Anbieter von Bonitäts-Scoring sollen gratis Selbstauskünfte geben

Verbraucher können sich künftig bei Sammlern von Daten zur Bonitätsprüfung wie der Schufa einmal pro Jahr kostenlos eine Auskunft über die dort über sie gespeicherten Basiswerte einholen, wenn es nach dem Bundesinnenministerium geht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 280 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Verbraucher können sich künftig bei Sammlern von Daten zur Bonitätsprüfung wie der Schufa einmal pro Jahr kostenlos eine Auskunft über die dort über sie gespeicherten Basiswerte einholen, wenn es nach dem Bundesinnenministerium geht. Die berichten Spiegel und die taz übereinstimmend unter Verweis auf einen Referentenentwurf zur Änderung des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) aus dem Hause Wolfgang Schäubles (CDU). Bisher verlangt etwa die Schufa für eine Selbstanfrage 7,80 Euro, wenn die Information schriftlich geliefert werden soll.

Das Innenministerium hatte bereits im September 2007 Eckpunkte für einen Gesetzesentwurf vorgelegt, um bei Auskunfteien mehr Datenschutz und Transparenz zu gewährleisten. Zuvor hatten Datenschützer wiederholt und andere Sachverständige bei einer parlamentarischen Anhörung eine entsprechende Regulierung des boomenden Markts mit Kunden- und Konsumprofilen der Bürger für unabdinglich gehalten. Auch Verbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) machte sich bereits 2006 für eine gesetzliche Regelung stark. Im Januar legten Daten- und Verbraucherschützer schließlich eine umfassende Studie zu Socring vor. Sie forderten eine "Begrenzung der Sammelwut" vor allem bei Banken und Versicherungen sowie Nachbesserungen bei der gesetzlichen Initiative.

Unter Scoring versteht man mathematisch-statistische Verfahren zur Einschätzung der Kreditwürdigkeit von Verbrauchern. Kreditinstitute und viele andere Firmen etwa im Telekommunikationsbereich ziehen vor Erteilung eines Darlehens oder Vertragsabschlüssen Score-Werte heran, um einschätzen zu können, wie hoch das Risiko eines Ausfalls von Rückzahlungen ist. Die Methodik stützt sich auf Erfahrungswerte vergleichbarer Kreditnehmer sowie teilweise auf andere Informationen wie etwa soziodemographische Daten des Wohnumfeldes.

Der Entwurf sieht den Berichten zufolge vor, dass Kunden künftig nicht nur über ihren Scorewert unterrichtet werden müssen. Vielmehr sollen sie auch die "wesentlichen Datenarten" abfragen können, auf deren Basis er bestimmt wurde. Für viele Bürger dürfte dabei interessant sein, ob in die Berechnung der Kreditwürdigkeit auch Daten über den Wohnort einfließen. Dieser Einbezug ist besonders umstritten, da damit schon eine vermeintlich "schlechte Adresse" und die Wohnung in einem bestimmten Stadtviertel zu höheren Zinsforderungen beim Kauf auf Pump führen kann.

Der Leiter der Studie der Verbraucherschutzzentralen, Dieter Korczak, begrüßte den überarbeiteten Entwurf, da wesentliche Kritikpunkte nun berücksichtigt worden seien. Eine Sprecherin der Schufa reagierte gegenüber heise online dagegen verhalten auf "die schon länger kursierende Idee". Rein auf die bekannteste Auskunftei bezogen besteht ihrer Ansicht nach wenig Handlungsbedarf. So habe die Schufa bundesweit 14 Verbraucher-Servicezentren eingerichtet, an denen der Einblick in die eigenen Scorewerte bereits gratis sei. Nur der "kommerziell verwertbare Ausdruck" koste die Gebühr.

Darüber hinaus ist der Sprecherin zufolge nach einer Online-Registrierung gegen Zahlung einer Einmalgebühr in Höhe von 15,60 Euro jederzeit eine digitale Selbstauskunft zu beziehen. Insgesamt hätten sich im vergangenen Jahr 1,2 Millionen Konsumenten mit dem Begehr der Einsicht in die eigenen Werte an die Schufa gewandt. Man müsse aber die gesamte Branche im Blick haben, wo nicht alle einen solchen Service böten. Die Gesetzesänderung muss Schäuble noch mit den anderen Ressorts abstimmen. Sie soll trotzdem noch vor den Neuwahlen des Bundestags in 2009 vom Parlament verabschiedet werden.

Siehe dazu auch:

(Stefan Krempl) / (jk)