OpenWebSearch: Warum die EU bis 2025 einen öffentlichen Web-Index aufbauen will
Das Ziel des Projekts ist ein frei zugängliches Webverzeichnis, das Suchmaschinen und Sprachmodelle füttert und einen Boom neuer Webdienste auslösen soll.
Wer im Web etwas sucht, der googelt in den allermeisten Fällen, seltener befragt er Microsofts Suchmaschine Bing. Einige kleinere Suchmaschinen generieren ihre Ergebnislisten zu einem wesentlichen Teil mithilfe der Web-Indexe von Google (Startpage) oder von Bing (DuckDuckGo, Ecosia, MetaGer, Neeva, Qwant, You.com). Nachdem Yahoo in Bing aufgegangen ist, gibt es weltweit neben den beiden amerikanischen Suchindexen nur noch zwei weitere Angebote in einer vergleichbaren Größenordnung. Das sind Yandex aus Russland sowie Baidu aus China, und beide haben in der westlichen Welt eine deutlich geringere Relevanz.
Wie groß die Abhängigkeit von Google und Bing mittlerweile ist, hat Microsoft den Suchmaschinenbetreibern gerade vorgeführt. Im Februar 2023 hat der Konzern seine Abomodelle für das Bing-API deutlich verteuert, je nach Nutzungsmodell auf das Drei- bis Zehnfache der bisherigen Kosten. Zudem warnen Wissenschaftler wie der amerikanische Psychologe Robert Epstein bereits seit 2015 vor dem Search Engine Manipulation Effect (PDF), wonach marktbeherrschende Suchmaschinen durch ihr Ergebnis-Ranking in der Lage sind, die Meinungsbildung in der Demokratie zu beeinflussen.
Was könnte man aber mit einem großen Web-Index alles machen, wenn dieser öffentlich frei verfügbar wäre? Man könnte alternative Suchmaschinen aufbauen oder spezialisierte Suchdienste nach ausgewählten Themen. Anwender hätten die freie Wahl und könnten ihre privaten Nutzerprofile besser schützen. Sprachforscher könnten in dem Datenpool eines großen Web-Index verfolgen, wie sich unsere Sprache entwickelt, und Soziologen könnten beobachten, wie wir in den sozialen Medien miteinander umgehen. Webdienste könnten darin Hinweise auf beginnende Pandemien oder andere Katastrophenfälle suchen und damit ein Frühwarnsystem aufbauen.
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