Schule Digital: Lernplattformen und die zu geringen Bandbreiten der Politik

Seite 2: Was brauchen wir? IT-Bausteine für die Schule: Geräte und Netze

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Abseits jeder Pandemie heißt das zunächst, dass Schule organisatorisch im Wesentlichen daraus besteht, dass sich Menschen, Lehrende und Lernende, in Räumen treffen, in denen sie für sich sein und miteinander kommunizieren können. Die Räume sind dabei mit bestimmten Geräten wie Tafeln und Kreide, Desktop-Computern und Beamern sowie weiteren Werkzeugen und Bildungsmaterialien zum gemeinsamen Lesen, Schreiben, Rechnen, und Basteln ausgestattet sowie mit Informationskanälen in die Außenwelt. Letztere kamen erst durch die Digitalisierung und das Internet hinzu. Die Wände einer Schule sind ebenso wie die von Wohnräumen nunmehr mit Löchern ausgestattet, durch die bidirektionale Kabel laufen, die die selbsttätige Beschaffung von Informationen und digitalen Werkzeugen durch die Lernenden ermöglichen und zudem durch die Lehrenden moderiert werden.

Digitale Endgeräte wie Notebooks oder Tablets sind entweder in der Schule ausleihbar oder werden von den Lernenden ebenso wie Mobiltelefone mitgebracht. BYOD, bring your own device, ist hier das Schlagwort. Die Pros & Cons beider Konzepte sind in der pädagogischen Fachliteratur umfassend dargestellt und diskutiert, weshalb hier nicht weiter darauf eingegangen wird. Eine solche 1-zu-1-Ausstattung mit digitalen Endgeräten mit Netzzugang stellt allerdings hohe Ansprüche an die Netzanbindung der Schule. 1 Gbit/s bidirektional für 500 Schülerinnen und Schüler, das ist eine gute Faustregel. In Grundschulen darf das schon mal etwas aber nicht viel weniger, in großen weiterführenden Schulen und Berufskollegs etwas mehr sein. Allerdings verfügen nur wenige Schulen in Deutschland über solche Bandbreiten. Noch Mitte 2020 hatte nicht einmal jede dritte Schule einen Breitbandanschluss, von 1000 Mbit/s ganz zu schweigen. Die Pandemie hat allerdings den Netzausbau zusätzlich beschleunigt.

Die hohe Zahl von Endgeräten in der Schule erfordert eine entsprechende Verwaltung. Während noch in den 90ern die Administration des PC-Netzwerks im extra dafür eingerichteten Computerraum von einer engagierten Lehrkraft mit einer gewissen Affinität zur Technik – meist aus dem MINT-Bereich – nebenbei übernommen wurde, ist das heute nicht mehr möglich. Das IT-Netzwerk einer Schule zu administrieren ist weit mehr als ein Fulltime-Job.

Heute gibt es dafür Werkzeuge, sogenannte Schulserverlösungen, die auf die Organisation von Unterricht und die IT-Verwaltung von Schule fokussieren und auch von außen via Internet für Lehrende und Lernende zugänglich sind. Die Firma IServ GmbH mit Sitz in Braunschweig liefert und betreibt eine gleichnamige Software, die die vier Kernaufgaben Kommunikation, Organisation, Unterricht und Netzwerk bedient. Sie wurde aus den Bedürfnissen einer Schule aus der Praxis heraus im Rahmen eines Schulprojekts als Schulplattform entwickelt und erhielt 2001 den Nachwuchspreis des Bundesprogramms Jugend forscht. Die Software ist modular aufgebaut und realisiert eine Groupware-Philosophie inklusive angeschlossener Verwaltung der im Netz der Schule befindlichen Hardware.

Dies leistet ein sogenanntes MDM-Modul (Multiple Device Management), über das auf alle im Netzwerk angeschlossenen Systeme verwaltend zugegriffen werden kann. IServ kann mit 1-zu-1-Strukturen nach dem BYOD-Konzept umgehen. Die per Fernwartung zugänglichen Server eines Schulnetzwerks können dabei im Keller der Schule stehen, im kommunalen Rechenzentrum der Stadt oder des Landkreises oder aber virtuell in der unternehmenseigenen Cloud. Hierzu später mehr. Mit deutschlandweit vor der Pandemie 2000 Schulen, nunmehr 4800 Schulen, 270.000 verwalteten Geräten und 2,5 Millionen Nutzer:innen (Selbstauskunft der Firma) ist IServ, was diese Aufgaben betrifft, der Marktführer in Deutschland. Bis auf einige wenige Störungen kamen die Systeme weitgehend geräuschlos durch die Lockdown-Phasen. Zusätzlich wird nun als PlugIn auch ein Videokonferenzmodul angeboten, auf Basis der Software Big Blue Button.

Neben IServ gibt es eine ganze Reihe weiterer Firmen, die Schulserverlösungen inklusive Geräteverwaltung per MDM anbieten, so zum Beispiel AixConcept (Produkt MNSPRO, 2.500 Schulen, Selbstauskunft) oder SBE Network Solutions (Produkte LD Mobile und LogoDidact). Beide bieten leistungsfähige integrierte MDMs sogar zur Verwaltung einer heterogenen Mischung (Apple, Android, Windows) von Endgeräten an. Einen ähnlichen, jedoch was die Softwarekomponenten betrifft weitaus modulareren Ansatz pflegt Univention.

IServ kommt in seiner Struktur eher dem Verständnis von Lehrkräften und dem Aufbau von Schulen entgegen, Univention eher dem von IT-Abteilungen, die anderen Anbieter liegen mit ihren IT-Konzepten dazwischen. In der Regel entscheiden die Schulen selbst oder die Schulämter der Kommunen im Verbund mit den kommunalen IT-Abteilungen, ob und was für Systeme zum Einsatz kommen entsprechend ihrer Zuständigkeit für die Bereitstellung von Sachmitteln für den Schulbereich.