Autonomes Auto: Fußgängererkennung bei Dunkelheit mit schneller Infrarotkamera
Eine IR-Kamera mit mehreren Sichtfeldern und laufender Kalibrierung soll Objekte und Freiräume im Dunkeln laufend erkennen und Notmaßnahmen einleiten können.
Assistenzsysteme sollen Fahrer entlasten helfen und die Verkehrssicherheit steigern – teils auch mit automatisierten Funktionen. Bereits heute sind sie ein wachsendes Geschäftsfeld für Entwickler und Hersteller. Die Zukunft scheint sicher, denn die Vorschriften werden laufend strenger und alle Akteure setzen große Hoffnungen auf selbstfahrende Autos. Längst sind einige Systeme Vorschrift, nicht immer erfüllen sie die Erwartungen. Das junge Unternehmen Adasky hat daher einen Sensor für eine dieser Anwendungen weiterentwickelt und präsentiert ihn erstmals auf der IAA Mobility 2023 vom 5. bis 10. September in München.
Verschärfung der Regeln nach Unfällen
In den USA betreffen die einschlägigen Regularien für die Umfeldbeobachtung bereits explizit autonome Autos im alltäglichen Straßenverkehr. Nach Unfällen mit solchen Fahrzeugen wurde Ende Mai von der National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) in den USA ein Notbremssystem gefordert, das Fußgänger auch bei schlechten Sichtverhältnissen schützen kann. Die Behörde fordert eine zuverlässige Erkennung menschlicher Verkehrsteilnehmer noch bei 0,2 Lux, praktisch völliger Dunkelheit. Bislang galten 2000 Lux, das entspricht in etwa Tageslicht.
Adasky, Entwickler und Hersteller intelligenter Sensortechnologien, nutzt daher eine Langwellen-Infrarot-(LWIR)Kamera, deren Wärmesensor Objekte ab Temperaturunterschieden von 50 Millikelvin sicher erfassen kann. In Kombination mit einem passend entwickelten Algorithmus sollen sich aufgrund der Temperatursignatur schnell und zuverlässig Menschen von anderen Lebewesen und Gegenständen unterscheiden lassen.
Unabhängig von Lichtverhältnissen
Der Sensor soll unabhängig von den Lichtverhältnissen Objekte bis zu einer Entfernung von 300 Metern erkennen und Lebewesen noch bei einer Entfernung von mehr als 200 Metern klassifizieren können. Die heute für Advanced Driver Assistance Systems (ADAS) in Verbindung mit Abblendlicht genutzten Tageslicht-Kameras erkennen hingegen ein Objekt erst ab einer Entfernung von etwa 80 Metern. Dann ist die Sensorik aber noch nicht in der Lage festzustellen, ob es sich um ein Lebewesen handelt.
Kalibrierung ohne Blindflug
Die Kamera setzt mehrere Sichtfelder für verschiedene Szenarien im Verkehr ein. Neu ist auch eine laufende, softwaregesteuerte Kalibrierung an die Umgebungswärme. Herkömmliche IR-Kameras müssen hingegen für jeden Kalibriervorgang eine mechanische Blende schließen, was je nach Fahrgeschwindigkeit eine beträchtliche Strecke ohne Erkennung bedeuten kann. Die Daten der Kamera werden mithilfe eigens entwickelter Programme für die Objekterkennung und -klassifizierung genutzt. Die Software sei auch in der Lage, die Erkennung von Freiräumen und sogar die Berechnung der Zeit bis zur Kollision (TTC) laufend zu berechnen. Laut Adasky sei mit der neuen Lösung sowohl die geforderte Auffahrwarnung (FCW) als auch die automatischen Notbremsung (AEB) im Notfall mit einer einzigen Kamera zu erreichen.
Adasky entwickelt und produziert seit 2016 intelligente thermische Sensortechnologien mit aktuell 80 Mitarbeitern, davon 60 Ingenieuren. Das israelische Unternehmen verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz für Sensoren und Software im Sinne der die Verkehrssicherheit.
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(fpi)