Kopfarbeit: 70 Jahre Arai-Helme

Seite 2: Bis heute in Handarbeit

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Arai ist bis heute im Familienbesitz. Seit 1986 leitet Mitch Arai die Firma, inzwischen ist er 81 Jahre, aber führt zusammen mit seinem Sohn Akihito immer noch die Geschäfte mit großem Engagement. Der Patriarch gilt als ruhiger Mensch und aufmerksamer Zuhörer. Mitch Arai fährt bis heute Motorrad, auf den kurvigen Landstraßen in den Bergen westlich von Tokyo bewegt er gerne seine rote Ducati Monster. Fast noch erstaunlicher ist, dass alle Arai-Helme von rund 300 Mitarbeitern in Handarbeit gefertigt werden, während die meisten andere Hersteller ihre Helme von Maschinen produzieren lassen.

Das ist auch der Grund, warum Arai zwar nicht stückzahlenmäßig die Nr. 1, aber in Sachen Sicherheit und Qualität führend ist. Die genauen Stückzahlen gibt Arai nicht bekannt, aber nach Schätzungen sind es wohl rund 280.000 Helme pro Jahr. Ein Arai-Helm durchläuft während der Produktion zwei separate Qualitätsprüfungen, und wenn er auch nur den kleinsten Makel aufweist, verlässt er die Firma nicht. Außerdem legt die Firmenleitung großen Wert auf Verbesserungsvorschläge seitens der Mitarbeiter, denn Arai begreift sich als Team.

Die Entwicklung ist ein unaufhörlicher Prozess bei Arai. Neue Modelle werden ersonnen und ältere optimiert. Aktuell befinden sich achtzehn verschiedene Modelle im Programm: 13 für Motorradfahrer und fünf für Autorennfahrer. Das Angebot reicht vom Race-Helm, über Touren-, Retro- und Jet-Helm bis hin zum Motocross-Helm. Jeder Helm, der beim Sturz eines Profi-Rennfahrers beschädigt wurde, wird genau von Arai analysiert, um daraus neue Erkenntnisse für Weiterentwicklungen zu ziehen. Der Schutz des Fahrers hat bei Arai oberste Priorität, deshalb erhielt Mitch Arai 2019 als erster Hersteller von der FIM (Internationale Motorradsport Organisation) die Nicolas-Rodi del-Valle-Goldmedaille für die Verdienste von Arai um die Sicherheit der Fahrer.

Seit kurzer Zeit bietet Arai mit dem RX-7V RC auch einen Motorradhelm aus kohlefaserverstärktem Kunststoff an. Für den Autorennsport – Arai erfreut sich unter Formel 1-Piloten großer Beliebtheit – baut die Marke schon lange Helme aus dem leichten High-Tech-Material und hat entsprechend viel Erfahrung gesammelt. Doch Arai hat bis vor kurzem gezögert, auch einen Carbon-Helm für die Motorradsparte zu bauen, weil die Anforderungen dort anders sind. Bei der Entwicklung des RX-7V RC ging es Arai wohl vor allem um eine Leistungsdemonstration.

Um die gleiche Sicherheit beim Aufprall und Gleiten bieten zu können wie eine Helmschale aus Fiberglas, wird der Helm aus elf Lagen kohlefaserverstärktem Kunststoff aus dem Flugzeugbau hergestellt. Für den aufwendigen Bau eines RX-7V RC benötigt ein speziell geschulter Arai-Mitarbeiter einen vollen Tag. Der Arai RX-7V RC ist der einzige Helm aus kohlefaserverstärktem Kunststoff auf dem Markt, der sowohl die europäische ECE-, als auch die amerikanische SNELL-Prüfung bestanden hat. Es entstehen für den europäischen Markt nur rund 400 Stück des 2999 Euro teuren RX-7V RC pro Jahr.

Arai-Helme gehören ganz sicher nicht zu den Billig-Angeboten, doch ihre Qualität und Sicherheit rechtfertigen die Preise. Auch die aufwendigen und vielfältigen Grafiken, die oft von Design-Guru Aldo Drudi (Drudi Performance) entworfen werden, sind außergewöhnlich. Allein für das Modell RX-7V gibt es 30 verschiedene Designs und der Chaser-X bringt es auf 26. Mit besonderer Spannung warten die Arai-Fans jedes Jahr auf das Design für die TT Isle of Man. Für das legendäre Rennen hegte schon Hirotake Arai eine große Leidenschaft und deshalb entsteht seit 2007 zu jeder neuen Ausgabe ein spezielles TT-Design des Modells RX-7V. Tatsächlich tragen nicht nur viele Fans an der Strecke, sondern auch eine ganze Reihe der Top-Fahrer das TT-Modell, unter anderem der 19fache Champion Michael Dunlop und der mit 16 Siegen kaum minder erfolgreiche Ian Hutchinson.

Das Erfolgsgeheimnis von Arai liegt darin, dass bei ihnen Qualität immer vor Quantität ging. Andere Helmhersteller haben den Pionier Arai in den Stückzahlen längst überflügelt, doch das interessiert die Firma aus Omiya nicht. Sie wollen den besten Helm bauen. Deshalb ist Arai nie Kompromisse eingegangen, die Sicherheit hatte immer oberste Priorität. Dank des ständigen Tüftelns von Hirotake und Mitch Arai konnten die Modelle stetig verbessert werden, bis sie ihren Ruf als extrem sichere Helme genossen. Das schätzen auch nach 70 Jahren nicht nur Rennfahrer, sondern auch viele ganz normale Motorradfahrer.

(fpi)