Gezähmte Zeit

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Die meisten Zeitexperten vermuten deshalb, dass eine Neudefinition der Sekunde mit den optischen Chronometern frühestens in ein paar Jahren durchsetzbar sein wird. "Vorher müssen wir herausfinden", sagt Hänsch, "wie sich die sensiblen Geräte über alle Kontinente und Höhenunterschiede hinweg synchronisieren lassen."

Ein Problem, an das Sandford Fleming bei seinem Werben für ein weltweit abgestimmtes Zeitsystem gewiss nicht gedacht hatte. Der Ingenieur wollte schlicht das Alltagsleben seiner Mitbürger ein bisschen besser koordinieren. Heute indes: "Gravitationsverschiebungen", "milliardstel Sekundenbruchteile" -- von der tagtäglichen Zeitplanung hat sich das Finetuning der Uhren längst abgekoppelt.

Manche Wissenschaftler sehen sogar schon einen Gegentrend kommen: "Weil die meisten Menschen Handys haben, können sie sich jederzeit spontan verabreden und müssen keine punktgenauen Terminabsprachen mehr treffen", argumentiert etwa der Münchner Wirtschaftspädagoge Karlheinz Geißler. Allen Präzisionsbemühungen zum Trotz -- im Alltag habe die Pünktlichkeit nach der Uhr "ausgedient". Ob das dem akkuraten Fleming wohl gefallen hätte? (sma)