Neuvorstellung: Harley-Davidson Sportster S​

Nach der revolutionären Reiseenduro Pan America zeigt Harley seine neue Sportster. Mit der alten hat sie nichts mehr gemein, ihr Name passt aber besser denn je.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 13 Kommentare lesen

Mit der Sportster-Baureihe hat Harley-Davidsons neues Naked Bike nur noch den Namen gemeinsam. Die luftgekühlten Eisenhaufen sind Geschichte.

(Bild: Harley-Davidson)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Als Harley-Davidson seine Sportster-Reihe letztes Jahr eingestellt hatte, reagierten viele Fans entsetzt, schließlich erfreuten sich Modelle wie die Forty-Eight und Iron 883 großer Beliebtheit. Doch die alten, luftgekühlten Motoren auf Euro-5-Norm zu bringen, hätte zu keiner befriedigenden Lösung geführt.

Stattdessen rollt nun eine völlig neue Sportster S zu den Händlern. Sie wirkt flach und bullig, unterstrichen wird der Auftritt von einem hochgelegten Doppelrohrauspuff mit armdicken Endschalldämpfern im Flat-Track-Stil. Die Sportster S soll sich gegen die amerikanische Konkurrentin Indian FTR 1200 positionieren. Der Lenker geriet recht breit und der LED-Scheinwerfer dafür eher klein. Beim Anblick des Hecks reibt sich der Harley-Kenner verwundert die Augen: Es ist so knapp geschnitten wie bei einem Superbike. Selten hat man ein Serienmotorrad mit mehr Abstand zwischen dem Ende des Hecks und dem Rücklicht am Kennzeichenträger gesehen. Der Hinterreifen rollt hier quasi frei.

Harley-Davidson Sportster S I (7 Bilder)

Die Harley-Davidson Sportster S hat nichts mehr mit der letztes Jahr eingestellten Sportster-Modellreihe zu tun. Aus ihr wurde ein komplett neues Naked Bike mit kräftigem Motor.

Die Sportster S erhielt den Revolution-Max-1250T-Motor, wie er in der Pan America vorgestellt wurde, wenn auch mit etwas weniger Leistung. Der wassergekühlte 1252-Kubikzentimeter-V2 mit 60 Grad Zylinderwinkel und je zwei obenliegenden Nockenwellen mit variabler Ventilsteuerung beeindruckte in der Reiseenduro mit 152 PS und 128 Nm Drehmoment. Doch in der Sportster S wurden unter anderem die Ventile verkleinert, das Nockenwellenprofil und die Airbox geändert. Somit reduzierte sich die Leistung auf 122 PS und 125 Nm, aber zwischen 3000 und 6000/min soll nun mehr Drehmoment bereitstehen.

Der rote Bereich beginnt jetzt schon tausend Touren früher, bei 8000/min. Den Grund für die geänderte Motorauslegung kommuniziert Harley-Davidson nicht, dabei hätte die gleiche Leistung in einem Modell namens Sportster S durchaus Sinn ergeben. Dennoch ist es ein gewaltiger Sprung, die letzte Sportster 1200 Custom mit 1202 Kubikzentimeter Hubraum brachte es gerademal auf 68 PS und 96 Nm.

Die Sportster S bekam ein völlig neues Fahrwerk, sonst hätte sie die gesteigerte Power auch gar nicht verkraftet. Der Motor ist als tragendes Element im Rahmen ohne Unterzüge integriert, die geschweißte Stahlrohrschwinge mit einem Ober- und einem Unterzug versteift das Chassis zusätzlich. Die Maßnahmen haben sich positiv im Gewicht niedergeschlagen, Harley-Davidson gibt 228 Kilogramm bei vollem 12-Liter-Tank an. Auch die nächste Meldung ist eine kleine Sensation: Die Federelemente sind vollständig einstellbar. Vorne arbeitet eine Showa-Upside-down-Gabel mit 43 Millimeter Durchmesser und hinten ein Zentral-Federbein desselben japanischen Herstellers. Die Federvorspannung im Heck lässt sich per Drehregler einstellen.