Interview: Krebsregister als Vorreiter im Gesundheitsdatenraum
Seite 4: Onkologische Patientenakte und Tumorkonferenzen
Wie wird die onkologische Patientenakte in den Behandlungsprozess integriert?
Philipp Kachel: Wir unterstĂĽtzen mit der onkologischen Patientenakte beispielsweise Tumorkonferenzen. Das heiĂźt, wir schauen, dass die behandelnden Ă„rzte nicht mehr einen Jutebeutel voller Akten erhalten, sondern eine interoperable und strukturierte Datengrundlage aus den Krebsregistern.
Die Tumorkonferenz ist ja eine Art Konzil über mehrere Institutionen hinweg, die auch digital stattfindet. So könnte also der Hausarzt auf dem Land sich online mit den Fachärzten in den zertifizierten Versorgungsnetzwerken direkt über den Patienten austauschen?
Zertifizierte Krebszentren müssen Tumorkonferenzen anbieten und ausrichten – nicht nur im eigenen Haus, sondern auch für den ambulanten Bereich oder für andere Krankenhäuser. Ein Urologe beispielsweise hat einen Patienten, den er im Tumor-Board eines Krankenhauses vorstellen möchte. Er kann ihn dann dort zur Tumorkonferenz anmelden. Bisher läuft das über Telefon, Fax, E-Mail oder Webformulare – selten aber strukturiert und vor allem nicht interoperabel. Mit einem entsprechend digitalen Anmeldeweg schickt er die Daten nicht mehr unstrukturiert rüber, sondern kann dazu eine entsprechende Anmeldemaske bspw. über unser Meldeportal nutzen. Die Anmeldung wird dann auf dem Weg in die Klink angereicht mit den im Krebsregister vorliegenden Daten zu dem betreffenden Patienten.
Bislang steht in Deutschland kein standardisierter Datensatz mit zugehöriger interoperabler Schnittstelle zur Verfügung, um Anmelde- sowie Ergebnisdaten von Tumorkonferenzen einrichtungsübergreifend auszutauschen. In diesem Pilotprojekt soll hierfür eine prototypische bidirektionale Schnittstelle zwischen dem ambulanten und stationären Sektor geschaffen werden. Darüber hinaus wird die nutzerfreundliche Anmeldung von Patienten zu einer Tumorkonferenz über ein standardisiertes Formular im elektronischen Meldeportal eruiert, sowie die Möglichkeit auch Ergebnisse der Tumorkonferenz über diesen Zugang zurückzumelden.
Wäre das der ideale Einstieg in die Krebsbehandlung?
Ja, denn in der Tumorkonferenz habe ich alle Experten zusammen, die dann beurteilen, wie man am besten mit der weiteren Behandlung verfährt.