Vegas Loop: Teslas im Tunnel unter Sin City

Seite 2: Ein Tesla ist kein Bus

Inhaltsverzeichnis

(K)eine Alternative: Ein zur CES 2020 als Werbefläche vermarkteter Zug der Monorail im Bahnhof MGM Grand.

(Bild: Joseph Zadeh/Wikimedia Commons/CC BY 4.0)

Ein Tesla mit drei, maximal vier Plätzen ist aber kein Bus. Es dauert eine Weile, bis alle ein- oder ausgestiegen sind – zumal Messebesucher oft mit sperrigem Gepäck unterwegs sind. Laut Medienberichten begrenzen Feuerschutzvorschriften darüber hinaus die Anzahl der Passagiere, die sich gleichzeitig auf den Plattformen aufhalten dürfen, was die Kapazität des Systems senken könnte. Die Frage, ob LVCC Loop die erwartete Kapazität liefert, ist eine entscheidende: Was die Messebehörde letztlich bezahlt, hängt von der Leistungsfähigkeit des Systems ab. Die LVCVA hat sich auch vertraglich abgesichert, falls das System dem Ansturm einer Großveranstaltung wie der CES nicht gewachsen sein sollte.

Von den in der Planungsphase noch beschriebenen autonomen "People Movern" für bis zu 12 oder gar 16 Passagiere ist zudem keine Rede mehr – auch aus Sicherheitsgründen, wie Musk einräumt: "Für Sicherheit und Reisegeschwindigkeit ist am besten, wenn die Leute sitzen." Noch im Sommer hatte ein Mitarbeiter der Verwaltung des San Bernardino County, wo ein ähnliches Projekt zur Anbindung des Ontario International Airport in Planung ist, Spekulationen über die Entwicklung eines solchen Tesla-Vans angeheizt.

Trotz solcher Unsicherheiten hat Musk mit seinem Loop-System in Las Vegas einen Nerv getroffen. Gleich zwei große Hotels in der Nähe des Messegeländes wollen, dass TBC ihnen auch eine Tunnelverbindung zum Convention Center bohrt. Wynn und Encore sowie das neue Resorts World, das im Sommer 2021 eröffnen soll, haben bereits die ersten Anträge bei den zuständigen Behörden eingereicht. Alles ganz normal in Vegas, wo Casinohotels für ihre Klientel auch mal eine eigene Flugbereitschaft unterhalten.

Ein Grund für den Enthusiasmus dürfte sein, dass ein leistungsfähiger öffentlicher Nahverkehr nicht zu den Stärken der Zocker-Metropole gehört. Während der großen Messen kommt der Verkehr auf dem weltberühmten "Strip" mit seinen zahlreichen großen Hotels zu Stoßzeiten nur schrittweise voran – eine Entwicklung, die Fahrdienstleister wie Uber und Lyft auch eher verschärfen als entspannen helfen. Wenn morgens alle zur Messe wollen und abends zurück, stehen sie im Stau – neben den paar Bussen, die es immerhin gibt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Auch die Las Vegas Monorail ist dem Ansturm während großer Messen nicht gewachsen und zudem in die Jahre gekommen. Auf der gut sechs Kilometer langen Hochbahnstrecke, die östlich des Strips zwischen dem MGM Grand im Süden und dem Sahara im Norden verläuft, verkehren seit 2004 neun fahrerlose Züge des Typs Innovia Monorail 200 von Bombardier mit Platz für 220 Passagiere. Die werden langsam fehleranfällig und fallen ganz gerne mal aus. Ersatz gibt es nicht.

Besonders beliebt ist die Monorail ohnehin nicht. Keine fünf Millionen Fahrgäste ware es im Jahr 2019 – bei über 42 Millionen Besuchern in der Stadt. Die Strecke führt an der Rückseite der Hotels und Parkhäusern vorbei. Das ist nicht gerade pittoresk; Touristen gehen lieber den Strip entlang, da gibt es was zu sehen. Pläne, die Monorail zur Steigerung der Attraktivität an den Flughafen anzubinden oder über das MGM Grand hinaus nach Süden bis zum Mandalay Bay und dem neuen Stadion der Las Vegas Raiders zu verlängern, wurden immer mal wieder hervorgekramt und dann doch wieder verworfen.

Denn die Las Vegas Monorail Company, bis vor Kurzem Betreiber der Strecke, war ständig klamm. Trotz zuletzt knapp fünf Millionen Passagieren im Jahr schrieb der Non-Profit-Betrieb rote Zahlen und musste 2010 schon einmal durch ein Gläubigerschutzverfahren gerettet werden. Den Einnahmen von 22,6 Millionen US-Dollar stand 2019 ein Verlust von 15,6 Millionen gegenüber. In Las Vegas ist vieles möglich, aber Personennahverkehr geht auch hier nicht ohne öffentliches Geld.