Bill Gates drängt US-Politiker zu Änderungen der Einwanderungsbestimmungen

"Öffnet unsere Türen", forderte der Microsoft-Mitgründer vor einem Ausschuss des US-amerikanischen Senats.

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In den Vereinigten Staaten geht seit einiger Zeit die Sorge um, das Land könne auf Dauer seine Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt verlieren. In der zu diesem Thema anberaumten Anhörung des Senatsausschusses für Gesundheit, Bildung, Arbeit und Renten unter Vorsitz von Edward Kennedy hat Microsoft-Chairman Bill Gates seine Expertise abgegeben. Er hatte früher bereits gefordert, den Zuzug von begabten Fachkräften auszuweiten und bekam nun im Senat die Gelegenheit, seine Forderungen zu unterstreichen.

"Öffnet unsere Türen für hochtalentierte Wissenschaftler und Ingenieure, die hier leben, arbeiten und Steuern zahlen wollen", lautete Gates' Credo. Die fähigen Köpfe würden sonst anderweitig beschäftigt. "Ich sehe die negativen Auswirkungen der Einwanderungsbestimmungen bei Microsoft jeden Tag", sagte Gates. Das Kontingent der H1-B-Visa sei für 2007 bereits vier Monate eher erschöpft, bevor das Geschäftsjahr begonnen hatte. 2008 werde die Lage noch enger werden. Microsoft werde dieses Jahr erstmals nicht ausreichend Visa für Hochschulabsolventen beschaffen können. Vor knapp zwei Jahren hatte Gates schon einmal auf das Problem hingewiesen.

Die USA konstatieren derzeit eine mangelnde Attraktivität von naturwissenschaftlichen Fächern, Mathematik und Computer-Wissenschaft. Um diesem selbstproduzierten Nachwuchsmangel zu begegnen, schlägt Gates nicht nur vor, die Visa-Erteilungspraxis zu ändern, sondern auch das US-amerikanische Bildungswesen grundlegend zu reformieren. Die USA sollten nach Meinung des Microsoft-Gründers das Ziel verfolgen, dass jedes Kind einen High-School-Abschluss macht. Mittelfristig, also bis zum Jahr 2015, solle die Zahl der Absolventen in wissenschaftlichen und Technologiefächern sowie in Mathemmatik verdoppelt werden. Dazu müssten die Lehrpläne überarbeitet und an den High Schools 10.000 Lehrer angestellt werden.

Im Verlauf der Anhörung schilderte Gates einige der Bildungsprogramme, die von seiner Stiftung iniitiert wurden. Senatorin Hillary Clinton, die sich als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten beworben hat, stimmt mit dem Microsoft-Gründer überein, dass einige dieser Programme für die High Schools nützlich sein könnten – ebenso in den Junior High Schools. Viele der Daten, die Clinton gesehen habe, ließen darauf schließen, dass die Kinder gelangweilt seien, da sie nicht ausreichend angeregt würden und dass in den Schulen nicht ausreichend Technik verfügbar sei.

"Wir dürfen bei allen Überlegungen zur Konkurrenzfähigkeit der USA im 21. Jahrhundert nicht die zentrale Rolle von Technologie und Innovation vergessen", ermahnte der Microsoft-Vorsteher die Ausschussmitglieder. Beim Entwicklungspotenzial vornean stünden die IT-Branche und das Gesundheitswesen. Auch wenn die Anstrengungen der Privatwirtschaft von großer Bedeutung seien, lebenswichtig sei auch die staatliche Förderung von Forschung und Entwicklung. Die USA halte momentan aber nach Gates's Meinung bei den staatlichen Investitionen mit China und der Europäischen Union nicht mit.

US-Präsident George W. Bush hatte in seiner Rede zur Lage der Nation am letzten Januartag 2006 bereits Förderprogramme für Technologieunternehmen angekündigt. Im November zuvor formulierten die oppositionellen Demokraten einen Forderungskatalog zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der USA. Jüngst hat die Duke University zu Durham mit einer Studie zu belegen versucht, wie groß der Beitrag von Einwanderern am Erfolg der US-Wirtschaft ist. Allerdings gibt es auch Stimmen wie aus dem Institute of Electrical and Electronics Engineers-USA (IEEE-USA), die befürchten, ausländische Fachkräfte könnten niedriger als einheimische entlohnt werden und dadurch das Lohnniveau drücken. (anw)