Vorstellung: Die Reise-Enduro Harley-Davidson Pan America 1250

Die Reiseenduro von Harley-Davidson soll den Kundenkreis erweitern. Ihr Antrieb ist ein neues Kapitel in der Motorengeschichte der traditionellen Chopper-Marke.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 31 Kommentare lesen

Harley-Davidson macht sich dreckig. Angesichts des lang anhaltenden SUV-Booms allerorten fragt man sich, warum der Traditionshersteller erst jetzt dabei einsteigt.

(Bild: Harley-Davidson)

Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Das Undenkbare passiert: Die Chopper-Marke Harley-Davidson baut Off-Road-Bikes. Die Reiseenduro Pan America 1250 soll Kunden locken, die bisher kein Interesse an der US-Marke hatten. Das funktionierte nur mit einem völlig neuen Antrieb, dem Revolution-Max.

Harley-Davidson kämpft seit Jahren gegen drastisch sinkende Verkaufszahlen. Als Ursache hat man in Milwaukee die einseitige Modellpalette aus schweren Cruisern ausgemacht und vor drei Jahren die Kampagne "More Roads to Harley-Davidson" gestartet. Die US-Marke will sich auch in anderen Segmenten etablieren und präsentiert jetzt ihre erste Reiseenduro mit dem klangvollen Namen Pan America 1250.

In der beliebten Klasse ist das Niveau der Konkurrenz allerdings sehr hoch. Für die Pan America 1250 hat Harley deshalb den Revolution-Max mit Flüssigkeitskühlung und 60 Grad Zylinderwinkel konstruiert. Der V2 hat vier Ventile und zwei obenliegende Nockenwellen pro Zylinder. Das ist für Harley-Davidson wahrlich eine Revolution. Endgültige Fassungslosigkeit überkommt den Harley-Davidson-Fahrer beim Anblick des Hinterrads, das von einer Kette angetrieben wird. Zahnriemen und Sand vertragen sich halt nicht.

Harley-Davidson Pan America 1250 I (7 Bilder)

Eine Harley-Davidson mit der man auch im Matsch wühlen kann. Die neue Reiseenduro Pan America 1250 will neue Kunden zur US-Marke locken. Das scheint in Anbetracht der seit Jahren sinkenden Verkaufszahlen auch dringend geboten.

Aus 1252 Kubikzentimeter Hubraum holt der Motor 152 PS bei 8750/min. Dieses für Harley-Motoren bisher unerhörte Drehzahlniveau gab dem Motor seinen Namen: "Revolutions" sind Umdrehungen, "Max" kommt von Maximum, "Max Rev" ist die englische Abkürzung für "Höchstdrehzahl". Ausgerechnet eine Reiseenduro ist damit das leistungsstärkste Serienbike aus Milwaukee. In Sachen Drehmoment hält sie zwar keinen Rekord, da haben die gewaltigen 1923-Kubikzentimeter-V2 in diversen Cruisern der US-Marke mit bis zu 171 Nm mehr zu bieten, aber 128 Nm bei 6750/min ist trotzdem noch ein bärenstarker Wert. Die letzte größere Entwicklungsstufe war 2016 der "Milwaukee Eight" mit noch mehr Hubraum und ein bisschen Wasserkühlung.

Um einen branchenüblichen Drehmomentverlauf zu erreichen, hat der Revolution-Max sogar eine variable Ventilsteuerung. Seine Doppelzündung ist ein Tribut an die hohe Verdichtung bei großen Einzelhubräumen. Die Ventile sind zur Kühlung mit Natrium gefüllt, werden per Schlepphebel angesteuert und besitzen einen hydraulischen Ventilspielausgleich. Altgediente Harley-Davidson-Besitzer wissen ein Lied von den groben Vibrationen des V2-Motors zu singen, doch der Motor für die Reisemaschine verfügt über zwei Ausgleichswellen, um sie weitestgehend einzudämmen.

Die Entwicklungsabteilung von Harley-Davidson hat sich an den Maßen der etablierten Reiseenduros orientiert. Die Pan America 1250 bekam 192 Millimeter Federwege vorne und hinten, die Upside-down-Gabel von Showa lässt sich in Vorspannung, Zug- und Druckstufe einstellen und das hintere Federbein hydraulisch in der Vorspannung. Vorn rollt sie auf einer 19-Zoll-Gussfelge, hinten auf 17 Zoll. Gegen Aufpreis kann der Käufer Drahtspeichenräder in der gleichen Dimension ordern. Die Edelstahl-Speichen sind außen befestigt und erlauben die Montage von Schlauchlosreifen.

Beim Chassis verließ Harley-Davidson seine gewohnten Wege, verzichtete auf einen klassischen Hauptrahmen und bezog den Motor als tragendes Element mit ein. Am Lenkkopf gibt es eine Stahlrohrkonstruktion und im Heck einen Gitterrohrrahmen. An der solide wirkenden Zweiarmschwinge stützt sich ein Feder-Dämpferbein ab. Zur Gewichtsreduktion bekam die Pan America Zylinder, Zylinderköpfe und Kolben aus Leichtmetall sowie Ventil- und Primärtriebsdeckel aus einer Magnesiumlegierung.