Kaufberatung: Sechs Motorradhelme der Mittelklasse

Der Helm ist das einzige Bekleidungsteil, das beim Motorradfahren vorgeschrieben ist. Seine Bedeutung ist immens, das Angebot unübersichtlich. Eine Kaufberatung

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Motorradhelm

(Bild: Ingo Gach)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Für die meisten Fahrer kommt am ehesten ein tourentauglich ausgelegter Integralhelm in Frage, denn je sportlicher der Kopfschützer ist, desto teurer ist er auch und große Spoiler für Aerodynamik ergeben im Alltag wenig Sinn. Jethelme – bei Chopper- und Rollerfahrern sehr beliebt – bieten nicht die Sicherheit eines Integralhelms und Motocross-Helme ohne Visier sind nur für den Geländeeinsatz gedacht. Klapphelme stehen zwar bei Tourenfahrern hoch im Kurs, sind aber im Schnitt etwas teurer und wer mit geöffneter Klappe einen Unfall baut, riskiert schwere Verletzungen.

Wir haben uns bei den Integralhelmen auf die preisliche Mittelklasse zwischen 300 und 650 Euro konzentriert. Alle hier aufgeführten Helme gibt es mit verschiedenen Dekors, die auf der Homepage des jeweiligen Herstellers ersichtlich sind, manche Designs kosten jedoch deutlich Aufpreis. Helme sollten vor dem Kauf ausprobiert werden, ob die Größe und Passform für den eigenen Kopf stimmt. Unangenehme Druckstellen können einem die Ausfahrt gründlich verleiden. Bei der Ausstattung spielen die persönlichen Vorlieben eine Rolle, nicht jeder braucht eine integrierte Sonnenblende, andere schwören auf einen Doppel-D-Verschluss oder große Ventilationsöffnungen. Helme aus Kohlefaserlaminat haben wir nicht berücksichtigt, weil sie deutlich teurer sind und, außer etwas weniger Gewicht, nicht mehr Schutz bieten.

Vier der hier vorgestellten Helme entsprechen noch der alten Prüfnorm ECE 22.05, zwei Helme (Arai und Nolan) jedoch schon der neuen Norm ECE 22.06. Dabei wird mit einer höheren Aufprallgeschwindigkeit geprüft und der Aufprallpunkt ist frei wählbar, außerdem liegt die Prüftemperatur beim Kältetest nun bei minus zehn Grad. Zusätzlich wird das Visier mit einer 60 m/s schnellen Stahlkugel beschossen und der Helm muss den Rotationstest bestehen sowie mit einer reflektierenden Oberfläche bzw. Aufklebern versehen sein. Ab dem 3.  6.  2022 werden neue Helme für die Zulassung ausschließlich nach der Norm ECE 22.06 geprüft, ab dem 3.  6.  2023 ist die Produktion nach der alten Norm nicht mehr gestattet.

AGV K6

(Bild: AGV)

AGV ist die Marke, der Superstar Valentino Rossi während seiner aktiven Laufbahn vertraute. Der K6 ist jedoch weniger für die Rennstrecke entwickelt worden, sondern mehr für den Toureneinsatz. Seine Schale besteht aus einer Carbon-Aramid-Faser, ist also kein reiner Kohlefaserlaminat-Helm. Der Materialmix macht den K6 1330 Gramm leicht. Die Verarbeitungsqualität ist durchweg hoch und das Sichtfeld recht groß. Das Visier verfügt über ein sogenanntes Pinlock für den Einsatz einer Innenscheibe, die das Beschlagen verhindert. Am Kinnriemen kommt ein Doppel-D-Verschluss zum Einsatz, eine ebenso einfache wie effektive Verriegelung.

Es gibt den K6 in sieben Helmgrößen von XS bis 2XL und in beachtenswerten vier Schalengrößen, damit sich nicht ein Riesenschädel in die gleiche Schale wie ein XS-Kopfumfang quetschen muss. Die Ventilation erfolgt über verstellbare Einlässe am Kinn und der Stirn. Das Innenfutter ist herausnehm- und waschbar. Wie es sich für einen italienischen Helm gehört, hat der K6 natürlich auch eine Vorbereitung für ein Kommunikationssystem. Sein Listenpreis beträgt 459,95 Euro in Unifarben, mit Dekor 499,95 Euro.

Arai Quantic

(Bild: Arai)

Der japanische Hersteller Arai hat den modernen Motorradhelm erfunden und genießt bis heute einen exzellenten Ruf, vielleicht weil die Helme alle in Handarbeit entstehen. Der Quantic entspricht bereits der neuen Prüfnorm ECE 22.06 und besteht aus Glasfaser-Laminat und kommt wahlweise in zwei Schalengrößen. Alle Anbauteile sind so konstruiert, dass sie bei einem Sturz sofort abreißen, damit die Schale über den Asphalt gleiten kann und den Kopf des Fahrers nicht herumreißt.

Mit 1530 Gramm gehört der Quantic nicht zu den Leichtgewichten, aber sicher zu den Stabilsten. Das Gesichtsfeld ist angenehm groß, das Visier verfügt über einen Verschluss sowie Pinlock und ist ohne Werkzeug in Sekunden austauschbar. Die Ventilation am Quantic erfolgt über nicht weniger als sieben Einlass- und sechs Auslassöffnungen und sorgt für eine sehr gute Belüftung. Arai verwendet am Kinnriemen grundsätzlich Doppel-D-Verschlüsse. Die Innenpolster lassen sich leicht herausnehmen und waschen, außerdem können die Wangenpolster bei einem Notfall mit einer Lasche herausgezogen werden. Billig ist der Arai nicht, er kostet ab 649,99 Euro, bietet dafür aber höchste Qualität und eine Fünf-Jahres-Garantie.

HJC F70

(Bild: HJC)

HJC aus Korea baut seit über einem halben Jahrhundert Motorradhelme und ist heute einer der größten Hersteller der Welt. Der F70 zeigt mit dem weit über die Helmschale reichenden Visier und dem riesigen Atemabweiser ein etwas unkonventionelles Design. Die Schale besteht aus Fiberglas und wird in zwei Schalengrößen von XS bis 2XL angeboten. Der F70 wiegt in Größe M 1480 Gramm, was guter Durchschnitt ist.

Ein Doppel-D-Verschluss hält den Kinnriemen und wie in der Klasse üblich, sind Innenfutter und Wangenpolster herausnehmbar. Über zwei große Tasten unterhalb und oberhalb des Visiers lassen sich die Ventilationskanäle öffnen und schließen. Das Visier selber hat zwei griffige Vorsprünge zum Öffnen, allerdings muss ein Pinlock-Visier extra gekauft werden. Dafür besitzt der F70 eine interne Sonnenblende, die über einen Schieber an der linken Helmunterkante ausgefahren werden kann. HJC setzt immer noch auf Werkzeug, um das Visier zu tauschen, aber die beiden Schrauben sind rasch entfernt. Den HJC F70 gibt es in nicht weniger als 21 verschiedenen Dekoren, das im Bild ersichtliche nennt sich Mago und kostet 309,90 Euro.

Nolan N80-8

(Bild: Nolan)

Der hier abgebildete Nolan hört auf die unübersichtliche Bezeichnung N80-8 Anniversary N-Com Metal Black 26. Sein Design soll auf das 50.  Jubiläum des italienischen Herstellers verweisen, er ist bereits nach der neuen Prüfnorm ECE 22.06 zertifiziert. Die Schale besteht aus Polycarbonat und ist in den Helmgrößen XXS bis 3XL in zwei Schalengrößen erhältlich. Mit 1570 Gramm zählt der Nolan eher zu den Schwergewichten.

Er hat ein breites Gesichtsfeld und das Visier samt Pinlock-Scheibe lässt sich mittels eines zentralen Vorsprungs öffnen. Eine neue Visiermechanik sorgt für eine elliptische Öffnungskurve und das Visier legt sich erst auf den letzten Millimetern an die Dichtung. Ein Ratschen-Verschluss fixiert den Kinnriemen des N80-8. Große Tasten am Kinn und der Stirn, die sich problemlos mit Handschuhen bedienen lassen, stellen die Ventilation sicher. Eine ausfahrbare Sonnenblende schützt bei Bedarf die Augen. Die Wagenpolster lassen sich über das Notfall-System mit einem Zug entfernen. Der Helm ist vorbereitet für das hauseigene Kommunikationssystem Nolan n-com. Der N80-8 Anniversary N-Com Metal Black 26 kostet 319,99 Euro Listenpreis.

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Scorpion EXO-1400 Air

(Bild: Scorpion)

Die Marke Scorpion aus Kalifornien versucht gerne mit aggressivem Design zu beeindrucken. Rein optisch darf der Scorpion EXO-1400 Air als gelungen gelten (im Bild die Lackierung Vittoria matt black-white). Er besteht aus einer Fiberglas-Schale in drei verschiedenen Umfängen für acht Helmgrößen. Dabei bleibt der EXO-1400 Air in Größe M mit 1450 Gramm angenehm leicht. Das recht große Visier inklusive Pinlock lässt sich aber nur über einen fummeligen, kleinen Verschluss öffnen – mit dicken Handschuhen kann das zum Problem werden.

Scorpion legt Wert auf die Feststellung, dass der EXO-1400 Air dank neuer Geräuschdämmung leiser als sein Vorgänger ist. Eine Besonderheit bietet der Scorpion mit dem Air-Fit-System, bei dem der Träger die Wangenpolster für eine bessere Passform mittels einer kleinen Pumpe mit Luft füllen kann. Der Kinnriemen verfügt über ein Doppel-D-Verschluss und in der Helmschale ist eine Sonnenblende eingelassen, die über einen Schieber auf der linken Seite hinter dem Visier bewegt werden kann. Der Listenpreis des Scorpion EXO-1400 Air beträgt 369,90 Euro.

Shoei GT Air-2

(Bild: Shoei)

Mit dem GT Air-2 hat Shoei einen aerodynamisch ausgefeilten und sehr leisen Helm geschaffen. Der japanische Helmgigant ist für seine ausgeklügelten Konstruktionen bekannt. Die Schale aus Fiberglas gibt es in drei Größen für sieben Kopfumfänge von XS bis 2XL. Um sich jeder Kopf- und Gesichtsform anzupassen, sind Wangenpolster in vier verschiedenen Stärken einsetzbar, zudem kommen Earpads zur Geräuschdämmung zum Einsatz. Der Helm liegt mit 1520 Gramm Gewicht gerade noch im Durchschnitt.

Das Sichtfeld ist sehr breit und das mit einer Pinlock-Scheibe versehene Visier kratzfest und beschlagfrei. Hinzu kommt eine integrierte Sonnenblende, die sich über einen Schiebemechanismus betätigen lässt. Eine effektive Ventilation, deren Öffnungen sich elegant in das Design einfügen, bewahrt dem Fahrer stets einen kühlen Kopf und ist leicht über große Tasten zu betätigen. Der Kinnriemen wird mit einem Ratschenverschluss aus Edelstahl verriegelt. Insgesamt bietet der Shoei einen hohen Tragekomfort. Eine Vorbereitung für ein Kommunikationssystem ist vorhanden. Der GT Air-2 startet bei 519 Euro in Unifarben, mit aufwendigem Dekor geht er aber bis 629 Euro.

(fpi)