Vorstellung Harley-Davidson Nightster: ​Nachtleben

Die neue Nightster mit 975 ccm großem V2, Vierventiltechnik und Flüssigkühlung ordnet Harley in die neue Baureihe "Sport". Das sollte man nicht wörtlich nehmen.

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Harley-Davidson Nightster

(Bild: Harley-Davidson)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Harley-Davidson hat die Nightster wiederbelebt, allerdings mit weniger Hubraum: 975 statt 1250 cm3, dafür mit Flüssigkeitskühlung und Vierventiltechnik. Nachdem die Street 750 und Street Rod unter Erfolglosigkeit litten und die durchaus begehrten Sportster-Modelle die Euro-5-Norm nicht gepackt haben, flogen sie alle aus dem Programm. Jetzt bildet die komplett neue Nightster das Einsteigermodell von Harley-Davidson. Flach, elegant und serienmäßig schwarz lackiert soll sie Kunden locken. Andere Farben gibt es aber auch.

Schon die Leistungsangabe lässt Harley-Kenner aufhorchen: 90 PS bei 7500/min. Das sind für eine Harley-Davidson ungewöhnlich hohe Leistungs- und Drehzahlwerte. Doch die Moderne fordert neue Wege und so brachte Harley-Davidson bereits vergangenes Jahr einen flüssigkeitsgekühlten 60-Grad-V2-Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen und Vierventiltechnik heraus.

Er wurde zuerst in H.D.s erster Reiseenduro Pan America 1250 auf den Markt gebracht und kam danach in der Sportster S. Nun folgt mit dem Revolution Max 975T eine kleinere Version.

Harley-Davidson weist stolz auf die Leistungsausbeute hin, wobei die 90 PS und 95 Nm Drehmoment zwar ordentlich sind, aber keinen vom Hocker hauen: Ducati holt in der Panigale V2 aus 955 cm3 immerhin 155 PS und 104 Nm heraus. Jetzt einzuwenden, dass ein amerikanischer V2 ja kein Sportmotor sei, wird der Sache nicht ganz gerecht, denn erstens betitelt Harley-Davidson die neue Baureihe offiziell als "Sport" und zweitens ist die Auslegung des V2 mit 97 mm Bohrung und 66 mm Hub nicht weit von der Ducati (100,0 x 60,8 mm) entfernt.

Harley-Davidson Nightster (7 Bilder)

Harley-Davidson erweitert seine neue, wassergekühlte Motorengeneration nach unten. Die komplett neue Nightster verfügt über 975 cm3 und ist betont flach.

Bevorzugte Harley-Davidson lange Zeit extreme Langhuber, verlegten sie sich mit den neuen Motoren auf deutliche Kurzhuber. Doch hohe Drehzahlen sind etwas, das dem durchschnittlichen Harley-Davidson-Fahrer nicht so behagt. Daher belässt es die US-Marke bei der Nenndrehzahl von 7500/min, schließlich will der Nightster-Fahrer nicht auf die Rennstrecke, schon gar nicht mit nur 705 mm Sitzhöhe und sehr eingeschränkten Schräglagenwinkeln von maximal 32 Grad.

Da bleibt Harley-Davidson lieber seinen Wurzeln treu und baut einen gediegenen Cruiser. Flach und langgestreckt steht die Nightster auf Reifen der Dimension 100/90-19 vorne und 150/80-16 hinten und unterstreicht den Eindruck mit einem langen und mächtigem Auspuffrohr. Zwischen den Naben der Gussfelgen befinden sich 1556 mm Abstand. Der niedrige, aber breite Lenker mit den Lenkerendenspiegeln und die Fußrasten in mittiger Position rücken den Fahrer in eine leicht aktive Haltung auf der Solo-Sitzbank.

Nicht verzichten will Harley-Davidson auf die beiden Federbeine mit je 76 mm Federweg am Heck, statt eines Zentralfederbeins, vorn bietet eine konventionelle 41-mm-Telegabel 114 mm Federweg. Einen Hauch Sportlichkeit verbreitet die kleine Cockpitverkleidung um den runden LED-Scheinwerfer. Der Tank auf dem Rahmen ist eine Attrappe, der die Airbox enthält, den eigentlichen Spritbehälter hat Harley-Davidson unter dem Sitz versteckt. Zum Betanken muss das Solo-Sitzkissen erst umständlich abgenommen werden.

Harley-Davidson Nightster Teil 2 (8 Bilder)

Der Revolution Max 975T ist ein flüssigkeitsgekühlter 60-Grad-V2-Motor mit Vierventiltechnik. Der Kurzhuber leistet 90 PS bei 7500/min.

Die Entwicklungsabteilung achtete auf das Gewicht der Nightster, verbaute den Motor als mittragendes Element im Rahmen und verwendete leichte Materialien – mit 221 kg ist sie für eine Harley-Davidson fast ein Fliegengewicht. Der Hersteller verspricht, dass durch die Zentralisierung der Motormassen und den tief platzierten Zwölf-Liter-Tank die Nightster ein leichtfüßiges Handling bekäme.

Eine zweite Bremsscheibe am Vorderrad gönnten sie ihr aber nicht, sodass eine Vierkolben-Bremszange von Brembo die Verzögerung allein besorgen muss. Immerhin verfügt die Nightster über drei Fahrmodi (Rain, Road und Sport) und entsprechend nimmt die Elektronik Einfluss auf Leistungsentfaltung, ABS, Motorbremse und Schlupfregelung. Ein vier Zoll großes, analoges Instrument mit integriertem LC-Display liefert die wichtigsten Informationen. Die Nightster gibt es in "Vivid Black" ohne Aufpreis, wenn die Tankattrappe in "Gunship Grey" oder "Redline Red" lackiert werden soll, kostet es 280 Euro extra.

Eine Hürde bildet der Preis von 14.995 Euro. Damit ist sie zwar mit der exakt gleich teuren Softail Standard mit luftgekühltem 1745-cm3-V2 zurzeit die billigste Harley-Davidson auf dem deutschen Markt, aber für die meisten Einsteiger viel zu teuer. Zudem liegt sie bedenklich nahe an der 122 PS starken Sportster S mit 1252 cm3, die nur tausend Euro mehr kostet. Dabei möchte die US-Marke die Nightster als Basis für Umbauten verstanden wissen, entweder mit hauseigenen Zubehörteilen oder als Custom-Bike, was in beiden Fällen die Kosten natürlich noch deutlich weiter in die Höhe treiben.

Hersteller Harley-Davidson
Modell Nightster
Motor und Antrieb
Zylinder 2
Ventile pro Zylinder 4
Hubraum in ccm 975
Bohrung/Hub (mm) 97 x 66
Leistung in kW (PS) 67 (90)
Bei /min 7500
Drehmoment (Nm) 95
Bei /min 5000
Antrieb Zahnriemen
Getriebe Sequenzielles Schaltgetriebe
Gänge 6
Fahrwerk
Rahmen Stahl-Doppelschleifenrahmen
Radaufhängung vorn Teleskopgabel
Radaufhängung hinten Zweiarmschwinge mit Feder-Dämpferbeinen
Reifengröße vorn 100/90-19
Reifengröße hinten 150/80-16
Bremsen vorn Einzelscheibe, Vierkolben-Festsattel
Bremsen hinten Einzelscheibe
Lenkkopfwinkel in Grad 62
Federweg in mm v/h 114 / 76
Maße und Gewichte
Radstand in mm 1556
Gewicht leer in kg 228
Tankinhalt in Litern 12
Sitzhöhe in mm 705

(fpi)