Vorstellung: KTM 390 Adventure

KTM hat endlich ein 390er-Adventure-Modell. Das ist Reisefreunde und Einsteiger mit schmalem Budget gedacht, dabei jedoch erstaunlich gut ausgestattet.

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KTM 390 Adventure

(Bild: KTM)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Was läge näher für den weltgrößten Enduro-Hersteller, als eine neue Baureihe mit einer Enduro zu beginnen? Doch KTM ließ sich Zeit mit der 390 Adventure. Während die 125 Duke bereits 2011 ihren Einstand gab, die 390 Duke zwei Jahre später folgte und bald vom vollverkleideten Sportmodell RC 390 begleitet wurde, betritt die Gelände-Version 390 Adventure erst jetzt die Bühne. Dabei entsteht die 390er-Baureihe als Joint-Venture mit Bajaj in Indien – einem Land mit vielen schlechten Wegstrecken, wo lange Federwege sinnvoll erscheinen. Die 390er ist das erste Adventure-Bike von KTM, das weltweit verkauft wird.

Die Erwartungen an eine KTM-Enduro liegen natürlich hoch, sind die EXC-Modelle aus Mattighofen doch die meistverkauften Sportenduros weltweit. Längst bekannt und bewährt ist der 373 cm3 große Einzylindermotor aus der Duke und der RC, er produziert 44 PS bei 9000/min und 37 Nm bei 7000/min. Das mag im ersten Moment vielleicht nicht berauschend klingen, doch KTM gibt für die neue Adventure ein Trockengewicht von 158 Kilogramm an.

In RC und Duke hat sich der Antrieb von der besten Seite gezeigt: Er dreht flott hoch und stürmt ab 6000 Touren bis zum roten Bereich bei 10.500/min rasant vorwärts. Natürlich bietet der kleine Einzylinder nicht sonderlich viel Durchzug, aber wenn er bei Drehzahlen gehalten wird, ist er zu beachtlichen Fahrleistungen fähig. Das wird in der 390 Adventure kaum anders sein.

Die 390 Adventure lehnt sich optisch eng an die zweizylindrige 790 Adventure an. Die zwei LED-Scheinwerfer in der spitzen Frontmaske mit dem kleinen Windschild sind kaum vom größeren Modell zu unterscheiden, auch die Form des Tanks ist sehr ähnlich. Dennoch haben beide kaum gemeinsame Teile: Rahmen und Fahrwerk sind völlig eigenständig. Da die 390 Adventure auf der Duke basiert, übernahm sie auch deren Schwinge und den Gitterrohrrahmen aus Stahl, während der angeschraubte Heckrahmen wiederum neu gestaltet und deutlich länger wurde, um hinten mehr Platz zu bieten.

Die 390 Adventure ist mit 6195 Euro nicht nur für Einsteiger, sondern auch für Reisefreunde mit schmalem Geldbeutel gedacht. Ob sie in Mitteleuropa, wo die Reiseenduro-Besitzer viel Hubraum mögen, auf große Resonanz stoßen wird, wird sich zeigen, aber in ihrem Herstellungsland Indien und in Südostasien könnte sie zum Bestseller werden – wie es die kleinen Dukes mit 125 bis 390 cm3 bereits vorgemacht haben. Natürlich mussten aus Kostengründen Abstriche gemacht werden, und dennoch hat KTM der kleinen Adventure eine umfangreiche Ausstattung spendiert.

KTM 390 Adventure (15 Bilder)

KTM bietet in seiner 390er-Baureihe nun auch endlich ein Adventure-Modell an. Optisch ist sie deutlich an die 790er angelehnt, teilt aber so gut wie keine Komponenten mit ihr.
(Bild: KTM)

So ist die 43-mm-Upside-down-Gabel von WP voll einstellbar und das Federbein in Vorspannung und Druckstufe. Dennoch will die 390er keine Sportenduro sein, wie ihre eher moderaten Federwege von 170 und 177 Millimeter Länge zeigen. Für flotte Schottereinlagen dürfte es aber allemal reichen. Dass ausgerechnet der erfolgreichste Offroad-Hersteller der Welt bei seinem Adventure-Modell nicht nur auf ein 21-Zoll-Vorderrad verzichtet, sondern sogar Guss- statt Drahtspeichenfelgen aufzieht, ist allerdings befremdlich und vermutlich dem Preisdiktat geschuldet.

Die Stufen-Sitzbank geriet noch menschenwürdig breit, wird aber vorne schmal gehalten und mit 855 Millimeter Sitzhöhe nicht zu hoch, damit auch Menschen ohne Gardemaß mit den Füßen auf den Boden kommen. Der konifizierte Lenker ist höher gekröpft als an der Duke, um auch das Fahren im Stehen zu ermöglichen. Im Cockpit findet sich das farbige TFT-Display aus der 790, das eine Bluetooth-Anbindung des Handys erlaubt. Betätigt wird das übersichtliche Menü über Tasten am linken Lenkerende.