Bitte um Starlink-Freigabe in der Türkei: Erdoğan will von Musk Tesla-Fabrik

Elon Musk hat sich als Konzernchef ungewöhnlich exponiert. Das zeigt sich einmal mehr, als er beim türkischen Präsidenten um eine Freigabe für Starlink bittet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 65 Kommentare lesen
Musk mit Sohn im Arm und Erdoğan​ im Gespräch

Musk (mit Sohn) und Erdoğan

(Bild: T.C. Cumhurbaşkanlığı)

Lesezeit: 3 Min.

Bei einem offenbar für die Freigabe von Starlink in der Türkei gedachten Gespräch Elon Musks mit dem türkischen Präsidenten, hat Recep Tayyip Erdoğan den US-Milliardär aufgefordert, eine Tesla-Fabrik in seinem Land zu errichten. Das geht aus einem Statement des Präsidentenpalasts hervor; Stattgefunden hat das Treffen in New York. Dort steht die UN-Generalversammlung an und Musk nutzt die Gelegenheit für Kontakte zu verschiedenen Staats- und Regierungschefs. Ein Foto der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu Ajansı zeigt, dass der Milliardär nicht nur einen seiner Söhne mitgebracht hat, sondern auch zwei Manager und eine Managerin von SpaceX. Das Satelliteninternet Starlink des Unternehmens ist bislang nicht in der Türkei zugelassen, und Ziel war es offenbar, das zu ändern. Erdoğan hat im Gegenzug offenbar versucht, Musks Doppelrolle als Chef von SpaceX und Tesla für die Türkei auszunutzen.

In dem Statement heißt es, dass Musk den Wunsch geäußert habe, dass die türkischen Behörden die nötige Lizenz für den Betrieb von Starlink erteilen. Im Gegenzug habe Erdoğan "Musk eingeladen", eine Tesla-Fabrik in der Türkei zu errichten und der Milliardär habe ihm zugesichert, dass sein Land ein "führender Kandidat" für die nächste Fabrik sei. Ein Foto der beiden Delegationen, das Anadolu Ajansı veröffentlicht hat, deutet aber an, dass es dem Milliardär weniger um sein Elektroautounternehmen gegangen ist. Zu sehen ist darauf, dass neben Musk noch Lauren Dreyer, Ryan Goodnight und Omar Kunbargi an dem Gespräch teilgenommen haben, alle drei arbeiten bei SpaceX. Von Tesla ist außer Musk selbst niemand zu sehen.

Der Gesprächsverlauf zeigt einmal mehr, wie sehr sich Musk als Chef ganz unterschiedlicher Unternehmen mit verschiedenen Interessen exponiert hat. Sichtbar wurde das etwa im Frühjahr, als eine unter Schirmherrschaft der Kommunistischen Partei Chinas stehende Zeitung ihn gewarnt hat, nachdem er auf Twitter nahegelegt hat, dass die Coronavirus-Pandemie auf einen Laborunfall im chinesischen Wuhan zurückgeht. Er solle nicht in die Hand beißen, die ihn füttert, hat es damals geheißen. Die größte Fabrik von Tesla steht im chinesischen Shanghai und China ist der zweitgrößte Markt für den Elektroautohersteller. Gleichzeitig verantwortet Musk mit Starlink aber auch ein globales Satelliteninternet, das der chinesischen Führung bereits ein Dorn im Auge ist. Die Türkei versucht nun offenbar, sich die Zustimmung zur Freigabe von Starlink etwas kosten zu lassen und will damit von Musks Mehrfachrolle als Chef unterschiedlicher Unternehmen profitieren.

(mho)