Bosch verbessert Diesel-Abgaswerte dramatisch
Den teuren Hightech-Overkill einer Registeraufladung (mit zwei oder gar mehr verschieden großen Ladern) oder eines zweiflutigen Laders konnte Bosch sich sparen. Diese Aufladungsarten können jedoch selbstverständlich weiterhin eingesetzt werden, wenn Hersteller das wünschen.
Nicht zuletzt spielen bei den hohen Einspritzdrücken auch die Injektoren eine Rolle. Bosch nennt ihre Entwicklung aus guten Gründen „Kernkompetenz im Unternehmen“ ist stolz auf ein weiter verfeinertes Design und bessere Materialien, welche die höheren Belastungen zuverlässig wegstecken sollen. Fast überflüsssig zu sagen, dass bei gleich gebliebenen Spitzendrücken von bis zu 2200 bar die Effizienz der Zerstäubung weiter gesteigert werden konnte. Interessanter, dass es sich weiter um Magnetspulen-Injektoren handelt. Die teurere und in der Praxis bisweilen problematische piezoelektrische Bauart-Variante ist also auch hier nicht nötig.
Möglichst nah an der Großserie
Über Jahre entwickelt, ausprobiert und am Mittwoch (25. April 2018) öffentlich präsentiert wurde die neue Technologie an einem Brot-und-Butter-Auto, einem VW Golf. Besonders wichtig daran ist, dass Bosch sie großseriennah an einem existierenden Motor ohne in der Produktion teurer Features wie etwa aufwendiger Turbo-Technik entwickelte. Das zeigt, wohin der neue Ansatz zunächst zielt: Auf den möglichst breiten Einsatz bei einem der größten Kunden für geringe Zusatzkosten, Bosch spricht von einem „niedrigen dreistelligen Betrag“. Man kann davon ausgehen, dass die neue Entstickung in Autos von Volkswagen eingeführt werden wird.
Diesel-Fahrzeuge dürfen derzeit laut Euro 6d-TEMP im RDE noch 168 Milligramm Stickoxid pro Kilometer ausstoßen, ab 2020 werden es 120 sein. Boschs Demonstrations-Golf erreicht nun zwischen minimal 13 Milligramm, maximal – also bei bewusst NOx-provozierender Fahrweise sind es nicht mehr als 50 Milligramm. Der Kraftstoffverbrauch konnte gehalten werden, ebenso der AdBlue-Konsum, der bei rund einem Liter auf „etwas unter 1000“ Kilometern liegen soll.
Da drängt sich eine weitere Perspektive auf: Wird der Gesetzgeber nachziehen und die Emissionsvorschriften den neuen technischen Möglichkeiten anpassen? Oder wird die wie immer laut jammernde Lobby der Autoindustrie in ihrer unstillbar scheinenden Profitgier es erneut schaffen, die Regeln aufzuweichen, Fristen hinauszuschieben? Eine Chance für Volkswagen, mal nicht im Rudel zu heulen, sondern vielmehr seinen zurecht schwer beschädigten Ruf als Abgasbetrüger – die Software lief auf übrigens Bosch-Steuergeräten – zu reparieren. Wenn die Technologie so viel kann, wie Bosch verspricht, täte es nicht nur nicht weh, wirklich saubere Motoren anzubieten, man könnte für eine – hoffentlich nur kurze – Weile sogar den Wettbewerb vor sich hertreiben. (fpi)