Husqvarna Norden 901

Husqvarnas erster Zweizylinder seit Kauf durch KTM. Auf Basis der KTM 890 Adventure ist sie eigenständig und konsequenter Richtung Offroad-Einsatz konzipiert.

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(Bild: Husqvarna)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Ingo Gach
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Auf der EICMA 2019 war die Husqvarna Norden 901 Concept eine der Publikumsmagneten, stand hier doch endlich eine Reiseenduro der Traditionsmarke mit einem Zweizylindermotor, bislang befanden sich nur Einzylinder im Programm.

Der Name Norden passt zu den schwedischen Wurzeln der Marke, auch wenn Husqvarnas schon seit 2013 in Österreich vom Band rollen. KTM setzt konsequent auf Plattform-Strategie, daher war klar, dass auch eine Husqvarna mit dem Reihenzweizylinder kommen würde, aber das gelungene und konsequent in Richtung Offroad ausgelegte Design überraschte dann doch. Jetzt hat Husqvarna die Norden 901 endlich offiziell vorgestellt und hofft auf den großen Verkaufserfolg.

Mit der Norden 901 will sich Husqvarna deutlich vom Schwestermodell KTM 890 Adventure absetzen und bietet weniger Kanten, dafür mehr glatte Flächen. Bei der Front mit dem angedeuteten Verkleidungsturm und zwei integrierten Zusatzscheinwerfern haben sich die Designer vom Rallye-Sport anregen lassen und der große LED-Rundscheinwerfer mit Tagfahrlicht hebt sich wohltuend von den doppelten Dreiecksscheinwerfern der KTM ab. Außerdem lässt sich mit Kniff auch der merkwürdige Tank kaschieren, der sich für einen tiefen Schwerpunkt weit nach unten bis über den Motor zieht. An der KTM Adventure wirkt der Tank pummelig, bei der Husky fällt er wegen der Verkleidung und dem großzügigen Motorschutz gar nicht weiter auf.

Husqvarna Norden 901 (8 Bilder)

Endlich bringt auch Husqvarna einen Zweizylinder. Die Norden 901 zeigt sich wesentlich gefälliger als ihr Schwestermodell KTM 890 Adventure, obwohl sie sich technisch sehr ähnlich sind.

Überhaupt ist es erstaunlich wie unterschiedlich die beiden Schwestermodelle wirken, obwohl sie sich technisch kaum unterscheiden. Als Antrieb in der Norden 901 dient der von KTM bekannte 889-Kubikzentimeter-Reihenzweizylinder mit der identischen Leistung von 105 PS bei 8000/min und 100 Nm bei 6500/min. Er bietet genügend Power in jedem Drehzahlbereich und tritt schon kräftig ab 2000/min an – ein Fakt, der früher bei KTM nicht selbstverständlich war, als so mancher Motor unterhalb von 3000/min noch unwillig auf die Kette einhackte. Den Leistungseinsatz des Zweizylinders dosiert das Ride-by-Wire-System so präzise wie es sich Geländefahrer wünschen.

Auch beim Rahmen gibt es keine Neuheiten zu vermelden: Es bleibt beim soliden Stahlrohrrahmen mit angeschraubtem Heck. Dennoch ist die Husqvarna Norden 901 höher als die KTM Adventure, wegen der längeren Federwege. So bietet die Norden 901 eine voll einstellbare APEX-USD-Gabel von WP mit 220 Millimeter Federweg, während das Pendant an der KTM nur 200 Millimeter bietet. Die gefräste Gabelbrücke der Husky glänzt mit einer Dreifachklemmung. Mit 64,2 Grad Lenkkopfwinkel steht die Gabel etwas steiler als bei der Adventure, was die Handlichkeit fördern dürfte.

Hinten streckt sich das ebenfalls von WP stammende, voll einstellbare und direkt angelenkte Federbein im Vergleich zur KTM um 15 Millimeter mehr auf 215 Millimeter Arbeitsweg. Daraus resultiert auch eine beachtliche Sitzhöhe, die zwischen 874 und 854 Millimeter einstellbar ist. Die neue Husky ist demnach nichts für Kurzgewachsene, dabei zeigt sich die Sitzbank schon als tief ausgeschnitten mit einer deutlichen Kante zum Soziusplatz. Zwar bietet Husqvarna im Zubehör einen Tieferlegungssatz an, der die Sitzhöhe mittels eines anderen Federbeins und kürzeren Gabelfedern um 22 Millimeter reduziert, der kostet aber 585 Euro.

Die Schwinge übernahm Husqvarna von der 890 Adventure, genauso wie die Drahtspeichenräder in 21 Zoll vorne und 18 Zoll hinten. Die beiden Vierkolben-Bremsen samt 320 Millimeter-Bremsscheiben am Vorderrad von J.Juan entsprechen denen an der KTM, nur dass die Bremszangen und Halterungen an der Norden 901 komplett schwarz lackiert sind. Es gibt die KTM 890 Adventure für Offroad-Experten auch in einer ambitionierten R-Version mit 240 Millimeter Federwegen vorne und hinten und 880 Millimeter Sitzhöhe.

Somit wurde bei der Norden 901 die goldene Mitte für den Einsatz sowohl im Gelände als auch auf Straße gewählt. Dazu passt die Serienbereifung: Husqvarna zieht den Pirelli Scorpion Rally STR auf mit zwar tiefem Geländeprofil, aber breiten Stollen, die auf Asphalt noch ordentlichen Grip bieten. Das Trockengewicht beziffert Husqvarna auf 204 kg – immerhin acht Kilogramm mehr als die KTM Adventure, was vor allem auf die Verkleidung mit den Zusatzscheinwerfern zurückzuführen sein dürfte.