Apple kaufte Beats, Samsung nun Harman

Der südkoreanische Konzern will sein Audiogeschäft aufwerten – und investiert Milliarden. Zudem erhofft sich das Unternehmen eine Hintertür ins von CarPlay und Android Auto dominierte Fahrzeuggeschäft.

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Autobahn A14

(Bild: Hersteller)

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Samsung ist jetzt schon eine Marke im Audiogeschäft – und will sich nun, ähnlich wie das Apple im Sommer 2014 mit der Übernahme von Beats getan hatte, breiter aufstellen: Die Südkoreaner haben die Übernahme des für seine Hifi-Produkte bekannten Elektronikkonzerns Harman angekündigt. Samsung, noch Marktführer im Smartphone-Geschäft, lässt sich die Übernahme der US-Firma insgesamt rund acht Milliarden Dollar kosten.

Harman soll als unabhängige Einheit mit seinen Marken weitergeführt werden, ähnlich wie das Apple mit Beats beabsichtigte. Die Firma verfügt über ein breites Portfolio: So gehören neben Harman/Kardon auch die österreichische Kopfhörer- und Mikrofonschmiede AKG und der Kopfhörer- und Lautsprecherproduzent JBL zum Konzern. Bislang sieht nichts danach aus, dass Samsung die Marken einstellen will. Harman/Kardon-Lautsprecher wurden auch schon von Apple groß beworben – viele Jahre lang gehörten die SoundSticks des Konzerns praktisch in jedes bessere Mac-Setup zuhause.

Harman ist aber auch im Autobereich eine große Nummer: Für zahlreiche Marken baut das Unternehmen die ab Werk mitgelieferten Car-Entertainment-Systeme. Samsung ist hier noch klein und wird von Apples Fahrzeugintegration CarPlay sowie dem Google-Konkurrenzsystem Android Auto überflügelt. Mit Harman gelingt womöglich ein Zugriff auf den wichtigsten Zukunftsbereich durch die Hintertür, sollten die Autohersteller auch unter den Südkoreanern weiterhin bestellen. "Die Übernahme bringt Samsung sofort eine bedeutende Präsenz im großen und schnell wachsenden Markt für vernetzte Technik, besonders für Auto-Elektronik. Dieser Markt hat für Samsung strategische Priorität", erklärte der Konzern.

Harman macht rund zwei Drittel seines Geschäfts mit Autoelektronik und rüstet unter anderem auch Fahrzeuge deutscher Hersteller mit Unterhaltungsanlagen aus. Zugleich arbeitet der Konzern an der Vernetzung von Autos und Sicherheitssystemen.

Der Preis von 112 Dollar pro Aktie bedeutet einen Aufschlag von 28 Prozent auf den Schlusskurs von Freitag. Der Deal muss noch von Aktionären und Aufsehern abgesegnet werden. Für Samsung bedeutet der Harman-Kauf die bislang größte Firmenübernahme; Samsung wird damit direkter Zulieferer für die Autoindustrie und kann künftig ein gewichtiges Wörtchen mitreden bei der Entwicklung vernetzter und autonomer Fahrzeuge. (bsc)