Mercedes setzt auf "Electric only"

Bis zum Ende dieses Jahrzehnts will Mercedes sich vom Verbrennungsmotor verabschieden - zugunsten des batterieelektrischen Antriebs.

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Noch ist die Zahl der batterieelktrischen Antriebe bei Mercedes gering - der Mercedes EQA beispielsweise wird erst seit kurzem verkauft. Doch die Zahl soll rasch steigen.

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Mit dem Ziel einer emissionsfreien Mobilität gehe Daimlers Pkw-Marke Mercedes-Benz "mutig und entschlossen" voran, hieß es in einer der dpa vorliegenden Stellungnahme Kretschmanns. "Ich begrüße, dass Mercedes noch schneller als bisher geplant die Elektromobilität vorantreiben wird und noch vor Ende des Jahrzehnts vollelektrisch sein will, wo immer die Marktbedingungen es zulassen." Unterdessen fordert der Betriebsratschef des Daimler-Werks in Stuttgart-Untertürkheim Perspektiven für die Belegschaft.

Daimler hatte am 22. Juli deutlich ambitioniertere Ziele für den Durchbruch der eigenen Pkw-E-Flotte bekannt gegeben. Zudem kündigte der Konzern bei einem Investorentag für seine Pkw-Stammmarke Mercedes-Benz im Kern auch den baldigen Abschied vom Verbrennungsmotor an. Man bereite sich vor, bis zum Ende des Jahrzehnts "vollelektrisch zu werden", hieß es.

Obendrein gab Daimler überraschend den geplanten Bau von weltweit acht Gigafabriken zur Produktion von Batteriezellen bekannt. Das ist eine Abkehr von bisherigen Plänen. Eigentlich wollte der Konzern in diesem Segment nicht selbst tätig werden, sondern auf Zulieferer setzen und dadurch auch Geld sparen. Eigentlich hatte Konzernchef Ola Källenius hier Geld sparen und auf Zulieferer setzen wollen. Zuletzt hatten allerdings Berichte über eine ungenügende Qualität von gelieferten Zellen die Runde gemacht, Daimler hatte das nicht näher kommentiert.

Zu den Gigafabriken blieben noch viele Fragen offen. Daimler teilte lediglich mit, dass vier der acht Fabriken in Europa stehen sollen, drei in Asien, hinzu kommt eine in den USA. Wo die Fabriken jeweils genau gebaut werden sollen und mit welchen Partnern man hier zusammenarbeiten will, blieb vorerst offen. Die Zellfabriken sollen in jedem Fall das bereits geplante Netz an neun Fabriken ergänzen, die Batteriesysteme aus den Zellpaketen zusammensetzen.

Natürlich führt das alles zu einem noch wesentlich größeren Strombedarf bei Daimler. Das Projekt sei aber nur dann sinnvoll, wenn dieser Strom dann aus erneuerbaren Energien stamme, sagen Naturschützer. Die Umweltorganisation BUND forderte den Konzern zu Transparenz auf: "Wer den Weg einer rein elektrischen Marke einschlägt, muss auch klarmachen, woher die dafür benötigten erneuerbaren Energien kommen." Für die Produktion und den Betrieb aller Fahrzeuge brauche es erneuerbaren Strom, der naturverträglich zugebaut werden müsse.

Der Betriebsratsvorsitzende des Daimler-Motorenwerkes Untertürkheim, Michael Häberle, sagte der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten: "Eine verschärfte technologische Strategie zu verkünden ist das eine, echte Perspektiven für die eigene Belegschaft zu schaffen das andere." Dank vereinbarter Beschäftigungssicherung bis 2029 "überwiegt bei uns weniger die Sorge um den Job, dafür aber die Angst vor dem Verlust der aktuell ausgeübten Tätigkeit". Die Ungewissheit darüber, in welchem Thema man in Zukunft tätig sein wird, sei sehr belastend. "Es sollte im Interesse des Unternehmens sein, hier für mehr Sicherheit zu sorgen". Er forderte eine "klare Vision" mit neuen Produkten und Tätigkeitsfeldern für den Standort.

Mercedes will sich unter dem Leitbegriff "Electric only" künftig ganz auf elektrisches Fahren ausrichten, hieß es. Schon im Jahr 2025 wollen die Schwaben rund 50 Prozent ihrer Neuverkäufe mit vollelektrischen oder Plug-in-Hybriden erzielen. Das sind doppelt so viel wie bisher geplant. Man bereite sich zudem vor, bis zum Ende des Jahrzehnts "vollelektrisch zu werden", unter anderem auch durch den Aufbau einer eigenen Zellproduktion im großen Stil. Die dafür weltweit geplanten acht Gigafabriken sollen eine Gesamtkapazität von mehr als 200 Gigawattstunden haben.

Bisher verdient Daimler das mit Abstand meiste Geld mit Autos, die einen Verbrennungsmotor haben. Die Zahl der verkauften vollelektrischen Pkw machte im ersten Halbjahr gerade mal etwas mehr als 3 Prozent aller ausgelieferten Autos aus, hinzu kommt ein etwas höherer Anteil von Hybridautos. Die Branche rechnet allerdings, auch angesichts politischer Vorgaben, in den nächsten Jahren mit rasant wachsenden Absatzquoten bei E-Autos.

Mercedes-Benz kündigte an, zwischen 2022 und 2030 seien Investitionen von mehr als 40 Milliarden Euro in batterieelektrische Fahrzeuge vorgesehen. Konkret sollen bei Mercedes im Pkw- und Van-Bereich alle neuen Fahrzeug-Architekturen ab 2025 ausschließlich elektrisch sein. Im selben Jahr werde man drei neue dieser Plattformen einführen. Ebenfalls bis Mitte des Jahrzehnts soll den Kunden für jedes Mercedes-Modell in jedem Fall auch eine vollelektrische Alternative zur Auswahl stehen.

(mfz)