Apple-Watch-Ultra-Kommentar: Sind wir nicht alle ein bisschen Extremsportler?

Die Apple Watch Ultra bricht das sieben Jahre alte Design der Apple Watch auf. Sie liefert lange erhoffte Funktionen – zu fetten Preisen. Wie extrem ist das?

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Die Apple Watch Ultra sieht bis auf das Armband immer gleich aus.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 4 Min.

Werbesprüche, besonders die von Firmen wie Apple, sind grundsätzlich zu hinterfragen. Doch manchmal treffen sie ins Schwarze. So wird die Apple Watch seit ihrem ersten Erscheinen, das mittlerweile auch schon wieder mehr als sieben Jahre her ist, mit dem Slogan vermarktet, es handele sich um "Apples persönlichstes Produkt". Und dem kann ich nur zustimmen: Es gibt kein technisches Produkt, dass mir persönlich näher wäre, denn ich trage das Gerät wirklich jeden Tag.

Die Watch zeigt mir Benachrichtigungen von meinem iPhone, lässt mich telefonieren und Textbotschaften absenden, trackt meine Herzfrequenz und sorgt dafür, dass ich mich mehr bewege. Ich erfasse meine längeren Spaziergänge und jeden Lauf mit der Uhr. Man kann auch sagen, dass mich die Uhr gesünder gemacht hat, weil ich durch ihre Sensoren mehr über meinen Körper weiß und ihre integrierten Fitnessfunktionen motivierend sind, mal öfter den Hintern vom Bürosessel zu heben.

Man kann allerdings nicht sagen, dass die Apple Watch der letzten Jahre revolutionär war. Stattdessen machte Apple das, was es am besten kann: Aus einer sinnvollen Basis heraus iterieren. So kam die Series 7 von 2021 mit einem größeren Bildschirm – nett, aber ich trage immer noch meine Series 6. Und auch insgesamt fühlte sich die Reihe leicht angestaubt an. Das grundlegende Design der Uhr hat sich seit 2015 nicht verändert, trotz mannigfaltiger gegenläufiger Gerüchte, die es seit Jahren gab.

Doch nun, gestern, hat sich das endlich geändert. Apple krempelt mit der Apple Watch Ultra seine gesamte Smartwatch-Familie um. Es wird erstmals nicht nur Varianten des einen Standardgeräts in unterschiedlichen Gehäuseausführungen (Alu, Stahl, Titan – Hermès, Nike Sport, SE) geben, sondern ein ganz neues Modell. Vorab hatte man schon gehört, dass die Ultra (die in der Gerüchteküche lange als "Pro" lief) sich an "Extremsportler" wenden werde. Das ist selbst für Apple eine herzlich kleine Zielgruppe, aber ein ideales Marketingelement.

Was also ist die Apple Watch Ultra? Nun, wir haben es hier zunächst mit einer 1000 Euro teuren Sportcomputeruhr in einem 49-mm-Gehäuse aus Titan zu tun. Das Case wurde umgestaltet: Der Screen ist nun flach und eingefasst, um Glasbruch zu widerstehen, die digitale Krone hat einen Crown-Guard und lässt sich auch mit Handschuhen bedienen, es gibt einen "Action Button", den man etwa für Sportfunktionen konfigurieren kann, einen besseren Lautsprecher und bessere Mikrofone.

Apple Watch Ultra (14 Bilder)

Die Apple Watch Ultra soll dank Titan-Gehäuse und eingelassenem Display besonders robust sein.

Der GPS-Empfang wurde optimiert, sodass selbst Marathonläufer in den Straßenschluchten von Chicago ihre Strecke erfassen können (sollen). Die Uhr kann die Wassertemperatur messen und die Tauchtiefe. Es gibt eine Alarmsirenenfunktion, mit der man Bären (oder Kriminelle) verjagen kann. Und die Uhr ist natürlich auch ein Statement, weil sie so speziell und von anderen Apple-Watch-Geräten unterscheidbar aussieht. Selbst an neue Armbänder hat Apple gedacht, für Ozean, Alpen und Trail.

Ein Kommentar von Ben Schwan

Mac & i-Redakteur Ben Schwan schreibt seit 1994 über Technikthemen und richtet sein Augenmerk mittlerweile insbesondere auf Apple-Geräte. Er mag das Design von Mac, iPhone und iPad und glaubt, dass Apple nicht selten die benutzerfreundlicheren Produkte abliefert. Immer perfekt ist die Hard- und Software-Welt aus Cupertino für ihn aber nicht.

Werden nur Extremsportler das Teil kaufen? Natürlich nicht. Es sind Menschen, die die Uhr schon lange kennen, aber etwas mehr wollen – und sei es nur, dass das endlich wirklich größere Display mehr Sportinfos zeigt. Eine weitere Zielgruppe sind diejenigen, die die Apple Watch bislang für ein Spielzeug hielten und lieber bei Spezialfirmen wie Garmin geblieben waren, "weil die sich mit Sportcomputer besser auskennen". Apple wirbt nun mit einem per digitaler Krone aktivierbaren Nachtmodus mit Blaulichtfilter und macht die Apple Watch Ultra zum vollwertigen Tauchcomputer, der sogar Ein- und Ausstieg per GPS erfasst.

Also geschickt gemacht, Cupertino. Ich selbst werde auch wieder zugreifen, auch wenn Apples neue Preise schmerzhaft sind. Zum Glück sind die Gebrauchtwarentarife bei Apple-Produkten nach wie vor hoch. Das gleicht die Inflation dann etwas aus.

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(bsc)