Missing Link: Schulplattform Logineo NRW – vom Rohbau zur Kernsanierung?
Bis heute fehlen der nordrhein-westfälischen Schulplattform Logineo wichtige Funktionen. Eine Sanierung soll es richten. Haben sich Verantwortliche verzettelt?
In steter Regelmäßigkeit produziert die digitale Schulplattform Logineo des Landes Nordrhein-Westfalen negative Schlagzeilen und Kommentare in den Medien. Zuletzt hieß es etwa, dass das Schulministerium Logineo nach einem Zukunftscheck sanieren lasse. Das System war allerdings zu keiner Zeit in einem Zustand, der sich auch nur annähernd als fertig bezeichnen lässt – obwohl es nominell seit elfeinhalb Jahren existiert. Es fehlen bis heute wichtige Funktionen. Wie kommt es also, dass schon beim Rohbau von Sanierung die Rede ist und was hat der Zukunftscheck gezeigt? Eine Bestandsaufnahme.
Was ist Logineo NRW? Das Projekt und die Beteiligten
Logineo NRW "ist eine webbasierte Arbeitsplattform für Schulen in Nordrhein-Westfalen", die "schulische Abläufe in einer digitalen, benutzerfreundlichen Umgebung erleichtern und vereinfachen" soll, erklärt die WebSite des Ministeriums für Schule und Bildung (MSB). Dazu soll im Endausbau ein Hauptsystem als Steuerzentrale mit E-Mail-, Kalender- und Cloudspeicherfunktionen, ein Lernmanagementsystem (LMS) und ein Messenger mit Videokonferenzfunktion gehören.
Neben dem Ministerium waren zunächst drei Partner an der Umsetzung beteiligt; kommunale IT-Dienstleister, die vielfältige Aufgaben für die Städte und Kreise in NRW sowie für die Kommunalverbände übernehmen: die regioIT Aachen (heute nur regioIT), das Kommunale Rechenzentrum Niederrhein (KRZN), sowie LVR InfoKom, das Systemhaus des Landschaftsverbandes Rheinland LVR, das für dieses Projekt den vertraglichen Hut aufhatte.
Projektphase Grün (2012 – 2017)
Initiiert wurde das Projekt im Jahr 2011 vom damaligen Ministerium für Schule und Weiterbildung (MSW) unter Führung von Sylvia Löhrmann (Grüne). Erstmalig offiziell vorgestellt wurde der Name Logineo dann im Februar 2012 auf der Bildungsmesse Didacta in Hannover.
Zentraler Baustein von Logineo sollte ein an der Fernuniversität Hagen als DFG-Projekt speziell für Lehr- und Lernanwendungen entwickeltes Cloudspeicher-System namens edu-sharing werden, das mit Medien aller Art inklusive Metadaten-Speicherung – Urheberinformationen, Schlagworten, Rechten etc. – umgehen können sollte und zudem auch eine Suchmaschine beinhaltet. Betreut und weiterentwickelt wird edu-sharing von dem gleichnamigen gemeinnützigen Verein und der Firma metaVentis GmbH.
Begleitet wird Logineo durch die Medienberatung NRW, eine vertraglich geregelte Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium und den beiden Landschaftsverbänden LVR und LWL, in der Lehrkräfte für Beratungs-, Betreuungs- und Entwicklungsaufgaben in der Regel zeitlich befristet abgeordnet sind. Diese Organisationsform ist insofern ein Glücksgriff, als hier durch medien- und IT-affine Pädagogen zahlreiche Kompetenzen versammelt sind. Es gibt eine ausgeprägte Schulnähe.
Im März 2015 wurde beschlossen – nach einer erfolgreichen Erprobung des Pilotprojekts in über 30 Schulen –, "in einem ersten Teilprojekt alle circa 6000 Schulen mit Logineo NRW auszustatten." Die finanziellen Aufwendungen beliefen sich bis dahin einmalig auf 1,6 Millionen Euro zuzüglich weiterer 1,2 Millionen pro Jahr aus Landesmitteln, in der Summe vier Millionen Euro. Ein Vertrag wurde mit dem KRZN geschlossen. Schon 2016/2017 verzögerte sich allerdings die Inbetriebnahme durch technische Schwierigkeiten und ausstehende Entscheidungen des Personalrates auf das folgende Schuljahr in den August 2017.