AMDs Gewinn dezimiert: Knapp am Minus vorbei

Servergeschäft hui, Ryzen-CPUs und Radeon-GPUs pfui: Auch AMD bekommt den Nachfrageeinbruch zu spüren, hat aber bessere Aussichten als Intel.

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Desktop-Prozessor AMD Ryzen 7 5800X3D

(Bild: Mark Mantel / heise online)

Lesezeit: 3 Min.

AMD verbucht für die drei Monate von Juli bis September 2022 einen Betriebsverlust von 64 Millionen US-Dollar – ein Rückgang von einer Milliarde Dollar binnen eines Jahres. Nur aufgrund von Steuerrückerstattungen blieb am Ende noch ein kleiner Nettogewinn von 66 Millionen Dollar übrig. Dabei verhinderten Epyc-CPUs und Semi-Custom-Prozessoren für die Playstation 5 und Xbox Series X/S Schlimmeres.

AMDs Geschäftsbericht sieht nicht ganz so desaströs aus wie bei Intel: Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 29 Prozent auf knapp 5,6 Milliarden Dollar; rechnet man die anhaltenden Ausgaben für die milliardenteure Xilinx-Übernahme heraus, läge der der Betriebsgewinn bei annnähernd 1,3 Milliarden Dollar, der Nettogewinn bei fast 1,1 Milliarden Dollar.

Insbesondere aufgrund der eigenen Fehleinschätzung steht AMD jetzt schlechter da als notwendig. Im Vorquartal setzte die Firma noch knapp 6,6 Milliarden Dollar um und stellte einen Quartalsumsatz von 6,7 Milliarden Dollar in Aussicht. Aufgrund der eingebrochenen Nachfrage bei Desktop-PCs und Notebooks musste AMD allerdings schon Anfang Oktober eine Umsatzwarnung herausgeben.

AMDs Umsatztrend: Trotz der weltweiten Rezession bei PC-Hardware stieg der Umsatz im Jahresvergleich. Die Serversparte knöpft Intel kontinuierlich Marktanteile ab.

(Bild: AMD)

Die Client-Sparte rund um die Ryzen-CPUs plus alle Mainboard-Chipsätze erwirtschaftete nur noch rund eine Milliarde Umsatz und fuhr einen Betriebsverlust von 26 Millionen Dollar ein. Vor einem Jahr stand da noch ein Betriebsgewinn von 490 Millionen Dollar. Der Umsatz hat sich binnen lediglich dreier Monate halbiert (-40 Prozent im Jahresabstand). Ebenfalls schlecht lief der Verkauf von Radeon-Grafikkarten. Genauso wie Nvidia musste AMD Abschreibungen aufgrund hoher Lagerbestände tätigen – hier im Wert von 160 Millionen US-Dollar.

Microsoft und Sony haben der Gaming-Sparte (Semi-Custom-Prozessoren für Konsolen und Radeon-GPUs) trotzdem zu einem Umsatzplus von 14 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar verholfen. Der Spartenbetriebsgewinn ist um rund 39 Prozent auf 142 Millionen Dollar gefallen. Die Nachfrage beider Kunden war in Vorbereitung auf das Weihnachtsgeschäft stark – insbesondere bei der Playstation 5 übersteigt die Nachfrage weiterhin das Angebot.

AMDs Umsatz nach Geschäftsbereichen aufgeschlüsselt (in Milliarden US-Dollar)
Geschäftsbereich Q3/2022 Vergleich Q2/2022 Vergleich Q3/2021
Data Center 1,6 8% 45%
Client 1 -53% -40%
Gaming 1,6 gleich 14%
Embedded 1,3 4% 1549%
Total 5,6 -15% 29%

Der Star in AMDs Geschäftsbericht ist die Data-Center-Gruppe mit einem jährlichen Wachstum von 45 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar Umsatz. Der Betriebsgewinn ist sogar um 64 Prozent auf 505 Millionen Dollar gesprungen. AMD spricht vom zehnten Rekordquartal in Folge, was die Verkäufe von Epyc-CPUs angeht. Außerdem sind Instinct-GPU-Beschleuniger, Netzwerkprozessoren, FPGAs und adaptive Systems-on-Chip für Rechenzentren von Xilinx in dieser Sparte enthalten.

Alle weiteren Xilinx-Produkte hat AMD der Embedded-Sparte zugeschlagen. Damit weist diese Abteilung einen Umsatzsprung von sagenhaften 1549 Prozent aus, auf nunmehr 1,1 Milliarden Dollar. Der Embedded-Betriebsgewinn ist sogar um 2661 Prozent auf 635 Millionen Dollar explodiert, der Xilinx-Übernahme sei dank.

Im nun laufenden vierten Quartal 2022 erwartet AMD einen Umsatz von 5,2-5,8 Milliarden Dollar, im Mittel also Stillstand. Dabei stellt die Firma weiteres Server-Wachstum in Aussicht, was mit der anstehenden Vorstellung der vierten Epyc-Generation Genoa alias Epyc 9004 am 10. November nicht überrascht: Die CPU-Familie beinhaltet 96-Kerner mit AVX512-Support, denen Intel mit den anhaltenden Verzögerungen von Sapphire Rapids nichts entgegenstellen kann. Institutionelle Aktionäre nehmen AMDs Geschäftszahlen positiv auf – im nachbörslichen Handel stieg die Aktie um mehr als drei Prozent auf rund 62 Dollar.

(mma)