Bild-Bändiger: Freiheit durch Metadatenstandards

Seite 3: Ausmisten und Verschlagworten

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Im Bildbetrachter vergebene XMP-Stichwörter synchronisiert IDImager mit seinem Kategorienbaum.

Mit der günstigen Shareware ExifPro für 20 US-Dollar lassen sich JPEG- und Raw-Dateien schnell vorsortieren und verschlagworten; dank Farbmanagement zeigt es die Bilder in realistischen Tönen. Standardfelder etwa zu Copyright, Fotograf und Kontaktinformationen befüllt die Software stapelweise aus XMP-Metadatenvorlagen via „Tools/Edit File Info“ oder Strg+D. Eine Vorlage erstellt man im Ausklappmenü links unten mit der Option „Save as Template“. Das Einlesen von Vorlagen läuft ebenfalls über das Ausklappmenü oder die Tastenkombination Alt+Ziffer. Leider werden dabei sämtliche bereits existierenden Felder überschrieben, sodass man nicht mehrere Vorlagen kombinieren kann. Möchten Sie zusätzlich zu Ihren Urheber- und Kontaktinformationen projektbezogene Stichwörter vergeben (etwa Urlaubsort und - land), muss Ihre neue Vorlage außer diesen Stichwörtern auch die Basisinfos enthalten – andernfalls würden Letztere durch leere Felder überschrieben.

Alternativen: Photoshop-Besitzer nehmen die beiliegende Bridge, JPEG-Fotografen bringt auch die Freeware XnView ans Ziel. Mac-Powernutzer sollten einen Blick auf PhotoMechanic werfen. Wer sich mit den Feldern Titel, Beschreibung, Bewertung und Stichwörter zufrieden gibt, kann auch iTag benutzen. Derart vorbereitet, geht es ans Ausmisten, Verschlagworten und Bewerten. Der Button „Tagging“ in der Werkzeugleiste oder F4 ruft die Vollbildansicht inklusive der aktuellen Stichwortliste auf. ExifPro kennt nur flache Listen, keine hierarchischen Bäume. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil, denn beim ersten Verschlagworten eines Fotoshootings oder einer Urlaubsreise kommt man mit ein oder zwei handlichen Extrakten des all umfassenden, weitverzweigten Kategorienbaums oft schneller voran.

Sie können beliebig viele Listen auf Vorrat halten, als Standard- Speicherort hat ExifPro das „Dokumente“-Verzeichnis gewählt. Außerdem können Sie in dieser Ansicht eine temporäre Bildauswahl anlegen (Button „Light Table“ oder Tastenkürzel „E“), IPTC-Daten vergeben oder Bilder löschen (beim Durchblättern per Entfernen-Taste oder am Ende einer Session im Leuchttisch mit der Schaltfläche „Light Table Operations“, „Delete all remaining Images“). Schade nur, dass der zugehörige Dialog „File Info“ den Zugriff auf die praktische Stichwörter palette blockiert. Vorbildlich an dem erst in Version 1.0 vorliegenden Bildbrowser ist, dass die Hilfe detailliert Auskunft darüber erteilt, für welche Formate er Metadaten unterstützt und wohin er diese schreibt. Für Raw-Formate legt die Software XMP-Begleitdateien an, die Zusatzinfos zum JPEG landen sowohl im XMP- als auch im IPTC-IIM-Header; Metadaten anderer Formate wie PNG, PSD oder TIFF unterstützt ExifPro nicht.

Wer eine umfangreiche, teilweise auf externe Medien ausgelagerte Fotosammlung sein Eigen nennt, stößt irgendwann an die Grenzen jedes noch so guten Betrachters. Immer häufiger sucht man nach Stichwörtern, möchte verschiedene Kriterien kombinieren oder einfach nur übergeordnete Selektionen anlegen: Eine Bilddatenbank muss her. Der günstigste, mit IPTC/XMP- Talenten gesegnete Vertreter seiner Zunft ist IMatch, gefolgt von IDImager. Deutlich tiefer muss man für Expression Media oder All-in-one-Pakete wie Lightroom und Aperture in die Tasche greifen – dafür taugen Letztere auch zum Bearbeiten und Publizieren. Hoffnung auf eine kostenlose Lösung macht die jüngst auf Windows portierte Open-Source-Datenbank digikam; eine stabile Release lässt leider noch auf sich warten.

IMatch schreibt sowohl IPTC-IIM als auch das neue XMP und stellt dafür getrennte Editoren bereit: Da ExifPro auf XMP setzt, sollte man Änderungen ausschließlich im XMP-Editor (Image/Special Tools/XMP Editor) vornehmen. An dieser Stelle sollten Sie die Grundsatzentscheidung treffen, ob Sie Ihr Archiv auf XMP- oder IPTC-IIM-Beine stellen wollen. Anschließend wählen Sie sämtliche Metadaten-Editoren wie Bilddatenbank, Betrachter und Zusatztools sorgfältig danach aus. Beim gemischten Einsatz laufen Sie Gefahr, dass Änderungen im falschen Header landen und innerhalb des Workflows unbemerkt von einer wohlmeinenden Anwendung kaputtsynchronisiert werden. Steuern Sie die Synchronisation der unterschiedlichen Metadatenblöcke besser bei Bedarf mit darauf spezialisierter Software wie etwa ExifTool. XMP landet bei IMatch per Default in einer Begleitdatei. Falls Sie die Infos direkt in der Datei unterbringen möchten, deaktivieren Sie unter „Options/Preferences“ die Option „Always store XMP data in external sidecar files“ und führen „Tools/XMP/Refresh XMP Cache“ aus. Beim Kopieren, Verschieben, Löschen und Umbenennen werden gleichnamige XMP-Anhängsel übrigens automatisch mitgezogen. Sinnvolle Dateinamen etwa nach dem Schema „JJJJMMTT_Begriff_laufende Nummer“ vergibt IMatch stapelweise per „Smart Rename“.

Ein Backup mit Netz und doppeltem Boden besteht aus zwei Sicherungskopien der komplett etikettierten und umbenannten Fotos nebst ihren XMP-Begleitern: eine auf einer externen Festplatte, die andere auf DVD. Die meisten Bilddatenbanken bieten hierarchische Kategoriensysteme, mit denen sich Bildersammlungen komfortabel verschlagworten und filtern lassen. Für einen metadatengestützten Workflow ist unerlässlich, dass diese Kategorien als Stichwörter in das entsprechende XMP- oder IPTC-Feld der Bild- oder Begleitdatei geschrieben werden können – wer auch mit externen Tools verschlagwortet, benötigt zudem einen Abgleich beim Import der Stichwörter. IMatch importiert Stichwörter aus beiden Headern und sammelt sie in einer vorgegebenen Ebene des Kategorienbaums; XMP-Beschreibungen muss man im XMP-Editor hinzufügen und per Suchfunktion filtern.

Einen perfekten Abgleich schafft IDImager: Er ordnet beim Import jedes XMP-Stichwort automatisch der entsprechenden IDImager-Kategorie zu – egal, in welchem Ast des Kategorienbaumes; nicht synchronisierbare Tags werden in der Hauptebene gesammelt und lassen sich nachträglich einsortieren.