Corona: Ratten können sich laut Studie anstecken​

Forscher fanden in New York Ratten mit aktiven und überstandenen Corona-Infektionen. Das Risiko, dass sie Menschen anstecken könnten, ist aber wohl gering.​

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Ratte

Eine Ratte hockt auf einem Feldweg.

(Bild: dpa, Julian Stratenschulte/dpa)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Die Fachwelt hatte es bereits vermutet, nun hat eine US-Forschungskooperation einen ersten Beleg gefunden: Ratten können sich ebenfalls mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 anstecken. Bei der Untersuchung von 79 in New York City eingefangenen Nagern wiesen 13 Tiere Antikörper gegen das Coronavirus auf, hatten also eine Covid-19-Infektion durchgemacht. Bei vier Ratten zeigten PCR-Tests sogar eine akute Infektion an, schreiben die Wissenschaftler um Erstautor Yang Wang von der University of Missouri in einem Preprint, der den Peer-Review-Prozess noch nicht durchlaufen hat.

In einem Folgeversuch setzten die Forscher anschließend Laborratten verschiedenen Alpha-, Delta- und Omikronvarianten aus und verzeichneten robuste Coronainfektionen. Die Erreger vermehrten sich sowohl in den oberen als auch den unteren Atemwegen der Nager stark.

Wie sich die im Abwassersystem eingefangenen Ratten infiziert haben könnten, ist noch unklar. Da im Abwasser bisher nur Viren-RNA-Bruchstücke und keine infektiösen Viren gefunden wurden, vermuten die Forscher andere Wege, etwa menschliche Essensreste im Abfall. Ob Ratten ihrerseits Menschen infizieren könnten, wurde bisher nicht untersucht. Wäre es der Fall, würde die auf zwei Millionen Tiere geschätzte Rattenpopulation von New York ein riesiges Virusreservoir darstellen.

Sars-CoV-2 wurde bisher in zahlreichen Tieren nachgewiesen. Dazu gehören zum Beispiel Weißwedelhirsche, Otter, Frettchen, Hamster, Gorillas, Hunde, Katze, Tiger und Löwen. Massiv ausgebreitet hat sich der Erreger bisher nur in Nerzfarmen, wo auch die Rückübertragung des Erregers auf den Menschen nachgewiesen werden konnte. Die Nerzfarmen galten damit als zu große Reservoire, in denen das Virus zu viele potenziell gefährliche Mutationen ansammeln könnte. In Dänemark wurden deshalb die Tiere ganzer Zuchtbetriebe gekeult.

Das Risiko, dass Rattenpopulationen zu ähnlich bedenklichen Reservoirs werden könnten, hält Albert Osterhaus, Leiter des "Research Center for Emerging Infections and Zoonoses" an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover allerdings für gering. Zum einen hat das Team des Tierarztes und Virologen bei Forschungsarbeiten an Katzen festgestellt, dass die Haustiere sich zwar ebenfalls mit dem Coronavirus anstecken können, bei der Reinfektion von Menschen trotz großer täglicher Nähe allerdings bis auf Einzelfälle keine große Rolle spielen.

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Zum anderen kämen die meisten Menschen mit Ratten kaum in engen Kontakt. "Wir können das Übertragungsrisiko nicht komplett ausschließen. Aber es ist einfach sehr viel wahrscheinlicher, dass wir Menschen uns bei einem anderen Menschen anstecken", sagt Osterhaus. Hinzu komme, dass die US-Ratten-Studie sehr klein war. Man sollte es beobachten, was auch die US-Forscher empfehlen. In Deutschland stünden Ratten als mögliche Reservoirtiere bisher nicht unter Beobachtung.

Die Vermutung, dass Ratten sich ebenfalls infizieren könnten, war Anfang dieses Jahres entstanden, als im New Yorker Abwasser rätselhafte Coronavirus-Erbgutsequenzen gefunden wurden. Sie waren nicht aus menschlichen Patienten bekannt. Eine Untersuchung der RNA-Abschnitte hatte Anpassungen an Maus- und Rattenrezeptoren zutage gefördert.

(vsz)