Razzien bei Fiat und Iveco wegen Verdachts auf Abgasbetrug

Wegen Verdachts auf Abschalteinrichtungen in Fiat-, Alfa Romeo-, Jeep- und Iveco-Diesel-Modellen haben Ermittler Fiat-Standorte in mehreren Ländern durchsucht.

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Razzien bei Fiat und Iveco wegen Verdachts auf Abgasbetrug

Ein 2,2-Liter-Fiat-Dieselmotor arbeitet etwa im Jeep Wrangler (Test) oder auch in der Alfa Romeo Giulia (Test). Ob er betroffen ist, wissen wir noch nicht.

(Bild: Florian Pillau)

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Ermittler aus Deutschland, Italien und der Schweiz haben am Mittwoch mehrere Standorte der Auto- und Lastwagenhersteller Fiat und Iveco sowie von deren Tochterfirmen durchsucht. Es gehe um den Verdacht, dass Diesel-Motoren in verschiedenen Modellen von Fiat, Alfa Romeo, Jeep und Iveco mit einer unzulässigen Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung versehen seien, teilte die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main mit.

Allein in Deutschland geht es den Angaben zufolge um mehr als 200 000 Fahrzeuge, darunter viele Wohnmobile. Die Frankfurter Polizei hat für deutsche Betroffene einen Geschädigtenaufruf auf ihrer Website eingerichtet (Details im letzten Absatz).

Durchsucht wurden insgesamt zehn Gewerbeobjekte in Baden-Württemberg und Hessen, darunter der Sitz von FCA Deutschland in Frankfurt, sowie in der italienischen Region Piemont und im Schweizer Kanton Thurgau. Man habe Beweismittel zur Abschalteinrichtung an sich, aber auch hinsichtlich der Bewerbung der Fahrzeuge sowie der Verantwortlichkeiten gesucht, hieß es. Koordiniert wurde die Aktion von der EU-Justizbehörde Eurojust.

Das Verfahren wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betruges richte sich gegen Verantwortliche unter anderem der Konzerne Fiat Chrysler Automobiles (FCA) und Case New Holland Industrial (CNHi), zu dem Iveco gehört, heißt es auf einer Internetseite der Frankfurter Polizei zu dem Fall. Es gehe um neun namentlich bekannte Beschuldigte, allesamt aus Italien, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Fiat Chrysler bestätigte die Durchsuchungen. Man kooperiere umfassend mit den Behörden, sagte ein Sprecher. Darüber hinaus machte er keine Angaben. CNH Industrial äußerte sich in einer Mitteilung ähnlich. Der Nutzfahrzeugkonzern war einst aus der Fusion mit der Fiat-Nutzfahrzeugsparte entstanden.

Angaben zu den Fahrzeugmodellen machte die Staatsanwaltschaft nicht. Die genannten Motoren der Baujahre 2014 bis 2019 mit den Abgasnormen Euro 5 und 6 stecken aber in einer ganzen Reihe von Fiat-, Jeep-, Alfa-Romeo- und Iveco-Fahrzeugen vom Kleinwagen bis zum Transporter. Die Ermittler riefen Käufer der betroffenen Fahrzeuge auf, sich bei der Polizei zu melden.

Chronologie des Abgas-Skandals (78 Bilder)

Mitte September 2015:  Die US-Umweltschutzbehörde EPA beschuldigt den Volkswagen-Konzern, Diesel-PKWs der Baujahre 2009 bis 2015 mit einer Software ausgestattet zu haben, die die Prüfungen auf US-amerikanische Umweltbestimmungen austrickst. Zu ähnlichen Untersuchungsergebnissen ist auch das California Air Resources Board (CARB) gekommen. Beide Behörden schicken Beschwerden an VW. (Im Bild: Zentrale der EPA in Washington D.C.)
(Bild: EPA
)

(fpi)