Betriebsrat des insolventen DVD-Werks Dassow fordert mehr Zeit

Der für Freitag angesetzte Termin zur Entscheidung über einen neuen Investor bei ODS soll nach dem Willen der Arbeitnehmervertretung verschoben werden. Ein dritter Interessent sei aus Sicht des Betriebsrats der bessere Investor, brauche aber mehr Zeit.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Betriebsrat des insolventen DVD-Werks Dassow (Optical Disc Service GmbH, ODS) in Mecklenburg-Vorpommern hat für Mittwoch zu einer Demonstration aufgerufen. "Wir wollen nicht plattgemacht werden", sagte der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Thiergart am heutigen Montag der dpa. Die Arbeitnehmervertretung wolle zunächst erreichen, dass der Termin zur Entscheidung über einen neuen Investor verschoben wird. Der Gläubigerausschuss, in dem auch das Land vertreten ist, soll laut Plan am Freitag eine Entscheidung treffen.

Derzeit führt Insolvenzverwalter Marc Odebrecht Schlussverhandlungen mit zwei Interessenten, die beide nur knapp die Hälfte der 1100 Beschäftigten übernehmen wollen. "Wir haben aber ein Interesse daran, dass alle Bieter dabei sind", sagte Thiergart. So sei ein dritter aus Sicht des Betriebsrats der bessere Investor, er brauche aber mehr Zeit. Es dürfe nicht zu einer Entscheidung kommen, die zu Lasten weiterer Arbeitsplätze gehe oder gar auf die Schließung des Standorts hinauslaufe, mahnte Thiergart.

Kunden dürften allerdings vor allem ein Interesse daran haben, möglichst schnell zu wissen, wie es bei ODS weiter geht. Einem Unternehmen aus Hannover beispielsweise, das wegen der extrem günstigen Konditionen in den vergangenen Jahren CDs und DVDs im sechsstelligen Bereich bei ODS produzieren ließ, ist die Situation derzeit zu ungewiss. "Wir brauchen Planungssicherheit und werden deshalb wohl jetzt bei einem anderen Anbieter fertigen lassen", erklärte der Geschäftsführer des Unternehmens gegenüber heise online.

Von der Landesregierung fühlten sich die ODS-Mitarbeiter unterdessen im Stich gelassen. Weder Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) noch Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) seien in der Krisensituation gekommen, kritisiert Thiergart. Anders als um die Nokia-Beschäftigten in Bochum kümmere sich um die DVD-Werker in Dassow derzeit niemand. Als der 300. oder der 1000. Beschäftigte eingestellt wurden, seien dagegen Politiker angereist. "Ich halte das für keinen guten Stil", sagte Thiergart. Unterstützung erhalte die Belegschaft aber jetzt von Landrat Erhard Bräunig (SPD), so bei der Vorbereitung der Demonstration.

Das Dassower Werk war nach Unternehmensangaben bislang europaweit der größte Produzent von CDs und DVDs. Das Land hatte nach Angaben des Wirtschaftsministeriums für das Werk rund 43,5 Millionen Euro Fördermittel bewilligt. Davon seien aber 10 Millionen wegen der Insolvenz noch nicht ausgezahlt worden. Zudem stehe die Rückforderung von 19,3 Millionen Euro im Raum, wenn Auflagen nicht erfüllt werden. Nach Rechnung der FDP erreicht die Förderung mit Bundesmitteln und Insolvenzausfallgeld sogar um die 100 Millionen Euro. (pmz)