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CeBIT-Bilanz: Die Krise als Chance

Trotz deutlich weniger Ausstellern und Besuchern zieht die Messe AG eine positive Bilanz der CeBIT 2009, die der Branche wieder das bot, was sie lange vermisst hatte: Die Konzentration aufs Geschäft.

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Die CeBIT schrumpft, doch trotz deutlich weniger Ausstellern und Besuchern sind Messeleitung und Branchenvertreter glücklich. Die Erwartungen der Aussteller seien "weit übertroffen" worden, erklärt Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer zum Abschluss der IT-Messe am Sonntagmorgen in der niedersächsischen Landeshauptstadt. "Viele Aussteller verlassen Hannover mit vollen Auftragsbüchern", ergänzt Messe-Chef Ernst Raue.

Ernst Raue und August-Wilhelm Scheer

In der Arithmetik der Messegesellschaft verdichtet sich die CeBIT in der Krise zu einer effizienteren Businessmesse. "Wenn wir die wesentlichen Parameter betrachten, erreicht die CeBIT 2009 das hohe Niveau des vergangenen Jahres", rechnet der Messe-Chef vor und meint damit das Verhältnis von Ausstellern und Besuchern.

Neben dem Rückgang bei den ausstellenden Unternehmen um ein Viertel auf 4300 (aus 69 Ländern) muss der Messe-Chef auch einen Besucherschwund von 20 Prozent vermelden, nachdem er zur Halbzeit noch keine Zahlen nennen wollte. Über 400.000 Besucher, davon ein Fünftel aus dem Ausland, zählte die Messe in diesem Jahr und blieb damit noch hinter dem Tiefstand 2006 und den Zahlen der Anfangsjahre zurück.

Entwicklung der CeBIT-Besucher- und Ausstellerzahlen seit 1986

Raue weist den Vergleich mit den Zahlen aus den 90-er Jahren zurück: "Das ist fast zwanzig Jahre her." Dass sich der Messe-Chef solche Zahlenspiele gefallen lassen muss, hat er sich auch selbst zuzuschreiben. Über Jahre hat die Messegesellschaft die Öffentlichkeit mit immer neuen Rekorden konditioniert, die Besucherzahlen als ersten Erfolgsindikator zu nehmen. In Zeiten der Krise und des Schwunds wird die Messe AG das nun nicht so leicht los.

Dennoch hat Raue durchaus Anlass, mit dem CeBIT-Jahr 2009 zufrieden zu sein. Die Stimmung unter den Ausstellern war überwiegend gut, nach einem etwas verhaltenen Start am Dienstag kam die Messe am Mittwoch in Schwung. Die Unternehmen berichten von deutlich mehr Geschäftskontakten als noch im Vorjahr. Das liegt auch am höheren Anteil der Fachbesucher, erklärt Raue. "Die CeBIT hat ihr Versprechen gehalten und in einem schwierigen Jahr für Aufbruchstimmung gesorgt", sekundiert Scheer.

"Wirtschaftskrise hin oder her – diese Messe war für die übergroße Mehrheit der Unternehmen ein voller Erfolg", erklärt der Bitkom-Chef unter Berufung auf eine Umfrage unter Verbandsmitgliedern. Auch das begleitende Kongressprogramm, in das die Messe große Hoffnungen setzt, sei gut angekommen und habe Vorstandsmitglieder der Branchengrößen sowie die Politik nach Hannover gebracht. "Alle waren hier", sagt Raue. Scheer bemüht einmal mehr seinen Vergleich, die CeBIT sei das Davos der IT-Branche.

Erfolgreich war nach Raues Worten unter anderem die Zusammenführung der IT-Sicherheitsbranche. Von den Ausstellern in Halle 11 habe es positive Rückmeldungen gegeben, das Konzept soll im kommenden Jahr ausgebaut werden. Auch die Webciety-Area wird es im kommenden Jahr wieder geben, hier sieht Raue positive Ansätze, die Web-Branche für die Messe zu begeistern.

Insgesamt sieht Raue gute Chancen, in diesem Jahr fehlende Unternehmen wieder für die CeBIT gewinnen zu können. 2010 wird die Messe um den Sonntag verkürzt und vom 2. bis 6. März stattfinden. Mit einem Partnerland laufen die Verhandlungen, bis zum Vertragsabschluss will Raue dazu nichts weiter verraten.

Ein positives Fazit zog auch der 2009 zum Partner erkorene US-Bundesstaat Kalifornien. Dessen Gouverneur Arnold Schwarzenegger habe für einen "starken Start" gesorgt, sagt Raue, "der Funke ist übergesprungen". Die CeBIT konnte vom hohen Promi-Faktor des "Governators" profitieren, noch nie hat Raue so viele Journalisten beim Eröffnungsrundgang gesehen, den Schwarzenegger und Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag absolvierten.

Die überall sichtbaren Hinweise auf die Terminator-Filme nahm der Gouverneur pflichtschuldigst zum Anlass, die CeBIT mit ein paar Zitat-Klassikern zu würzen. Zum Entzücken der versammelten Journalisten und Fans nutzte Schwarzenegger die Gelegenheit, ein "Hasta la vista, Baby" einzustreuen und zum Abschluss zu versprechen: "I'll be back". Ein an die IT-Branche gerichtetes "Come with me if you want to live" hat man nicht gehört, das wäre angesichts der finanziellen Krise Kaliforniens vielleicht auch nicht so gut angekommen. (vbr)