizenz zum legalen Herunterladen im Internet, etwa Cactuses oder der Animationsfilm Elephants Dream, mit Open-Source-Software wie Blender, Gimp und Inkscape erstellt.

Der Film Elephants Dream wurde mit Blender und anderer freier Software erstellt.

Für Erotikfans gab es The Good Girl, einen spanischen Frauen-Porno, der zunächst CC-lizenziert zum Download zur Verfügung stand, inzwischen aber in einem längeren Filmprojekt der Regisseurin aufgegangen und nicht mehr frei verfügbar ist. Freunde des ruhigen Naturfilms finden Aqualounge, einen unter CC veröffentlichten Untersee-Film, von dem acht Releases zum Download bereitstehen. Ebenfalls aus Deutschland kommt der CC-lizensierte Film Route 66 vom VEB Film Leipzig, dessen Macher bereits den zweiten Open-Source-Film The Last Drug in der Postproduktionsphase haben. Frisch in die Creative Commons übergegangen ist beispielsweise auch der Dokumentarfilm A Story of Healing über Ärzte im vietnamesischen Mekong-Delta.

Da "frei" auch bei CC-lizenzierten Filmen nicht notwendigerweise "frei wie in Freibier" bedeutet, kann man am derzeit laufenden Projekt Swarm of Angels partizipieren. Für umgerechnet 37,- Euro erkauft man sich als "Engel" Entscheidungs- und Vorzugsstatus wie bevorzugter Download, zusätzliche Materialien auf DVD und dergleichen Bonusmaterial mehr. Zumindest laut Website soll das Projekt hinterher aber zum freien Herunterladen und Remixen im Internet zur Verfügung stehen. Man bezahlt mit seinem Beitrag also den Einfluss auf die Erstausgabe des Films.

Die bisher einfachste legale Möglichkeit, Filme aus dem Internet frei zu beziehen, sind ältere Filme, die aufgrund Auslaufen des Copyrights in die Public Domain übergegangen sind. Ein umfangreiches Verzeichnis von Filmen zeigt OpenFlix – allerdings ohne Download-Möglichkeit. Dafür pflegen die Webseiten von Archive.org ein Film-Archiv mit Filmen von M – eine Stadt sucht einen Mörder bis hin zu Filmschnipseln von Weltkriegs-Propaganda oder modernen Dokumentarfilmen wie The Power of Nightmares von der BBC. Die Sammlung zeichnet sich vor allem durch eine riesige Liste von Brick Films (Lego-Filme von Spiderman bis Star Wars) und Machinima (3D-Animationsfilme auf Basis von Computergame-Engines) aus. Wer Torrents bevorzugt, wird bei Public Domain Torrents fündig.

Cartoon-Klassiker bei archive.org: Betty Boop

Das Interessante an solchen Filmarchiven ist weniger, was dort derzeit verfügbar ist, sondern was man damit entwickeln kann. Eine Dokumentation wie Atomic Cafe aus den 80er Jahren – gedreht zu einer Zeit, als Reagan noch von Raketenschutzschilden im Weltall träumte – enthält klassische Filmsequenzen, die heute bequem zum Download bei Archive.org zur Verfügung stehen: Jedermann kann heute aus dem Civil-Defense-Filmchen Duck and Cover ein eigenes Feature zum Thema Atomkrieg schneiden.

Bei Archive.org kann man außerdem das Prelinger Filmarchiv herunterladen oder ansehen. Das Prelinger-Archiv umfaßt mehrere Tausend erzieherische und dokumentarische Filme – unter anderem einiges an Filmmaterial von Charles und Ray Eames, die Ende der 50er Jahre Filme und Ausstellungen über Computertechnik für IBM konzipiert und gedreht haben.

Die verfügbaren freien Filme, die es tatsächlich inzwischen gibt, findet man bequem bei Legal Torrents oder Legit Torrents – das Angebot beider Torrent-Sites ist allerdings weitestgehend identisch.

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