Kommentar: Spotify hatte keine andere Wahl, als Neil Young ziehen zu lassen

Wenn Spotify aus eigenen StĂĽcken gegen Desinformation vorgeht, macht es sich weniger erpressbar.

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Spotify

(Bild: norazaminayob/Shutterstock.com)

Lesezeit: 1 Min.

Ich liebe Neil Youngs Musik und bewundere seine moralische Konsequenz. Das Gleiche gilt für Joni Mitchell. Aber dass Spotify sie hat ziehen lassen, kann ich verstehen. Alles andere hätte bedeutet, einer Erpressung nachzugeben. Unabhängig davon, dass Young und Mitchell aus ehrenwerten Motiven gehandelt haben: Eine Plattform kann keine Mitglieder schassen, weil andere Mitglieder sich über sie beschweren. Stellen wir uns nur mal den umgekehrten Fall vor: Rechte würden den Rauswurf von Young fordern, weil sie sich über ihn ärgern. In diesem Fall kann es auch nur eine Konsequenz geben: Dann sollen sie halt gehen.

Ein Kommentar von Gregor Honsel

Gregor Honsel ist seit 2006 Redakteur bei Technology Review. Er glaubt, dass viele komplexe Probleme einfache, leicht verständliche, aber falsche Lösungen haben.

Immerhin hat die Aktion von Young dazu geführt, dass Spotify jetzt offenbar schnell begriffen hat, kein reiner Musikstreamingdienst mehr zu sein, sondern eine meinungsbildende Plattform wie Twitter oder Facebook. Damit steht es zumindest in der moralischen Verantwortung für die Inhalte, die es verbreitet. Ob die angekündigten Maßnahmen gegen die Verbreitung von Desinformation ausreichen, muss sich noch zeigen. Andere Plattformen haben ja auch ihre Probleme damit. Aber wenn Spotify es schafft, ein stringentes Hausrecht für solche Fälle zu entwickeln und dieses auch durchzusetzen, könnte es sich künftig viel Ärger ersparen.

(grh)