50 Jahre Intel: Rückblick auf 50 Jahre große Erfolge und große Misserfolge

Seite 6: Rettung aus dem heiligen Land

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Wie gut, dass Intel da noch die Entwicklung aus Haifa in der Hinterhand hatte. Hier war ein paar Jahre zuvor das Projekt Timna grandios gescheitert, das mit integriertem Grafikcontroller und Speicherinterface ausgestattet sein sollte, allerdings für Rambus. Doch Intel gab sehr zum Schrecken von Israel seine Rambus-Pläne auf. Ich habe noch ein paar unveröffentlichte Benchmarkwerte eines Timna-Boards, das ich ohne Intels Segen vermessen konnte (die waren aber nicht so toll). Die Entwickler in Haifa widmeten dann ihre Design-Erfahrungen dem energiesparenden Mobil-Prozessor Pentium M, wie Timna mit alter P6 Architektur – und das Design wurde später, in "Core" umgetauft, der große Rettungsanker für Intel. Da war dann schon der neue CEO Paul Otellini im Amt, der im vorigen Herbst überraschend gestorben ist.

Nein, nicht die drei von der Tankstelle: der Autor, Intel PR Martin Strobel und David Kanter von Realworldtech im Dorf Nehalem an der Küste von Oregon,nach dem Intel den ersten Core-Prozessor benannt hatte.



Im Tick-Tock-Stil kam dann in jedem Jahr entweder eine verbesserte Mikroarchitektur oder ein neuer Herstellungsprozess – Nehalem, Westmere Sandy Bridge, Ivy Bridge, Haswell, Broadwell, Skylake – doch die Tick-Tock-Maschine ist dabei etwas ins Stocken geraten; nach Tick-Tock kam Tick-Tock-Tock und jetzt Tick-Tock-Tock-Tock. Jeder neue Prozessschritt wird nunmehr in drei Teilschritte zerlegt, etwa beim stark verspäteten 10-nm-Prozess in 10 nm+ und 10 nm++.

Parallel zu Core 2 wurde im Jahre 2008 Intels Atom-Linie begonnen, gedacht für kleine Notebooks, Netbooks, Tablets, Mikroserver und Smartphones. Doch bei den Smartphones hatte Intel trotz großen Aufwandes so gut wie keinen Erfolg und gab schließlich den Markt auf. Auch im Internet of Things ruderte Intel zurück und kündigte die die Joule-, Edison- und Curie-Prozessoren ab. Und nun verkaufte der Konzern konsequenterweise vor ein paar Wochen auch den Embedded Spezialisten Wind River.

Auch mit einer anderen Altlast schloss Intel derweil ab. Seit etwa 2005 arbeitete Intel am Projekt Larrabee, das Nvidia und AMD auf dem Grafikmarkt Paroli bieten sollte. Als sich abzeichnete, dass das nicht klappen würde, wurde das Projekt in einen Beschleuniger für High Performance Computing umgewidmet. Der Xeon Phi Knights Landing (x200 Family) hatte dann auch hier und da Erfolge, aber der geplante Nachfolger in 10-nm-Technik blieb aus. Stattdessen baute Intel eine für Deep Learning umdesignte Variante namens Knights Mill (x205 Family), und kündigte im letzten Herbst die restliche Xeon-Phi-Linie ab.