Missing Link: QAnon – Verschwörungstheoretiker, Extremisten, Politiker

Seite 3: Q und seine Anhänger erlangen Bekanntheit

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Zu den ersten prominenten Unterstützern Qs zählt die Schauspielerin Roseanne Barr (bekannt aus der Sitcom "Roseanne") und der US-amerikanische Autor und Verschwörungstheoretiker Jerome Corsi, der für Alex Jones und dessen rechtsextreme Plattform "InfoWars" – die im April 2022 Insolvenz anmeldete – arbeitete. Der ehemalige Trump-Berater und Betreiber des rechten Nachrichtenportals "Breitbart News Network", Steve Bannon, griff später ebenfalls die Theorien der QAnon-Verschwörer auf. Der größte Unterstützer ist der ehemalige US-Präsident Donald Trump.

In einem Interview sagte er, dass die Leute (QAnon-Anhänger) ihn scheinbar mögen. QAnon sieht in Trump den Heilsbringer, der die USA vom "Deep State" befreien und dessen illegale Machtstrukturen zerschlagen will. Auch die "Lügen"-Presse hat QAnon im Visier. Brennan erklärt gegenüber dem Filmemacher Cullen Hoback in der HBO-Serie "Q: Into the Storm", dass Q nur funktioniere, weil "die Menschen den Mainstream-Medien misstrauen" würden. Auch Steve Bannon, der ebenfalls als möglicher Q-Kanditat in die engere Auswahl kam, griff mit seinem Podcast "War Room" die Medien und Demokraten an und wollte Macht innerhalb der Republikanischen Partei erlangen.

Im Jahr 2018 fand die erste American Priority Conference (AMPFest) in der Öffentlichkeit statt, auf der viele QAnon-Anhänger und Trump-Unterstützer erwartet wurden. Einer der Redner war im darauffolgenden Jahr Donald Trump Jr., der Sohn des US-Präsidenten. AMP selbst beschreibt seine drei Hauptprinzipien, auf denen sie gegründet wurde, mit "Freiheit, Integrität und Gleichheit".

Seinen Ursprung stützt die dezentrale, rechtsextreme und politische Bewegung von Verschwörungstheoretikern auf die Annahme, dass Trump den "Deep State" (Staat im Staate) in einem "geheimen Krieg" bekämpfe. Teufelsanbeter, Menschenhändler und Pädophile, die das Blut von Kindern als lebensverlängerndes Elixier trinken würden, standen demnach auf der Feindesliste des ehemaligen US-Präsidenten. Viele Verschwörungstheorien auch außerhalb von QAnon fußen auf einer Mischung von etablierten und neuartigen Theorien. Darunter mit starken Tendenzen zum Antisemitismus und Voreingenommenheit gegenüber Migranten und LGBTQIA+.

Am 5. Oktober 2017, noch vor dem ersten Q-Drop, sagte Donald Trump nach einem Treffen mit hochrangigen Militärbeamten aus aller Welt im Weißen Haus: "Wissen Sie, was das ist?" und zeigte auf die Teilnehmer, die sich zu einem Pressetermin vor die Kameras begaben: "Die Ruhe vor dem Sturm! Das hier könnte die Ruhe vor dem Sturm sein." Auf Nachfrage, welchen Sturm Trump meine, sagte er: "Die wichtigsten Militärs der Welt sind hier versammelt, das ist alles. Sie werden es herausfinden."

Die Erwartung "des Sturms" wurde zum zentralen Narrativ der Q-Sage und seine Anhänger interpretierten das als das Warten auf den Ausnahmezustand, den Sieg über das Böse. "Der Sturm" sollte übergangsweise die Machtübernahme durch das Militär herbeiführen und die Ordnung wiederherstellen, indem es ausgewählte Personen festnahm – darunter prominente Demokraten, Hollywoodstars, Wirtschaftsführer und andere Eliten. Am Abrechnungstag – "dem gewaltsamen Sturm" – sollten Hunderttausende versiegelte Anklagen geöffnet und die Verantwortlichen des "Deep State" angeklagt und nach Guantanamo Bay abtransportiert werden.

Später sollen über 10 Millionen Menschen an Q und den Sturm geglaubt haben – darunter auch Demokraten und ehemalige Obama-Anhänger. Mit einfachen Antworten auf komplexe Zusammenhänge in einer sich immer schneller – auch technisch – entwickelnden globalen Gesellschaft lassen Extremisten und Verschwörungstheoretiker keine Möglichkeit unversucht, um potenzielle Anhänger für sich zu gewinnen.