TR Online 2019: Von nackten Deepfakes, einem Superzoom und einer Karte voller Details

Technology Review mit der Online-Jahresrückschau – heute von Juli bis Dezember 2019. Welche Artikel haben die Leser am häufigsten geklickt?

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TR Online 2019: Von nackten Deepfakes, einem Superzoom und einer Karte voller Details

(Bild: Photo by Ray Hennessy on Unsplash)

Lesezeit: 8 Min.
Inhaltsverzeichnis

Internet-Medien haben bekanntlich den Vorteil, dass wir Journalisten regelmäßig checken können, welche Beiträge bei den Leserinnen und Lesern besonders beliebt sind – tagesaktuell, monatlich oder gar minütlich. Technology Review hat wie jedes Jahr zwischen Weihnachten und Sylvester in das TR-Online-Archiv geschaut und die zwölf populärsten Beiträge des Jahres 2019 von Januar bis Dezember für Sie ausfindig gemacht.

In der Rangliste der Popularität ganz oben befinden sich diesmal fünf Artikel aus dem Bereich Infotech, vier aus dem Ressort Transport und drei aus dem Themenkomplex Umwelt.

Die Mischung ist sehr interessant und wir wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Spaß bei der Lektüre unseres Rückblickes auf TR Online 2019. Dieser hat wie üblich zwei Teile: Am vergangenen Freitag haben wir uns mit den Monaten Januar bis Juni beschäftigt, am heutigen Montag geht es mit den Monaten Juli bis Dezember weiter.

Gefälscht und entblößt

2019 war nicht nur ein Jahr, in dem uns "Fake News" im Netz schwer beschäftigt haben – sondern auch das Jahr der Deepfakes, also erstaunlich realistisch gefälschter Videodarstellungen, gebaut mit Künstlicher Intelligenz. Die wiederum neigen mittlerweile auch ins Übergriffige: Ein Beispiel dafür ist eines der jüngsten Deefake-Experimente, eine App namens "DeepNude", mit der es möglich war, Bilder von Frauen zu verwenden, um diese virtuell "auszuziehen". Die Software nutzt sogenannte Generative Adversarial Networks (GANs), um die Kleidung von Frauen auf einem Foto durch realistische nackte Körper auszutauschen. Es kam schnell zu einer viralen Gegenbewegung und der Ersteller entschloss sich inzwischen, die App vom Netz zu nehmen.

"Die DeepNude-App belegt unsere schlimmsten Befürchtungen, wie audiovisuelle Werkzeuge zu einer Waffe gegen Frauen werden können", meint Mutale Nkonde, Fellow am Data & Research Institute und am Entwurf eines Gesetzes beteiligt, mit dem die US-Abgeordnete Yvette Clarke Opfern von Deepfakes rechtliche Gegenmaßnahmen an die Hand geben will. Obwohl die Deepfakes keine tatsächlichen Körper von Frauen zeigen – sie sind vollständig computergeneriert – hat die Technik doch das Potenzial, emotionale Schäden zu verursachen. Der TR-Beitrag zum Problem Deepfakes wurde im Juli 2019 am häufigsten gelesen.

Akkustoff von überall

Über Jahre dachte die E-Auto-Branche, sie könnte ihre Zulieferer an den Rand der Kapazitäten bringen – und hier insbesondere die von Rohstoffen wie Lithium für wiederaufladbare Batterien. Wie sich nun zeigt, hat sich die Bergbauindustrie längst angepasst. Die Branche hat sogar Überkapazitäten geschaffen. So hat die Finanznachrichtenagentur "Bloomberg" Ende Juli um bis zu 30 Prozent gefallene Preise in sechs Minen ausgemacht, die erst kürzlich – seit 2017 – in Australien eröffnet worden waren. Während die Produktion noch steigt, gehen die Verkäufe im einstigen Boommarkt China aufgrund einer allgemeinen Wirtschaftskrise zurück.

In anderen Weltregionen wie Südamerika, wo traditionell große Teile der Lithium-Produktion herkommen, sieht es nicht anders aus. So will Chile, die Nummer 2 der Welt, die Förderung in den kommenden vier Jahren verdoppeln. Die Bank Morgan Stanley sieht bereits eine Krise auf die Mining-Konzerne zukommen. Ab 2020 gibt es große Überkapazitäten, glauben die Banker. Welche Herausforderungen auf die Akkubranche zukommen, schildert der meistgeklickte TR-Artikel im August 2019.

Es zoomt so schön

Kameras, mit denen man trotz weiter Entfernung noch hervorragende Bilder erzielen kann, sind für viele Branchen interessant. Fujifilm hat mit der SX800 ein Gerät entwickelt, das Polizeibehörden, Security-Firmen oder dem Militär dienen soll und laut Angaben des Konzerns in der Lage ist, einen 40fachen optischen Zoom zu leisten, der mit einem 1,25fachen digitalen Zoom kombiniert wird. Damit ist es möglich, beispielsweise Autokennzeichen aus einer Entfernung von einem Kilometer noch zweifelsfrei auszulesen. Das entspricht einer Brennweite von bis zu 1000 mm, wie das Unternehmen angab.

Zwar gibt es bereits Prosumer-Kameras mit einer kombinierten Zoomleistung von 125x (entspricht einer Brennweite von 3000 mm) – beispielsweise Nikons beliebte P1000, mit der mancher Nutzer schon Aufnahmen der Mondoberfläche machte. Allerdings wird hier erstens stark auf Digitaltechnik gesetzt und zweitens sind sie für den Sicherheitsmarkt unbrauchbar, weil sie nicht robust genug sind. Der TR-Beitrag zu Fujifilms Superzoom war meistgelesener Artikel im September 2019.