50 Jahre Intel: Rückblick auf 50 Jahre große Erfolge und große Misserfolge

Seite 5: Hammerschläge

Inhaltsverzeichnis

Und dann kam es Dicke für Intel. War schon die Athlon-Präsentation von Ex-DEC-Alpha-Entwickler Dirk Meyer auf dem Microprocessor Forum 1998 ein heftiger Schlag ins Kontor, so wurde es 1999 noch heftiger. Getarnt unter dem vergleichsweise harmlosen Titel "ein Prozessor der Athlon-Familie für Workstations und Server" trumpfte AMD-CTO Fred Weber auf und offenbarte überraschend das 64-bittige Hammer-Design – sicherlich eines der Highlights aller Microprocessor-Foren überhaupt.

Intels Pentium-4-Chefarchitekt Glenn Hinton erläutert auf dem Microprocessor Forum das Hyper-Threading. Was der nächste Präsentator, AMD-CTO Fred Weber, dann alles über den Opteron (Sledgehammer) verraten würde, wusste er da noch nicht. Intel kippte später die eigene 64-Bit-Erweiterung Yamhill über Board und übernahm die von AMD.

(Bild: Andreas Stiller)

Intel-Entwickler Harsh Sharangpani hatte zuvor ein paar wenig aussagekräftige Informationen zum ersten Itanium-Prozessor Merced zum Besten gegeben. Damit auf dem Forum überhaupt noch über Itanium gesprochen werden sollte, kopierte Intel in einer Nacht-und-Nebel-Aktion noch ein paar weitere Informationen und verteilte die Kopien am nächsten Tag. Zwei Jahre später auf dem Microprocessor Forum 2001 legte Fred Weber nochmal nach, mit konkreten Details für den ersten Opteron, mit seinem integriertem Speichercontroller, mit Hypertransport-Interfaces und mit ersten Benchmarkergebnissen von SPEC 2000. Und wieder saß ich neben einem führenden Intel-Architekten (seinen Namen soll ich auf dessen Wunsch nicht nennen). Erkennbar aufgeregt fragte er mich nach den Einzelheiten der nur kurz gezeigten SPEC-Ergebnisse, die ich natürlich (mit meiner ersten Digital-Kamera) fotografiert hatte.

Der Itanium hatte es also von Anfang an schwer und als die erste Version Merced im Jahre 2001 erschien, lachte die Welt ob seiner Performance, insbesondere die der x86-Hardware-Emulation. Ein Sysmark-Durchlauf ging gar nicht, brach wegen Timeouts ab – mit so etwas langsamem hatten die Benchmarkentwickler nicht gerechnet. Auch Pat Gelsinger, so hörte ich später, war vom Itanium alles andere als überzeugt – aber offenbar auch nicht wirklich vom Design-Weg des Pentium 4. Dieser Pentium 4 war ein Design, das sich signifikant vom P6 unterschied. Er arbeitete mit einer langen Hyper-Pipeline, die mit sehr hohem Takt lief. Hinzu kam neue Cache-Technik und eine "double pumped ALU". Auf der ISSCC 2001 zeigte aber Gelsinger auf, dass dieser Weg noch innerhalb der Dekade auf Energiedichten hinausliefe, die nicht mehr handhabbar sind, Energiedichten, die in Kernreaktoren oder auf der Sonnenoberfläche üblich sind. "Ich glaube nicht, dass wir einen 5000-Watt-Chip kühlen können." Und so kam es denn auch: Der Pentium 4 lief schon gegen die Power-Wand, als 2004 die Prescott-Version herauskam. Erschwerend kam hinzu, dass der geplante Herstellungsprozess mit 157-nm-Lasern abgeblasen wurde.