Breton an Zuckerberg: Pädophiles Netzwerk auf Instagram sofort abstellen

Metas Kodex zum Kinderschutz scheine nicht zu funktionieren, vermutet EU-Kommissar Breton nach einem Bericht über sexuelles Missbrauchsmaterial bei Instagram.​

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(Bild: Pikul Noorod/Shutterstock.com)

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EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton hat Meta-Chef Mark Zuckerberg aufgefordert, einen Bericht über ein großes Pädophilen-Netzwerk auf Instagram aufzuklären und "sofort" Gegenmaßnahmen zu ergreifen. "Metas freiwilliger Kodex zum Kinderschutz scheint nicht zu funktionieren", twitterte Breton am Donnerstag unter Verweis auf einen Artikel im "Wall Street Journal" (WSJ). Demnach handelten zahlreiche über die Plattform verknüpfte Mitglieder mit Darstellungen von sexuellem Kindesmissbrauch. Zudem würden sie einschlägige Aufnahmen in Auftrag geben.

Er werde diese und weitere Angelegenheiten bei einem Gespräch mit Zuckerberg am 23. Juni am Meta-Hauptsitz im kalifornischen Menlo Park zur Sprache bringen, erklärte Breton. Nach dem 25. August müsse der Konzern auf Basis des Digital Services Act (DSA) Maßnahmen demonstrieren. Andernfalls drohten "schwere Sanktionen".

Der DSA verankert EU-weite Sorgfaltspflichten für digitalen Dienste. Dazu gehören Vorschriften zum schnelleren Löschen illegaler Inhalte. Sehr große Online-Plattformen wie Facebook, Instagram, Google, TikTok, und Twitter müssen Risikoabschätzungen durchführen und ausgemachte Gefahren etwa für die Demokratie, die öffentliche Sicherheit, die Grundrechte und den Jugendschutz minimieren. Die Kommission will unter dem Aufhänger des Kampfs gegen sexuellen Kindesmissbrauch zudem die Online-Überwachung ausbauen und eine Chatkontrolle einführen.

Laut der WSJ-Untersuchung, die Reporter der Zeitung gemeinsam mit Forschern der Stanford University und der Universität Amherst in Massachusetts durchgeführt haben, beherbergt Instagram nicht nur Pädophile und ihre Inhalte, sondern bewirbt sie aktiv. Das Empfehlungssystem des sozialen Netzwerks verknüpfe gezielt Konten von Nutzern mit Vorlieben für sexuelle Missbrauchsdarstellungen untereinander. Die Plattform ermögliche auch die Suche nach expliziten Hashtags für solches Material. Es existierten sogar Konten, die "Provisionen" annähmen oder persönliche Treffen mit Kindern anböten. Dies verstoße gegen Gesetze und Metas eigene Richtlinien.

Der Konzern wirbt seit Langem mit einer "Null-Toleranz-Politik" und "modernsten präventive Werkzeugen", die bei Nacktheit und Hinweisen auf sexuelle Gewalt gegen Kinder anschlügen. Ein Meta-Sprecher erklärte gegenüber den Magazinen "Politico" und "Euractiv", man habe eine interne Taskforce eingerichtet, um die jüngsten Erkenntnisse von Dritten zu prüfen und gegebenenfalls unverzüglich zu handeln.

Das Unternehmen arbeite "hart an der Bekämpfung" der Ausbeutung von Kindern und unterstütze die Strafverfolgungsbehörden dabei, Kriminelle aufzuspüren. Zwischen 2020 und 2022 habe Meta 27 "missbräuchliche Netzwerke" aufgelöst und im Januar über 490.000 Konten wegen Verstößen gegen die Kindersicherheitsrichtlinien deaktiviert.

(mack)