Mit Lebensmittelabfällen und Windkraft zu klimaneutralem Kerosin

Seite 2: E-Kerosin für Klimaneutralität

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Für Schulze muss auch der Luftverkehr einen Beitrag leisten, damit Deutschland bis 2045 Klimaneutralität erreiche: "Mit den richtigen Rahmenbedingungen finden strombasierte flüssige Flugkraftstoffe jetzt den Weg aus dem Labor in den Markt." Für Deutschland und Partner biete die Technologie wirtschaftliche Chancen. "Deutschland ist führend im Anlagenbau, andere Länder haben viel Wind und Sonne. Wenn wir jetzt zeigen, dass diese Technologie funktioniert, schafft das auch neue Exportchancen für den Anlagenbau", sagt die Ministerin.

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Die Umweltorganisation Greenpeace begrüße die Anlage im Emsland grundsätzlich, sagt Sprecher Gregor Kessler. Um allein das in Deutschland 2018 vertankte Flugbenzin durch synthetisches Kerosin zu ersetzen, wäre die gesamte deutsche Jahresproduktion an Windstrom nötig gewesen. "Damit die E-Fuels-Pläne aufgehen, brauchen wir einen Ausbauturbo für die Erneuerbaren", sagt Kessler.

Allerdings könne E-Kerosin allein das Klimaproblem der Airlines nicht lösen. Zwei Drittel des Klimaschadens eines Flugs entstehen laut Kessler durch Kondensstreifen in großer Höhe. Deshalb müsse die Zahl der Flüge insgesamt sinken. Kurzflüge innerhalb Deutschlands und auf kürzeren europäischen Strecken sollten daher so schnell wie möglich durch ein Netz von Schnellzügen ersetzt werden.

Die Lufthansa ist Pilotkundin für den Treibstoff. Aktuell sei das Unternehmen der größte Abnehmer nachhaltiger Flugkraftstoffe (SAF) in Europa, sagt Christina Foerster vom Konzernvorstand. Synthetische Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien seien das Kerosin der Zukunft und ermöglichten CO2-neutralen Luftverkehr. Mit dem Bezug des E-Kerosins wolle Lufthansa der Herstellung und Produktion "wichtigen Rückenwind" geben. Derzeit verwende die Lufthansa Biokraftstoffe, die aus alten Speiseölen oder landwirtschaftlichen Abfällen hergestellt werden.

Synthetisch erzeugtes Kerosin verspreche die höchsten Einsparungen an Treibhausgasemissionen und müsse deshalb durch den angedachten Produktionshochlauf und langfristig verlässliche Rahmenbedingungen wirtschaftlich attraktiv gemacht werden, betont auch Melanie Form, Leiterin der Geschäftsstelle der Aviation Initiative for Renewable Energy in Germany e.V. (aireg). Das Projekt brauche daher Nachahmer.

Bislang gibt es die Produktion von synthetischem Flugtreibstoff nur in kleinem Maßstab. Die Anlage im Emsland sei da schon ein gewaltiger Sprung nach vorn, sagt Brockhagen. Erstmals werde nämlich synthetisches Kerosin in industriellem Maßstab hergestellt. Allerdings ist auch sie nur ein kleiner Tropfen in einem riesigen Fass: Sie wird 8 Fässer Kerosin am Tag herstellen können, das entspricht einer Tonne Treibstoff. Aber allein ein Airbus A 350 verbrauche 5 Tonnen Kerosin pro Flugstunde, erklärt Brockhagen.

Anlagen zur Herstellung synthetischen Kerosins sollten am besten in südlichen Ländern gebaut werden. Dort seien die Energiekosten niedrig. Atmosfair unterstütze Projekte im Sinne einer Partnerschaft und des Technologietransfers. "Wenn wir etwa in Äthiopien 10 Megawatt Strom für die Anlage erzeugen, wollen wir nochmals extra 10 Megawatt für die Menschen dort abgeben", sagt Brockhagen.

Prinzipiell sei die Herstellung synthetischen, klimaneutralen Treibstoffes auch für die Schifffahrt denkbar. Was aber keinen Sinn mache seien E-Fuels fürs Auto, erklärt der Atmosfair-Chef. Hier seien Elektrofahrzeuge als Technologie gesetzt und deutlich effizienter als Verbrenner.

(tiw)